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Zug

Grossputz im Baarer Badeparadies

Reparieren, reinigen, ersetzen, kontrollieren: Zwei Wochen lang wird im Hallenbad Lättich mit Hochdruck gearbeitet – damit die Badegäste ab dem 26. Dezember wieder ohne Unterbruch ins Wasser steigen können.
Ungewöhnlicher Blick ins Hallenbad: Ueli Müller reinigt das Becken. (Bild: Bilder: Stefan Kaiser (Baar, 18. Dezember 2018))

Rahel Hug

Es ist ein ungewohnter Anblick: Anstatt herumwuselnder Kinder in Badeanzügen steht ein langer Tisch im Eingangsbereich des Hallenbads Lättich. Dort haben die Handwerker soeben ihr Znüni verspiesen, daneben steht eine Leiter, aus dem Radio tönt Popmusik. Wer zum Baden herkommt, steht in diesen Tagen vor verschlossenen Türen – während zwei Wochen nämlich bleibt das Hallenbad für die Grossreinigung und Revision geschlossen. Im Einsatz sind täglich bis zu 40 Leute – Gemeindeangestellte und externe Handwerker.

Zwei Wochen sind nicht viel, um das ganze Bad fürs kommende Jahr auf Vordermann zu bringen. Während das Aussenbad jeweils im April während rund vier Wochen revidiert wird, ist im Hallenbad – welches das ganze Jahr über geöffnet bleibt – die Zeit knapp. Der Plan ist eng getaktet, eine gute Koordination der Arbeiten ist das A und O. Zuständig dafür ist Urban Schicker, seit zehn Jahren Chefbademeister im Lättich. «Es ist eine intensive Zeit», stellt er fest. Beim Rundgang am Dienstagmorgen sind die beiden grossen Becken noch leer, Handwerker sind daran, einige poröse Fugen auszubessern, ein Teil ist schon gereinigt. Bereits heute Donnerstag werden das Freizeit- und das Mehrzweckbecken wieder mit 740 respektive 760 Kubikmeter Wasser gefüllt sein.

Eine Revision kostet rund 100000 Franken

Einige Arbeiten fallen jedes Jahr an, andere wiederum werden nur sporadisch erledigt. Die Vorbereitungen starten im Oktober, bei grösseren Revisionsarbeiten bereits bei der Budgetplanung im Vorjahr. Unter anderem müssen diverse Offerten von Spezialfirmen eingeholt werden. «Guter Unterhalt bedeutet Werterhaltung», erklärt Silvio Speri. Er ist Leiter Unterhalt Liegenschaften bei der Gemeinde Baar und kennt die Infrastruktur im beliebten Hallenbad genau.

Das Lättich wurde 1972 gebaut und 1995/1996 saniert. «Wir müssen immer dranbleiben, um das Bad à jour zu halten.» Es sei wichtig, jedes Jahr gewisse Teile zu ersetzen – doch nur so viele, dass es auch in zwei Wochen realisierbar sei und man nicht unter Zeitdruck gerate. Im Normalfall kostet eine Revision laut Speri rund 100000 Franken.

In den ersten Tagen lassen Urban Schicker und seine Leute das Wasser ablaufen, danach erfolgt die Grundreinigung. Schliesslich werden die Leitungen, Klappen, Ventile und Pumpen kontrolliert und, wo nötig, repariert, entrostet, entkalkt. Die Filtertaschen der Lüftung gilt es auszuwechseln, Wände und Säulen frisch zu streichen. Im Gebäude, wo das Chlor aufbereitet wird, müssen die Hähne ausgewechselt werden. «Die Chemie greift das Material stark an», sagt Urban Schicker. Auch Elektriker sind stets vor Ort. «Um die Leuchtmittel an der Decke auszuwechseln, braucht es ein Gerüst. So eines kann man bei laufendem Badebetrieb natürlich nicht aufstellen», sagt der Bademeister.

Nicht alle Arbeiten sind planbar

Im Lättich gehen Jahr für Jahr zwischen 360000 und 380000 Badegäste ein und aus. Das Bad ist also stark beansprucht. Nicht alle Besucher duschen vor dem Bad, Körperfett, Body-Lotions oder Make-up lagern sich im Schwallwasser ab. Die Verschmutzung zeigt sich auch im Abwasserbecken im Keller der Anlage. «Hier sammelt sich jeweils eine grosse Dreckschicht an, die mit einem Spülwagen gereinigt werden muss», führt Schicker aus. Nicht alle Arbeiten können die Fachleute planen. Immer wieder gibt es Unvorhergesehenes. Eine richtig böse Überraschung gab es laut Schicker dieses Jahr nicht – doch eine Abwasserleitung im Erdgeschoss war sehr stark verkalkt und musste deshalb gefräst werden. «So etwas kann dann schnell teuer werden. Doch es ist wichtig, dass es schnell repariert wird», sagt Speri. Ebenfalls ein besonderer Posten ist dieses Jahr der Ersatz der Pumpen für das Freizeitbecken im Keller. «Die alten Pumpen sind nicht mehr energieeffizient», weiss der Fachmann der Gemeinde. Im nächsten Jahr stehe dann der Ersatz der ganzen Chloraufbereitungsanlage auf dem Programm.

Manchmal haben das Betriebspersonal und die Handwerker während des Grossputzes auch etwas zu schmunzeln. Regelmässig tauchen nämlich Fundgegenstände auf. So beispielsweise unter dem Hub-Boden des Mehrzweckbeckens, wo vor einigen Jahren ein Ehering gefunden wurde. «Wir konnten den Besitzer glücklicherweise ausfindig machen», sagt Urban Schicker lachend. Die im Bad verlorenen Haarspangen zähle er gar nicht mehr, fügt er hinzu.

Wenn der Handwerker einen Klettergurt braucht

Ein grosses Thema ist die Sicherheit. Im fast vier Meter tiefen Sprungbecken, das eine Schräge aufweist, ist die Arbeit zumindest nicht ganz ungefährlich. «Wir haben deshalb einem Handwerker auch schon einen Klettergurt angezogen und ihn mit einem Seil gesichert», berichtet Schicker. «Holz alänge», fügt er an: «Wir hatten in den zehn Jahren, in denen ich hier bin, noch nie einen grösseren Unfall.»

Nun steht der «Schlussspurt» bevor. Denn ab dem 26. Dezember ist das Hallenbad wieder offen für Badegäste. Bis dahin gilt es, die Wassertemperatur von rund 30 Grad zu erreichen. «Dafür benötigen wir fünf bis sechs Tage», weiss Urban Schicker. «Zu schnell darf man das Wasser nicht aufheizen, denn der Temperaturunterschied ist eine Belastung für die Platten.»

Man sei im Zeitplan, freut sich der Bademeister. Doch seine Anspannung wird erst weichen, wenn das Wasser am Morgen des Stephanstags um 9 Uhr die richtige Temperatur erreicht hat. Denn nur bei einem reibungslosen Ablauf kann Urban Schicker die Festtage richtig geniessen.

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