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Nidwalden

Mit Fahnen, Trichlern und Musik: Grosser Empfang für Nid- und Obwaldner Kranzschwinger

Marcel Mathis, Martin Zimmermann, Lutz Scheuber und Benji von Ah wurden in Büren gefeiert.

Zwei Tage nach dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (Esaf) in Zug werden die vier Ob- und Nidwaldner Kranzschwinger in Büren gebührend gefeiert. Der zweitplatzierte Marcel Mathis mit Rind Bombay, der vierfache Eidgenosse Benji von Ah und die beiden Neueidgenossen Lutz Scheuber und Martin Zimmermann führten den Umzug durch das Dorf Büren an.

Gefolgt von weiteren 18 Schwingern und Steinstössern aus Ob- und Nidwalden, den Trichlern, Fahnenschwingern, Alphornbläsern und den Jodlerbuebe aus Stans. Behördenmitglieder der Gemeinden Oberdorf und Ennetbürgen, der Präsident des Schwingverbandes Nidwalden, Thomas Achermann, und der Präsident des Schwingverbandes Ob- und Nidwalden, André Sigrist, begrüssten vor über 1500 Besuchern die über 20 Athleten. Thomas Achermann habe am Samstag mit allen Schwingern gelitten, da es nicht optimal lief. Die Emotionen hätten ihn fast zerrissen.

Die Zuversicht wich erst recht, als Bernhard Lukas am Sonntagmorgen verletzungsbedingt aufgeben musste. «Als im letzten Gang alle, die um den Kranz gekämpft haben, ihren Kampf gewinnen konnten, habe der schwere grosse Mann hier vorne die dicksten Tränen nicht mehr aufhalten können», sagte Thomas Achermann am Mikrofon. Er sei stolz auf alle und dankte für die Emotionen, die sie jeweils auslösen in guten und schlechten Zeiten. Für Martin Zimmermann ist mit dem ersten Kranz am vierten Eidgenössischen ein grosser Traum in Erfüllung gegangen.

«Der Alltag hat mich wieder fest im Griff»

Die Emotionen und das Adrenalin hätten in der Nacht auf Montag nur zwei Stunden Schlaf zugelassen, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung. «Der Alltag hat mich wieder fest im Griff. Am Montagmorgen holten wir meine Belohnung (ein rustikales Doppelbett) im Gabentempel ab, und am Nachmittag war ich bereits am Heuen», sagt der sympathische Ennetbürger.

Der Präsident des Ob- und Nidwaldner Verbandes, André Sigrist aus Stalden, freut sich über die Leistung seiner vier Eidgenossen. «Ich habe zwei Herzen in meiner Brust, und da ist auch ein wenig Wehmut dabei, weil die Innerschweizer mit 13 Kränzen das Ziel nicht ganz erreichten und die Berner auch diesmal die Nase vorne hatten.» Sehr speziell sei für ihn, dass alle möglichen Kranzkandidaten seines Verbandes den Heimweg kranzgeschmückt antreten konnten. Marcel Mathis ist mit seinem Resultat beim Eidgenössischen sehr zufrieden. Es fühle sich wunderschön an, beim wichtigsten Schwingfest seiner Karriere eine solche Leistung abrufen zu können, erzählt er. «Ich verspürte einen Riesendruck vor dem Wettkampf und hatte am Samstag mit den Nerven zu kämpfen. Mein Ziel war der Kranz; und hätte mir jemand vor dem Fest den zweiten Rang prognostiziert, hätte ich es als Kompliment wahrgenommen», ergänzt der Bürer. Zu seinem Notenblatt meint Mathis: «In der Vergangenheit hatte ich meine liebe Mühe mit unbequemen Mittelschwingern, und das verhinderte Spitzenklassierungen. Ich wusste, wozu ich fähig bin, und konnte das in Zug unter Beweis stellen.» Mathis konnte sich voll auf seine Stärken verlassen: Übersprung, Fussstich und die Bodenarbeit. Seinen Lebendpreis, Rind Bombay, gab er an den Züchter zurück.

Benji von Ah erlebt Horrorstart

Benji von Ah wusste, dass er richtig in Form ist, und liess sich von den zwei Startniederlagen nicht beirren. «Der Kaltstart motivierte mich zusätzlich, voll anzugreifen. Ich gab mich nicht geschlagen und wusste, dass der Wettkampf über zwei Tage dauert. Der vierte eidgenössische Kranz hat für mich einen sehr hohen Stellenwert», erzählt der Giswiler. «Man weiss nicht, ob es der letzte Grossanlass gewesen ist, und geniesst dies umso mehr», fügt der angriffige Turnerschwinger an. Seine besten «Waffen» sind der Knietätsch und der Fussstich. Der härteste Gegner stand Benji von Ah im 7. Gang mit Thomas Sempach gegenüber. Ans Aufhören denkt der 32-Jährige noch nicht. Denn in seiner Sammlung fehlt noch der Kranz des Nordostschweizerischen. Dieser ist eines seiner nächsten Ziele.

An einem seidenen Faden

Ein zäher Bursche ist Lutz Scheuber. Im 1. Gang gegen Christian Gerber riss etwas hinten im Oberschenkel. Die Schrecksekunde fasst Scheuber wie folgt zusammen: «Als ich aufstand, schlief mir das Bein ein und der Fuss konnte ich nicht mehr kontrollieren. Dazu hatte ich noch Sägemehl gefressen. Der Kampf wurde unterbrochen und im Zelt bekam ich eine Massage und ein Tape. Danach biss ich auf die Zähne und stellte den Kampf.» Am Sonntag habe er sich bereits besser gefühlt. Mit seiner Vorgeschichte (zweimal den berüchtigten Viertelpunkt zu wenig), sei der Kranzgewinn der absolute Wahnsinn und der Höhepunkt seiner Karriere. Geschlafen habe er vor dem Wettkampf wie ein Engel. Der Brückenspezialist feierte den Grosserfolg nach der Rangverkündigung im ISV-Zelt und im allgemeinen Getümmel. «Bis ich ins Bett gekommen bin, war der Montag schon weit fortgeschritten. Realisiert habe ich den Erfolg erst, als ich überall die Plakate im Dorf entdeckte», sagt Lutz Scheuber überglücklich. Der Baupolier geniesst jetzt zwei Wochen Ferien und am Donnerstag folgt der Arzttermin.

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