Salome Erni
Salome Erni
Salome Erni
Salome Erni
Salome Erni
Verlassen, verloren, vernachlässigt sieht das grosse graue Haus aus. Wie ein Geisterhaus aus Bilderbüchern steht es ominös oberhalb der Hauptstrasse zwischen Neudorf und Beromünster. Vorbeifahrenden Autofahrern präsentieren sich die mit Holz verriegelten Fenster und die ungepflegte Fassade nicht sehr einladend. Wer trotzdem vermutet, dass hinter dem desolaten Äusseren eine prunkvolle Vergangenheit liegt, hat Recht.
Das Krusenschloss wurde im Jahr 1786 in Gegenwart der illustren Luzerner Patrizierkreise eingeweiht. Der Propst Ulrich Krus vom Stift Beromünster – selber ein Patrizierspross – erbaute sich hier eine Jagdresidenz und diente als Namensgeber seines Sommersitzes. Im Vergleich mit den anderen Landhäusern der Beromünsterer Chorherren sticht das Krusenschloss als das wohl grösste und vornehmste heraus.
Wie ein vom Geschichtsverein Beromünster herausgegebenes Buch schildert, habe man das Stück Land vor dem Kauf durch Propst Krus «Dornacher» genannt. Einen entsprechend grossen Aufwand sei es dann auch gewesen, das steile Gelände einzuebnen, die Gärten und die kleine Parkanlage inklusive Weiher, Springbrunnen und Wäldchen zu errichten. Auch das Innere sei prunkvoll ausgestattet gewesen mit schönen eingelegten Fussböden, kunstvoll geschnitztem Treppengeländer und reichen Stuckverzierungen. Es gab einen prächtigen Rittersaal und im Obergeschoss eine Hauskapelle. Dazu kamen Dienstbotenwohnungen und ein Stall für mehrere Pferde.
Napoleons Einmarsch hatte Auswirkungen bis nach Neudorf
Als die Alte Eidgenossenschaft gegen Ende des 18. Jahrhunderts ihrem Ende entgegensah, kamen auch die Patrizier in Bedrängnis. Mit der Abschaffung der städtischen Patriziate durch den Einmarsch Napoleons musste auch Propst Krus seine Zahlungsunfähigkeit bekanntgeben. Laut der Denkmalpflege Luzern wurde die Ausstattung daraufhin verkauft.
In Folge wechselte die Sommerresidenz seinen Besitzer und kam an die vermögende Frau Schnyder von Wartensee, die jedoch die meiste Zeit in Turin wohnte. Die Parkanlage wurde abgeholzt und nicht mehr weitergeführt. Die vielen nachfolgenden Besitzer kümmerten sich mal mehr, mal weniger um die Residenz, die äussere Anlage wurde zerstört. Zwischendurch war das Gebäude unbewohnt und soll einst als Getreidespeicher genutzt worden sein. Letzte Innenumbauten erfolgten in der Mitte des 20. Jahrhunderts, so die Denkmalpflege.
Heute ist das Krusenschloss seit längerem unbewohnt und steht zum Verkauf. Geplant ist, die ehemalige Adelsresidenz als Villa wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Auch wenn das Haus zweifellos bereits bessere Tage erlebt hat, besticht das Sommerschlösschen mit einer beeindruckenden Aussicht über die Hügelzüge des Michelsamts. Wie einer Zusammenstellung von Doris Bader Immobilien zu entnehmen ist, kostet das Schloss im aktuellen Zustand 1,75 Millionen Franken, für fast 5 Millionen ist es bezugsbereit ausgebaut erhältlich.