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Zug

«Heilige Familie»: Besondere Krippenfiguren in der City-Kirche

Der Bündner Bildhauer Andreas Hofer hat sieben ausdrucksstarke Holzfiguren um das Jesuskind geschart – und bewusst eine Lücke frei gelassen. Die Figurengruppe ist stets auf Wanderschaft und nun nach elf Jahren wieder auf Besuch in Zug.

Grundsätzlich laden die Weihnachtskrippen in den Gotteshäusern jeweils zum ehrfürchtigen Betrachten. Was aber, wenn man gar Teil des Geschehens werden darf? Genau dieser Gedanke steckt hinter der «Heiligen Familie» in der reformierten CityKirche. Rechts an der Wand im Kircheninnern scharen sich lebensgrosse Leutchen um das Jesuskind: Maria und Joseph, zwei Hirten und die drei Könige. Bemerkenswert ist ihre Machart. Aus einem Lärchenstamm geformt, sind die Körper nur ansatzmässig ausgearbeitet, die Köpfe und vor allem die Gesichter jedoch tragen individuelle, ausdrucksstarke Züge.

Geschaffen hat sie der Bündner Bildhauer Andreas Hofer, von dem auch der sitzende Engel im Park neben der Kirche sowie die grosse schlanke Engelsfigur an der Chamerstrasse beim reformierten Kirchenzentrum stammen. Bereits als sich Hofer an der renommierten Schule für Holzbildhauerei in Brienz ausbilden liess, wuchs in ihm der Gedanke, dereinst eine Heilige Familie zu erschaffen, wie der Künstler rückblickend sagt.

Dass so was nicht von heute auf morgen umgesetzt wird, liegt auf der Hand. Doch im Falle Hofers sollte es vier Jahre dauern, bis er mit seinen Entwürfen soweit zufrieden war, dass eine Umsetzung in Frage kam. Und dann stand sie da, seine Heilige Familie – und sollte dafür bestimmt sein, auf Wanderschaft zu gehen. So war sie vor elf Jahren zum ersten Mal auf Besuch in der reformierten Kirche in Zug, wo man bereits seit längerem einen Kontakt zum Künstler aus Davos pflegt.

Die Kirchgemeinde zog damals in Betracht, die Heilige Familie als Kunstwerk zu erwerben. «Doch haben wir schliesslich darauf verzichtet. Einfach, weil es ein schöner Gedanke ist, dass die Figuren wandern und an verschiedenen Orten zu erleben sind», sagt Pfarrer Andreas Haas. Abgesehen davon würden sie möglicherweise ihren Zauber verlieren, wenn sie einfach Jahr für Jahr in der Kirche stehen würden, so Andreas Haas weiter. Nun sind Hofers Figuren nach Jahren also wieder auf weihnächtlicher Stippvisite in Zug – dies noch bis und mit 7. Januar. Wann sie wieder kommen, steht noch offen, aber Andreas Haas ist sich sicher, dass es nicht ihr letzter Besuch in Zug sein wird.

«Alle sind Teil einer Familie»

Wie wird man nun aber selber zum Bestandteil dieser Szene? Man stellt sich dazu. Bewusst nämlich hat der Künstler sämtliche erwachsenen Protagonisten kreisförmig um das in der Mitte liegende Jesuskind versammelt und dabei zu dessen Füssen eine Lücke für genau eine Person offengelassen. So ist jede Besucherin, jeder Besucher eingeladen, sich an diesen Platz zu stellen und dazu zu gehören. «Alle füllen eine Lücke oder öffnen eine, wenn sie nicht mehr sind. Wir sind alle ein Teil einer Familie und ein Teil der Gesellschaft», sagt Bildhauer Andreas Hofer hierzu. «Und jeder ist wichtig für die Vollendung des Ganzen.»

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