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Uri

Haus für Kunst Uri: Trümpispieler beweist seine künstlerische Vielfalt

In Altdorf ist eine umfassende Ausstellung mit Werken von Anton Bruhin zu sehen. Dabei wird deutlich: Er ist ein unterschätzter Universalkünstler.
Barbara Zürcher, Direktorin im Haus für Kunst Uri und Kuratorin, vor einem besonderen Mickey, der Amerika und Russland verbindet. (Bild: Markus Zwyssig (Altdorf, 5. März 2020))
Das Haus für Kunst Uri zeigt in einer Einzelausstellung Malereien, Zeichnungen und Objekte des Univeralkünstlers Anton Bruhin. (Bild: F. X. Brun (Altdorf, 5. März 2020))
In der Ausstellung im Haus für Kunst Uri sind ganz viele Köpfe aus Holz und vielen weiteren Materialien von Anton Bruhin zu sehen.  (Bild: F. X. Brun (Altdorf, 5. März 2020))
Das Haus für Kunst Uri zeigt in einer Einzelausstellung Malereien, Zeichnungen und Objekte des Universalkünstlers Anton Bruhin. Auf unserem Bild sind ein besonderer Mickey aus dem Jahre 1987, ein Mosaikporträt von Patrick Frey (2017) und Dämonen aus den Jahren 2015 bis 2017 zu sehen. (Bild: F. X. Brun (Altdorf, 5. März 2020))

Markus Zwyssig

Markus Zwyssig

Markus Zwyssig

Markus Zwyssig

Er ist Maler, Zeichner, Plastiker, Dichter und Tüftler. Im Kanton Uri kennt man ihn vor allem auch als Musiker. Einen Namen gemacht hat sich Anton Bruhin insbesondere als Trümpispieler bei Max Lässers grossem Überlandorchester. Oftmals war er schon für Konzerte hier. Nun kann man aber in Altdorf die ganze künstlerische Vielfalt Bruhins kennen lernen. Barbara Zürcher, Direktorin im Haus für Kunst Uri und Kuratorin der neuen Ausstellung bezeichnet Bruhin denn auch als Universalkünstler. «Er ist sehr vielseitig in seiner Ausdrucksweise und auch was die verwendeten Materialien anbelangt», sagt Zürcher.

Verschiedene Werke schaffen Bezüge zu Bruhins Herkunft. So weist das im Obergeschoss gezeigte Panorama des Talkessels Schwyz, das Bruhin als Auftragsarbeit für eine Bank gemalt hat, auf seinen Heimatkanton hin. Geboren ist Bruhin in Lachen im Kanton Schwyz, heute lebt und arbeitet er in Zürich. Als Musiker, als Performer und Autor fand er früh Beachtung und internationale Anerkennung. Er erhielt verschiedene Stipendien und Auszeichnungen und wurde 2014 vom Bundesamt für Kultur mit dem Meret Oppenheim Preis geehrt. «In seinen Werken sieht man, dass sich Bruhin mit der Kunstgeschichte auseinandersetzt», so Zürcher. «Er hat ein grosses Wissen und einen präzisen Blick.»

Bei der Ausstellung geht es hauptsächlich um den Kopf

Bruhin ist inzwischen 70 Jahre alt. «Die Ausstellung ist aber keine Retrospektive», stellt Zürcher klar. Wie schon der Titel «Hauptsache» nahe legt, geht es in der Ausstellung um eine Auseinandersetzung mit dem Kopf oder eben dem Haupt – und das mit den unterschiedlichsten Medien. «Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung», sagt Barbara Zürcher. So zeigt Anton Bruhin seine gross angelegte Serie von Fratzen, Köpfen und Dämonen. Es ist ein Spiel mit Farben und Formen, bei dem die Wesen aber nicht nur böse, sondern auch gut und sogar witzig sind. Assoziationen von Comic bis hin zu ozeanischen Götzen und Masken aus dem Lötschental werden wach.

