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Obwalden

Grosse Freude trotz fehlender Feier: Hunderte Lehrabgänger dürfen Diplome entgegennehmen

315 junge Berufsleute durften am Freitagabend und Samstagmorgen ihre Fähigkeitszeugnisse oder Berufsatteste in Empfang nehmen.
Bildungsdirektor Christian Schäli übergibt die Zeugnisse in der Aula Cher.
(Bilder: Izedin Arnautovic (Sarnen, 9. / 10. Juli 2021) )
Die Abgänger ersetzten das fehlende Publikum hinsichtlich Applaus.
Die Band Jametite sorgte für den festlichen Rahmen. Im Bild: Fiona Busse-Grawitz an der Gitarre und Joel Michel am Piano.
Absolventinnen und Absolventen der industriell-gewerblichen Berufe Obwalden am Samstagmorgen.
Elena Gasser erhält als Beste ihres Jahrgangs ihr Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis aus der Hand von Bildungsdirektor Christian Schäli.
Absolventen der kaufmännischen und Detailhandelsberufe am Freitagabend. 
Absolventinnen der industriell-gewerblichen Berufe Obwalden mit ihrem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis.

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Mutter und Sohn prosten sich auf dem Vorplatz der Aula Cher zu. Nils Wallimann aus Alpnach hat es geschafft. Er ist frisch gebackener Metallbaupraktiker und hat soeben sein eidgenössisches Berufsattest erhalten. Beide strahlen. «Für mich war es mehr eine Übergabe, halt ganz gemütlich. Ein Gläschen zum Anstossen hat gefehlt», sagt er. «War schon schade», findet seine Mutter Mariska. «Aber wenigstens hat er es persönlich bekommen.» Denn die Absolventen des vergangenen Jahres erhielten ihre Fähigkeitszeugnisse und Atteste noch per Post. Nicht so dieses Jahr: «Der Livestream war super», lobt die Mutter. «So ist man auch ein bisschen dabei gewesen.»

Christian Schäli, Bildungsdirektor Obwaldens, thematisierte die coronabedingten Umstände für die frisch diplomierten Berufsleute in diesem Jahr zuvor in seiner Rede: «Es ist in diesem Sinne keine Feier, sondern schlicht eine Übergabe des Zertifikats. Aber es ist schon wesentlich mehr als letztes Jahr.» Normalerweise gäbe es eine imposante Feier mit 300 bis 400 Teilnehmern, Apéro und vielen Reden.

Platzieren auf markierten Stellen

Nur die Absolventen durften in den Festsaal der Aula Cher. Im Zuschauerraum mussten sie jeweils einen Stuhl neben sich freilassen. Auf der mit Blumen dekorierten Bühne bei der Übergabe in mehreren Durchgängen standen sie an markierten Plätzen. Und statt des üblichen Handschlags vom Bildungsdirektor gab es einen freundlichen Kontakt mit dem Handrücken. Vor allem die Obwaldner Musikband Jametite mit Joel Michel am Piano, Sängerin Fiona Busse-Grawitz an der Gitarre und Sydney Kämpfer am Schlagzeug setzte festliche Akzente. Ihr jazziger Pop mit Elementen aus Rhythm and Blues sorgte für einen stimmigen Rahmen.

Zu den Gründen, warum die Absolventen unter Einhaltung des Schutzkonzepts nicht eine gleichwertige Feier erleben durften, sagte Christian Schäli auf Anfrage: «Zu solch einer Feier gehört die Zusammenkunft von allen, die die Berufsleute unterstützt haben: Eltern, Betriebsverantwortliche, Berufsbildner und Lehrpersonen. Das war dieses Jahr aufgrund der Kapazitätsgrenzen nicht möglich.» Natürlich bedauere er dies.

41 Abschlüsse mit Auszeichnung

315 junge Berufsfrauen und Berufsmänner in vorwiegend festlichen Cocktailkleidern und Anzügen liessen sich ihren Jubeltag aber nicht vermiesen. Schliesslich hatten sie allen Grund zum Strahlen. Am Freitagabend erhielten 52 Absolventen aus Detailhandel und kaufmännischen Berufen und am Samstagmorgen 263 aus gewerblich-industriellen Berufen ihre Fähigkeits- und Attestzeugnisse in der Aula Cher. Neun Absolventen haben in diesem Jahr ihre Prüfung nicht bestanden. Dafür haben 41 Prüflinge ihren Abschluss mit Auszeichnung gemacht. Zum Vergleich: Vor Corona, also im Sommer 2019, erhielten 32 von 333 erfolgreichen Absolventen eine Ehrenmeldung. Insgesamt 13 haben heuer ihren Abschluss mit Berufsmatura absolviert.

An die jungen Berufsleute gerichtet, würdigte Christian Schäli deren Leistung: «Sie können sich sagen: ‹Wir haben es geschafft – trotz Pandemie.› Von daher dürfen Sie vielleicht sogar etwas stolzer sein als Abschlussjahrgänge aus der Vorpandemie-Zeit, denn Sie hatten sicherlich eine Herausforderung mehr.» Der Obwaldner Bildungschef bezeichnete das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis oder das Eidgenössische Berufsattest sowie das Berufsmatura-Zeugnis als Ticket für einen Zug vor unzähligen Weichen, für einen Flug in alle möglichen Richtungen und ein Billett an ein persönliches Wunschkonzert.

Prosecco aus dem Lunch-Paket

Dieses gelte es zu nutzen, ermutigte er die Absolventen: «Fahren Sie los, heben Sie ab. Nutzen Sie die hier erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Helfen Sie, durch Ihr Engagement Wege und Perspektiven zu öffnen. So werden Sie in Ihrem Bereich vorwärtskommen und die Welt vielleicht etwas verbessern.» Zunächst aber gelte nur eins: Sich zurückzulehnen und den Moment zu geniessen.

Manch einer nahm die Aufforderung wörtlich, öffnete direkt nach der Übergabe der Zeugnisse und Atteste den Prosecco aus dem Lunch-Paket, der anstelle eines Apéros offeriert wurde, und stiess im Kollegenkreis auf dem Vorplatz der Aula an: Den Jubelmoment mit dem Smartphone festhalten, die Stimmung zelebrieren. «Es ist schön gewesen, dass wir überhaupt etwas hatten», sagte Carmela von Flüe aus Flüeli-Ranft pragmatisch. Die frisch gebackene Kauffrau, die ihre Lehre bei der Sika Supply Center AG in Sarnen absolviert hat, sprach wohl vielen aus der Seele: «Ich finde es cool, dass wir alle aus Obwalden, die bestanden haben, gesehen haben und es war besser als nichts. Ich habe mega Freude über mein Diplom, das viele Lernen hat sich gelohnt.»

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