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Nidwalden

Heimweh-Nidwaldnerin kommt als «Kuh» an die Fasnacht

Obwohl sie längst nicht mehr in Nidwalden wohnt, ist für Madeleine Fischer die Stanser Fasnacht ein absolutes Muss. Mit Angehörigen im Schlepptau bereichert sie alle zwei Jahre den Umzug. Dabei scheuen sie keinen Aufwand.
Die Gruppe «Zueche gluffe und abe trolet» mit dem Motto: Urchig Kuuuh!! (Bilder: Markus von Rotz (Stans, 28. Februar 2019))
Madeleine Fischer. (Bild: PD)
Der eidgenössische Kuhinspektor misst die Hörner der Kuh. 

Oliver Mattmann

Oliver Mattmann

Oliver Mattmann

Die Begeisterung für die Fasnacht wird häufig auf die nächste Generation übertragen. Nicht so bei Madeleine Fischer. Ihre Eltern hatten mit der fünften Jahreszeit nicht viel am Hut. Bei ihrer Tochter indes dauerte es nicht lange, bis sie sich mit dem Virus infizierte. Als sie in ihrer Kindheit in Ennetbürgen einmal mit ihrer Schulfreundin an die Fasnacht in Luzern durfte, «war ich sofort geflasht. Die ungeheure Kreativität auf den Strassen hat mir schon immer imponiert», erzählt die 38-Jährige, die sich während ihrer Lehrzeit aus Nidwalden verabschiedete und heute mit ihrem Mann in Unterägeri wohnt.

Als sie vor Jahren feststellte, dass immer weniger Masken und Grende der Marke Eigenkreation anzutreffen sind, beschloss sie, etwas dagegen zu unternehmen. «Ich finde es schade, wenn die Leute keine Zeit mehr aufwenden für das schöne Brauchtum.» Also ging sie mit bestem Beispiel voran, das Know-how dazu eignete sie sich zum grössten Teil selber und über Internet-Communities an. Beim Nähen konnte sie von den Erfahrungen ihrer Mutter profitieren.

Schmunzelnd sagt sie: «Es hat geholfen. Ich habe zahlreiche Bekannte mit meinem Bastelfieber anstecken können.» Und als sie 2014 mit ihrem Motto «Radagast» von der Maskenliebhaber-Gesellschaft der Stadt Luzern mit dem «Goldig Grend» ausgezeichnet wurde, schwappte die Fasnachtswelle endgültig auf ihr Umfeld über.

Von der Unterwasserwelt in die Landwirtschaft

Damals fiel der Startschuss, zusammen mit Familienmitgliedern alle zwei Jahre in der alten Heimat den Umzug am Schmutzigen Donnerstag mit einer Nummer zu bereichern.

«Die Stimmung am Stanser Umzug ist unvergleichlich. Die Leute machen super mit und zeigen ihre Begeisterung auf ehrliche Art.»

Mit diesen Worten begründet Madeleine Fischer, warum sie die Mühen und den Weg jeweils auf sich nehmen. Nach 2015 und 2017 sind sie unter dem Namen «Zueche gluffe und abe trolet» nun das dritte Mal dabei gewesen. Was hat es mit dem Namen auf sich? Madeleine Fischer, die in der Gastro-/Verkaufsbranche tätig ist, lacht: «Mein Schwager ist von den Seychellen, er ist quasi ein Zugelaufener. Und ‹abe trolet› heisst es, weil wir in Unterägeri zu Hause sind.»

Nach zwei mystischen Mottos aus der Drachen- und der Unterwasserwelt nahm die Truppe, bei denen auch Tanten und Nichten mitmachen, heuer mit Kuh Flora die vom Stimmvolk abgelehnte Hornkuh-Initiative aufs Korn. Ihre Darbietung - sie und ihr Vater steckten im Kuh-Gestell - führten sie nach dem Umzug auch auf dem Dorfplatz und in Beizen auf. Aber natürlich standen Treffen mit Freunden aus der Region und das Staunen über andere tolle Sujets ebenso auf dem Programm. «Wir begegnen so vielen Hammer-Mottos! Fasnacht ist für mich die personifizierte Fantasie.»

Freude der Betrachter entschädigt für alles

Besonders gefreut hat Madeleine Fischer, dass dieses Jahr auch ihr bald 70-jähriger Vater aktiv mitmacht. «Er hat sich schon lange gewünscht, mit mir an die Fasnacht zu gehen.» Im Vorfeld pendelten seine Tochter und sein Schwiegersohn daher des Öfteren zwischen Unterägeri und dem Elternhaus in Ennetbürgen hin und her. Basteln war angesagt in der kleinen Werkstatt des Vaters. Seit Ende September seien sie dran gewesen. «Das ist für mich eher spät.» Meistens habe sie schon im Juni mit der Umsetzung des Mottos begonnen.

Vom finanziellen Aufwand her bewegen sie sich aber wieder in ähnlichen Sphären. «Ein Kostüm hat gut und gerne einen Wert von 700 Franken aufwärts, ohne Arbeitsaufwand wohlgemerkt», rechnet die Herzblut-Närrin vor. Doch das Basteln gebe ihr viel zurück. «Wenn ich eine Idee im Kopf habe und nachher das Resultat auf der Strasse sehe und die Reaktionen positiv ausfallen, entschädigt das für alles.» Sie zähle die vielen Stunden Vorbereitung nicht.

Es wären aber wohl noch ein paar mehr, würde ihr die Mutter nicht beim Nähen der Gewänder unter die Arme greifen. Und auch wenn sie nach wie vor keine Fasnächtlerin ist, so steht sie doch nicht ohne Stolz am Strassenrand, wenn ihre Familientruppe am Umzug an ihr vorbeiläuft.

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