Stephan Santschi
Die Stühle, die für die Besucher in der offenen Abdankungshalle bereitgestellt worden waren, reichten bei weitem nicht aus. Immer weitere Sitzgelegenheiten mussten herbeigeschafft werden, sogar eine alte Holzbank vom Friedhofsgelände fand Verwendung und doch mussten sich am Ende einige mit einem Stehplatz begnügen. «Es freut mich, dass so viele Leute zu uns kommen», sagte Pascal Vincent, Leiter Friedhof Luzern, und wirkte ob den rund 70 Gästen überrascht.
Erstmals fand der Tag des Friedhofs am vergangenen Samstag im Friedhof Staffeln in Reussbühl statt, die bisherigen vier Veranstaltungen waren im Friedental ausgetragen worden. Der Wechsel hatte einen guten Grund: Das Gelände präsentiert sich in einem neuen Kleid, während zweier Jahre ist es für 350000 Franken erneuert worden. Dazu später mehr.
Friedhof ist mehr als eine letzte Ruhestätte
Der Friedhof Staffeln war Anfang der 1970er-Jahre mit rund 2700 Gräbern als Entlastung für die Friedhöfe Reussbühl und Littau Dorf realisiert worden. Obwohl später ein Ausbau um weitere 2500 Ruheplätze thematisiert worden war, hat er sich nie als zentraler Friedhof für die Kirchgemeinden Littau und Reussbühl durchgesetzt, wie es ursprünglich gedacht war. «Die Luzerner liessen sich nicht in Reussbühl begraben und auch die Littauer kamen nicht hier hinunter, zumal es damals noch keine Busverbindung gab», erzählt Vincent.
In den letzten Jahren hat sich die Art der Bestattung zunehmend Richtung Kremation verändert, darüber hinaus sind Gemeinschaftsgräber entstanden und die Lebenserwartung der Menschen ist gestiegen. Das alles sorgte für einen Belegungsrückgang auf dem Friedhof Staffeln, der neben der Gemeinschaftsgrabanlage noch 350 Plätze umfasste. «Es stellte sich die Frage, ob es die Aussenfriedhöfe der Stadt Luzern überhaupt noch braucht. Oder ob das Gelände im Sinn des verdichteten Bauens anders genutzt werden könnte», erzählt Cornel Suter, der Leiter der Stadtgärtnerei. Die Antwort: Es braucht sie. Nicht nur als Ort der letzten Ruhestätte, sondern auch als Ort der Besinnung und Begegnung, als grüne Oase und Naherholungsgebiet.
Miete für ein Themengrab kostet 2500 Franken
Am Samstag nun ist der Friedhof Staffeln im Rahmen des alljährlich wiederkehrenden Tags des Friedhofs offiziell vorgestellt worden. Neue Urnen-, Familien- und Kindergräber sind entstanden, kreisförmige Schotterwege führen durchs Gelände, ein gepflasterter Platz bietet neu die Möglichkeit für Trauerfeiern unter freiem Himmel, (mobile) Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein und zu den 40 bis 50 Gras- und Wiesenblumenarten gesellen sich 44 frisch gepflanzte Bäume. Kurz: Die in der Bevölkerung als Waldfriedhof bekannte Anlage wird nun ihrem Namen auch wirklich gerecht, hat das Flair eines Parks.
Die innovativste Veränderung sind jedoch die Themengräber. Hierbei handelt es sich um Granitplatten im Grünen, neben denen jeweils zwei Urnen vergraben werden können. Eine solche Platte kann für 15 Jahre gemietet werden – Kosten: 2500 Franken. Hinzu kommen 400 für die Bestattung, 300 für die Platte und 20 Franken pro Buchstabe für die Inschrift. Zum Vergleich: Die Miete für ein klassisches Einzel- oder Familiengrab (25 Jahre) beträgt 1000 Franken, für ein Urnenfamiliengrab (15 Jahre) zwischen 900 und 1200 und für die im Friedental angebotenen Eichenwald- und Baumgräber (15 bzw. 25 Jahre) zwischen 2000 und 3800 Franken (siehe Box).
Die Besucher waren von der neuen Gestaltung angetan. Schon am Morgen vermietete Friedhofsleiter Pascal Vincent das erste Themengrab, an der Eröffnung meldeten sich weitere Interessenten, darunter ein älteres Paar aus Reussbühl, das seine verstorbene Tochter auf diese Weise bestatten lassen möchte. «Der Trend», so Vincent, «geht Richtung naturverbundene Bestattung».
Infos bei der Friedhofsverwaltung in Luzern (Tel. 041 240 09 67)