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Haus für Kunst Uri

Hebamme begibt sich auf Ausstellungsrundgang

Pia Prandi schaute sich mit Barbara Zürcher, Direktorin im Haus für Kunst Uri, die aktuelle Ausstellung «Familienbande» an.

Pia Prandi, Hebamme am Kantonsspital Uri (rechts), im Gespräch mit Barbara Zürcher, Direktorin im Haus für Kunst Uri.
Bild: Bild: Markus Zwyssig (Altdorf, 20. Oktober 2022)

Eine wichtige Station auf dem Rundgang im Haus für Kunst Uri ist für Pia Prandi das Triptychon, also ein dreigeteiltes Gemälde, das Karoline Schreiber von ihren drei Kindern als Säuglinge festgehalten hat – ungeschönt und noch gezeichnet von den Spuren der Geburt. Pia Prandi ist seit 30 Jahren am Kantonsspital Uri als Hebamme tätig. Bei den drei Bildern in der aktuellen Ausstellung «Familienbande» kann sie aus dem Vollen schöpfen.

Es sei ein ganz besonderer Moment, wenn man ein Baby erstmals in die Arme nehme. Das fühle sich speziell an und man könne den eigenen Charakter des Kindes bereits etwas spüren. «Schon vieles ist angelegt und gegeben. Man kann das Kind einfach begleiten», so Pia Prandi. Neben dem schönen Moment sei es auch streng. Im Leben gebe es stets Veränderungen und bei den heranwachsenden Kindern merke man das ganz besonders.

Die Fürsprecherin der Frau und des Kindes

Während der Schwangerschaft beschäftige sich die Frau mit vielen Fragen. Die Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik machen es nicht einfacher. Die Männer wollen heute mehr teilhaben bei der Geburt der Kinder als früher. «Für den Mann ist es schwierig, sich auf den Moment der Geburt vorzubereiten», so Pia Prandi. «Er kann aber in der Schwangerschaft und wenn das Baby da ist die Frau unterstützen.» Als Hebamme sei sie bei der Zeit vor und kurz nach der Geburt Fürsprecherin für die Frau und das Kind. Doch müsse sie manchmal auch ein Machtwort sprechen.

Im Danioth Pavillon sind Fotografien von Caroline Minjolle zu sehen. Neben Aufnahmen von ihren beiden Söhnen zeigt sie aber auch ihren eigenen schwangeren Bauch. «Nicht alle Frauen sind gerne schwanger», sagt Pia Prandi dazu. «Manche finden sich nicht schön in dieser Zeit und wollen sich auch nicht fotografieren lassen.» Bereits wenige Tage nach der Geburt machen viele gerne ein Fotoshooting. Auf den Bildern scheint alles schön und idyllisch – mit Tüchern und Rosen. «So schön wie auf den Fotos ist es aber nicht immer.»

Beim Gebären sei man mit am Quell des Lebens, manchmal aber auch mit dem Tod konfrontiert. Wenn ein Kind sterbe, sei das ein sehr trauriger Moment. Pia Prandi erlebt aber auch, dass in diesen schweren Stunden eine Kraft von irgendwo herkomme, die tröste.

Pia Prandi, Hebamme am Kantonsspital Uri, mit Barbara Zürcher, Direktorin im Haus für Kunst Uri, vor einem futuristischen Werk von Max Grüter.
Bild: Bild: Markus Zwyssig (Altdorf, 20. Oktober 2022)

Hellblau für Buben – Rosarot für Mädchen

Zum Nachdenken regt auch das begehbare Familienalbum im ersten Stock an. Susanne Dubs hat tapetenartig an den Wänden ein 49 Quadratmeter grosses Fries geschaffen. Zu sehen sind darauf sowohl private Familienbilder als auch frei zugängliche Fotos aus diversen historischen Archiven. Einiges hat sich gewandelt, findet Pia Prandi. Es gibt aber auch Einiges, was geblieben ist: Beispielsweise Hellblau für die Buben und Rosarot für die Mädchen. Generell könne die Familie ein Segen sein – aber nicht immer sei dies der Fall. Manchmal hindere die Familie einen auch daran, sich so zu verändern, wie man möchte. Stattdessen müsse man stets seine vorgegebene Rolle spielen.

In der heutigen Zeit wird das Leben über die sozialen Medien offengelegt. Das sei nach wie vor sehr stark der Fall, so Pia Prandi. Sie betont aber auch: «Vor vier oder fünf Jahren war es schlimmer. Heute wird auch mal das Natel auf die Seite gelegt.»

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