Bei seinem Aufenthalt in New York in den 1980er-Jahren hat Bruhin begonnen, aus vorgefundenem Material Köpfe herzustellen. Auf das Experimentieren mit den eckigen Formen folgt die Kugel als Ausgangslage für Holzobjekte, dann die Gruppe der Girlies aus Kugeln und Türstoppern. Manche Werke haben keine Namen, andere so klingende wie beispielsweise Josephine Baker.

Bruhin hat Holzobjekte aus Schaltafeln gefertigt. Auf einheitlichen Platten von 50 mal 20 Zentimetern zeigt er die unterschiedlichen Variationen von Gesichtern und Ausdrücken. Da wird geglotzt, die Zunge herausgestreckt, der Mund weit aufgesperrt. Im Aussenraum sind dieselben Figuren in Bronze gegossen zu sehen. Bruhin ist ein Mensch mit viel Humor, das zeigt sich in der Ausstellung mehrere Male deutlich. So ist ihm das Kunststück gelungen, die amerikanische mit der russischen Kultur zu verbinden. Grundlage dazu bildet das schwarze Quadrat, das Kasimir Malewitsch 1915 gemalt hat. Dieses gilt als Ikone der Malerei des 20. Jahrhunderts. Dem hat Bruhin zwei quadratische Ohren aufgesetzt. Und flugs daraus ist ein Mickey Maus entstanden. «Vielleicht führte das zu Glasnost», sagte der Künstler Jahre später augenzwinkernd.

Mit Plastikmosaiken entstehen Pixel-Porträts aus dem Umfeld des Künstlers. Der Universalkünstler hat aber nur wenige Aufträge für Porträtmalereien angenommen. Zu eng sind ihm die Vorgaben, zu gross die Erwartungshaltung der Porträtieren, dass sie auf den Bildern in gutem Licht dargestellt werden. «Viel lieber malt er Selbstporträts, dabei lässt sich besser experimentieren», so Zürcher.

Und davon gibt es in der Ausstellung einige zu sehen. So werden frühe Selbstporträts aus dem Beginn der 1980er-Jahre gezeigt, ebenso wie neuere Werke, bei denen er unfrisiert in den Spiegel schaut. Bruhin zeigt eine Serie Porträts von Schwyzer und Zürcher Ländlermusikanten. Mit wenigen Bleistiftstrichen hat er sie im Porträt pointiert festgehalten. Von grosser Farbintensität sind hingegen die zahlreichen Schönheiten, die er malerisch festgehalten hat. Statt individuellem Charakter geht es hier aber darum, was Massenkultur und Werbung für Schönheit halten.

Beat Schlatter begleitet auf dem Rundgang

Bruhin ist aber nicht nur mit seinen Werken im Haus für Kunst Uri präsent. Näher kommt er dem Besucher im Dachstock auch in Filmen. So hat János Szénogrády dem Künstler bei seiner Malerei unter freiem Himmel über die Schultern geschaut. Der Betrachter erlebt, wie Bruhins panoramaartige Landschaften entstehen. Gezeigt wird der Dokumentarfilm von Iwan Schumacher Trümpi – Anton Bruhin, der Maultrommler.

Das Haus für Kunst Uri hat sich für die neue Ausstellung Audioguides angeschafft. Wer sich eines ans Ohr hält, hört Schauspieler und Komiker Beat Schlatter, Kunstliebhaber und langjähriger Freund des Künstler, was er über Bruhins Werke zu erzählen hat. Schlatter macht dies in seiner ganz besonderen, witzigen Art.

Hinweis: Die Vernissage der Ausstellung Anton Bruhin - Hauptsache findet am Samstag, 7. März, um 17.30 Uhr statt. Nebst einer Einführung von Barbara Zürcher in die Ausstellung gibt es eine Maultrommeleinlage von Anton Bruhin.

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