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Obwalden

Historisches Museum schliesst Ausstellung zum Brünig-Saumweg ab

Das Historische Museum Obwalden kann auf zwei erfolgreiche Ausstellungen zurückblicken.
Museumsleiterin Pamina Sigrist (rechts) mit den «Mittelalter-Spiellüt». (Bild: Romano Cuonz (Sarnen, 29. November 2021))

Romano Cuonz

«Mit den Ausstellungen ‹Fundort Brünig› und ‹Gweerigi Fraiwä› hat es das Historische Museum geschafft, die Tugenden eines guten Museums, also die Beständigkeit und den Wandel, erlebbar zu machen», lobte der Obwaldner Kulturdirektor Christian Schäli anlässlich der Finissage der Brünig-Ausstellung. Und er erläuterte: Die Ausstellung «Fundort Brünig» habe viele kleine Sensationen sensationell präsentiert. Funde aus früheren Zeiten seien in überraschende und spannende neue Zusammenhänge gestellt worden.

Gleichzeitig aber stelle das Historische Museum bereits heute Porträts von protestierenden Frauen aus. Der Kulturdirektor dazu: «Hier kommt die aktuelle gesellschaftliche Diskussion in die Räume des Muse-ums.» Diese Ausstellung dokumentiere eindrücklich, dass sich die Stellung der Frau im Kanton Obwalden in den letzten Jahrzehnten stark verändert habe. Aber auch, dass Gleichberechtigung in vielen Bereichen noch keine Selbstverständlichkeit sei.

Arbeit für Obwaldner Geschichtsbücher

Die erfolgreiche archäologische Erlebnisausstellung «Fundort Brünig» ging am Samstag zu Ende. Dies mit Musik der «Mittelalter-Spiellüt» Jeannine Frey-Gloor und Jonathan Frey, die auf nachgebauten, historischen Instrumenten spielten. Nochmals zogen Ausstellungsgestalter Peter Halter und Projektleiter Martin Berweger Bilanz. Berweger, ein weitgehend ehrenamtlich tätiger Forscher, sagte: «Vor elf Jahren beschloss unsere Arbeitsgruppe, den aus archäologischer Sicht bisher unbedeutenden Brünigpass auf der Obwaldner Seite zu erforschen.» Mit diesem Projekt habe man einen wichtigen Beitrag zur Obwaldner Siedlungsgeschichte geleistet. Und wirklich: Der bisherige Aufwand von rund 5000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden hat sich gelohnt. «Aus dem weissen Fleck auf der archäologischen Obwaldner Landkarte wurde ein erstaunlich reichhaltiges Fundgebiet», bilanzierte Berweger.

In der Tat: Die Zahl der registrierten Fundmünzen wurde mehr als verdoppelt und liegt nun bei rund 500 Stück. Auch die digitale Visualisierung auf dem teilweise wiederhergestellten alten Brünig-Saumweg wurde von den Besuchenden fleissig genutzt. Seit Frühling sind dort 2544 QR-Codes benutzt worden. Mit einem Blick in die Zukunft zeigt sich Berweger aber dennoch besorgt: «Leider wurde die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Prospektion 2016 wegen fehlender finanzieller Unterstützung auf Eis gelegt.» Ob und wie unter diesen Vorzeichen archäologische Grabungen vorgenommen werden könnten, sei sehr ungewiss. Noch hofft Berweger auf eine Lösung, damit das Abenteuer «Fundort Brünig» weitergeht.

«Gweerigi Fraiwä» halten die Festung

Während die Ausstellung «Fundort Brünig» nun abgeräumt wird, soll die zweite laufende Ausstellung «Gweerigi Fraiwä» dem Publikum noch ein ganzes Jahr erhalten bleiben. Dies hat Pamina Sigrist, Leiterin des Historischen Museums Obwalden, mit ihrem Team entschieden. «Wir stellen fest, dass das Interesse an Frauen und ihrer politischen Mitsprache in Obwalden und landesweit nach wie vor gross ist», sagte sie. Vor allem Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen würden die Ausstellung besuchen.

Auch bei ihren Plänen für eine neue Ausstellung bleibt sich die Ethnologin Pamina Sigrist treu. «Da liess ich mich vom früheren Namen des Hauses inspirieren», verriet sie. Es sei noch nicht so lange her, da habe es «Heimatmuseum» geheissen. «Ich stelle mir nun die Frage, was für eine Heimat wir in diesem Museum sehen wollen», sagte Sigrist. Im Haus begegne man verschiedenen Heimatbegriffen. Ein Blick nach draussen aber zeige eine höchst plurale Gesellschaft. Die Kuratorin will sich nun Fragen stellen wie: «Für wie viele Leute ist die Heimat, die das Museum widerspiegelt, auch heute noch eine Heimat?» Und: «Was bedeutet Heimat eigentlich in unserer pluralen Gesellschaft?»

Um Antworten zu bekommen, will Sigrist Personen mit Migrationshintergrund ins Depot des Museums schicken. Dort dürfen diese ihren eigenen Heimatbegriff konstruieren. «Wünschenswert wäre, dass alle Menschen, die bei uns leben, gemeinsam einen Heimatbegriff schaffen», sagte Sigrist. Ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einer pluralen Heimat soll also die Ausstellung im kommenden Jahr sein.

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