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Obwalden

Heime für Demenzkranke sind kreativ gefordert

Die Jahresversammlung von Alzheimer Obwalden/Nidwalden machte deutlich, dass sich der Verein auch in schwierigen Zeiten wirkungsvoll weiterentwickelt.
Von links Herbert Gasser, Geschäftsführer Eyhuis Lungern; Regula Gerig, Geschäftsleiterin Alzheimer OW/NW; Karl Vogler, Co-Präsident OW. (Bild: Primus Camenzind (Lungern, 26. August 2021) )

Primus Camenzind

Obwalden zählt derzeit 620 an Demenz Erkrankten, in Nidwalden sind es deren 700. Der Verein Alzheimer Obwalden/Nidwalden, der für diese Menschen eine reiche Palette an Dienstleistungen zur Verfügung stellt, hält im Jahresbericht 2020 fest, dass das vergangene Jahr «von uns allen Flexibilität und Kreativität für neue Wege forderte». Der Verein, der zu Beginn dieses Jahres 196 Einzelmitglieder sowie 24 Kollektivmitglieder zählte, hat sich auch 2021 der Pandemie wegen besonderen Herausforderungen zu stellen.

Dass dies mit Tatendrang und Optimismus auch geschieht, verdeutlichte Karl Vogler, Co-Präsident Obwalden, am vergangenen Donnerstag an der Jahresversammlung im Pfarreizentrum Lungern vor rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Vogler erwähnte, dass der Anlass ursprünglich für den 11. Mai vorgesehen war, wegen der Pandemie jedoch verschoben werden musste.

Der Bericht der Geschäftsstelle, welche von Regula Gerig geleitet wird, sind die Aktivitäten von einigen Schwerpunkten geprägt: «Zugehende Beratung» bietet die Anlaufstelle Demenz vermehrt in Form von längerfristiger und fortlaufender Begleitung – persönlich und telefonisch. Das Team soll deshalb durch eine Fachperson aufgestockt werden. «Gesprächsgruppentreffen für Menschen unter 65 Jahren» werden intensiviert. Die Zusammenkünfte in Form von Spaziergängen in Stans bieten Abwechslung im Alltag der Erkrankten. «Gegenseitige Unterstützung von jungen Betroffenen» haben zudem regelmässige Treffen im Bahnhof in Stans zur Folge. Unter dem Titel «Demenzfreundliche Gesellschaft» sorgen seit 2018 verschiedene Veranstaltungen und Aktionen in der Gemeinde Sarnen für die wachsende Sensibilisierung der Bevölkerung.

Der Finanzchef Niklaus Röthlin präsentierte in der Folge die Jahresrechnung 2020. Während die privaten Beiträge und jene der beiden Kantone stabil blieben, brachen die Spenden wegen Corona im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte ein. Trotzdem konnte schlussendlich ein Mehrertrag von 9500 Franken erzielt werden. Das Eigenkapital des Vereins beträgt 159'000 Franken. Im Budget für das aktuelle Jahr sind wegen der Aufstockung bei der Beratung 15'000 Franken Mehraufwand vorgesehen.

Kontinuität drückte das Traktandum Wahlen aus: Die anstehenden Wiederwahlen von Therese Rotzer-Mathyer (Co-Präsidentin Nidwalden), Theres Ettlin, Niklaus Röthlin und Charly Pichler gingen mit dem Prädikat «einstimmig» über die Bühne. Als neues Vorstandsmitglied erhielt Christoph Richter, leitender Arzt der Psychiatrischen Klinik in Sarnen, das Vertrauen.

Den Schlusspunkt unter die offizielle Traktandenliste setzte Regierungsrätin Maya Büchi-Kaiser. Sie kam gleichentags von einem Treffen mit Bundesrat Alain Berset zurück: «Es schaut nicht gut aus», meinte die Gesundheitsdirektorin zur aktuellen Lage der Coronapandemie. Für den Verein fand sie allerdings lobende Worte und überbrachte die Grüsse der Obwaldner Regierung.

Im anschliessenden Gastreferat sprach Herber Gasser über «die Herausforderung Corona im Eyhuis Lungern». Er liess spannende Zahlen sprechen, orientierte jedoch auch über die Strukturen und das Leitbild des von ihm geleiteten Betagtenheims. Es wurde 1985 eröffnet und zehn Jahre später erweitert. Die Einrichtung verfügt über 45 Einzelzimmer, dazu gehören zehn geschützte Plätze für demenzkranke Menschen. Das Durchschnittsalter der Bewohner beträgt 85 Jahre, zwei Drittel sind aus Lungern. Das Image eines Altersheims wie jenes in Lungern stehe im Gegensatz zur Wirklichkeit, gab Gasser mit Überzeugung zu verstehen.

«Nicht das Altersheim hat ein Imageproblem, sondern das Altwerden», zitierte er. Die Kombination von Wohnen, Pflege und Betreuung während 24 Stunden an 365 Tagen garantiere ein «vollwertiges Daheim». Die Bewohner seien keine Insassen, «sie geniessen Privatsphäre und eine Gemeinschaft mit vielen Kontakten». Seine Schlussworte charakterisierten das Lungerer Eyhuis. «Weg von zu Hause – nicht mehr daheim –, aber zu Hause.»

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