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Zug

Hermeline, Auerhühner, Gämsen: Über 900 Wildtier-Beobachtungen meldete die Bevölkerung auf einer Online-Plattform

Die Verantwortliche des Projekts «Wilde Nachbarn» zieht für den Kanton Zug nach dem ersten Jahr eine positive Bilanz. Verbessern liesse sich der persönliche Kontakt mit den Freiwilligen.
Überraschend viele Hermeline wurden im Kanton Zug kürzlich gesichtet. (Bild: wildenachbarn.ch/
David Doda)
Beobachtete Hermeline seit dem Start des Projekts vor einem Jahr. (Karte: wildenachbarn.ch)

Fabian Gubser

Fabian Gubser

Vor wenigen Tagen sichtete ein Spaziergänger bei der Baarburg ein Hermelin. Es gelang ihm, das Tier zu fotografieren (siehe Bild). Zurück zu Hause trug er die Sichtung samt Foto auf der Website des Projekts «Wilde Nachbarn» ein. Diese Beobachtung ist eine von insgesamt ungefähr 900, die seit dem Start des Projekts im Kanton Zug vor einem Jahr gemeldet wurden.

«Für ein Projekt in dieser Grösse sind das sehr erfreuliche Zahlen», sagt Anouk Taucher. Die Wildtierbiologin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Projekt «Wilde Nachbarn», das schweizweit bereits 2016 startete. Was wurde bis jetzt im Kanton Zug gesichtet? Neben den üblichen Verdächtigen wie Füchse, Igel und Dachse gab es viele überraschende Erkenntnisse: «Auffällig sind in Zug zurzeit die häufigen Beobachtungen von Hermelinen, vor allem in den letzten drei Monaten», sagt Taucher. Vielleicht liege es daran, dass das weisse Winterfell sich stark von den grünen Wiesen abhebt.

Interessant sei der Kanton Zug deshalb, da er auch höhere Gebiete umfasst, erklärt Taucher: Dort habe man Gämsen, Alpensalamander oder Auerhühner beobachtet. Überrascht habe sie zudem, dass für die Gemeinde Cham keine Dachse eingetragen wurden. Und: «Allgemein gab es nicht so viele Einträge für Eichhörnchen wie erwartbar gewesen wäre.» Dafür wurde vor einem Jahr beim Brüggli in Zug ein Biber gesichtet – also mitten im Siedlungsgebiet.

Die Daten sollen dem Artenschutz helfen

Das wissenschaftliche Team des Projekts verfolgt drei Hauptziele. Erstens gehe es darum, die Bevölkerung für die Wildtiere vor der Haustüre zu sensibilisieren. Zweitens sollen Wissenslücken geschlossen werden: «Bei vielen Tierarten gibt es keine systematischen Bestandesaufnahmen», so Taucher. Dadurch können Trends und Bestandesänderungen frühzeitig erkannt werden. Schliesslich sei das dritte Ziel, mit den gesammelten Daten die Grundlagen für den Schutz und die Förderung von Wildtieren im Siedlungsgebiet gewährleisten zu können.

Diese Art der Erhebung von Daten nennt sich «Citizen Science». «Das Spezielle daran ist, dass nicht nur ausgebildete Wissenschafter, sondern auch Laien an Forschungsprojekten mitarbeiten können. Den Bürgerinnen und Bürgern wird so die Möglichkeit geboten, aktiv an der Wissenschaft teilzuhaben», heisst es auf der Website. Im Gegenzug ermöglicht das eine breite und umfangreiche Datenerhebung. Ein konkretes Resultat des Projekts liegt bereits vor: Diese Woche erschien der neue «Atlas Säugetiere» der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie. Darin dokumentiert die Wissenschaft – mit Hilfe von gesammelten Daten aus der ganzen Schweiz – die Lebensräume von Wildtieren.

Ob es beim Projekt «Wilde Nachbarn» noch Verbesserungspotenzial gebe? «Mehr Kontakt mit der Bevölkerung wäre schön», sagt Taucher. Vor allem wegen Corona war dieser bis jetzt nicht wirklich vorhanden. Deshalb seien für nächstes Jahr mehr Veranstaltungen geplant.

Getragen wird das Projekt vom Kanton Zug, von zehn Gemeinden und lokalen Naturschutzorganisationen.

Beobachtungen können Sie unter https://zug.wildenachbarn.ch melden.

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