Matthias Piazza
«Es ist immer toll, wenn man seinen Film einem grösseren Publikum zeigen kann, statt ihn bloss ins Internet zu stellen», sagt Beni Morard. Der 28-jährige Lungerer darf mit seinem fünfköpfigen Kollektiv Team Tumult, einem Verbund von selbstständigen Filmemachern in Zürich, mit seinem vierminütigen Trickfilm Big Buddy Blue ans 15. Schweizer Jungfilmfestival nach Luzern. «Solche Festivals sind eine tolle Plattform. Man erhält direkte Feedbacks und nicht nur Likes, wie wenn der Film im Internet gezeigt wird.»
Die Geschichte, die das Publikum am Samstag im Luzerner Bourbaki-Kino zu sehen bekommt, handelt von einem Trucker, der mit seinem Lastwagen ein traumhaftes Leben auf der Strasse lebt, bis es zu einem Unfall kommt. Chauffeur und Lastwagen verlieren sich aus den Augen. Aus den Blachen des Lastwagens werden «Freitags»-Taschen. So kommt es zu einem Wiedersehen zwischen dem Fahrer und seinem Gefährt. «Wir wollten die Idee eines zweiten Lebens umsetzen», sagt Beni Morard zu diesem Film, den er mit Frederic Siegel im Auftrag des Taschen-Herstellers Freitag produzierte. Das Drehbuch dafür entwickelten die Filmemacher allerdings selbst.
«Wir nehmen jedes Bild viermal in die Finger»
Rund einen Monat hatten die fünf Filmemacher Zeit, den vierminütigen Streifen zu produzieren. «Eine sehr kurze Zeit», gibt Beni Morard zu bedenken. Mindestens zwölf Bilder braucht es pro Sekunde, damit die Bilder sozusagen laufen lernen. Eine aufwendige Angelegenheit. «Wir nehmen im ganzen Produktionsprozess von der Idee bis zum fertigen Film jedes Bild viermal in die Finger.» Im Gegensatz zu sogenannten Realfilmen, also Filmen in der realen Welt, könne man sich bei Trickfilmen darum kein überschüssiges Material leisten. «Das wäre viel zu aufwendig.» Das heisst, es werden nur so viele Bilder hergestellt, wie für den Film gebraucht werden. Der Aufwand habe sich gelohnt. «Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden», blickt der Lungerer auf vier intensive Wochen zurück.
Dass er seinen Lebensunterhalt dereinst mit Animationsfilmen verdiene, habe sich nicht von Anfang an abgezeichnet. «Während der Kantizeit in Sarnen schwebte mir eine berufliche Zukunft Richtung Musik oder Grafikdesign vor.» Es kam anders. «Ich zeichnete schon immer gerne und entschied mich darum für den gestalterischen Vorkurs.» Dort, an der ehemaligen Gestaltungsschule Farbmühle in Luzern, hörte er das erste Mal von Animationsfilmen – und war begeistert. «Im Animationsfilm kann ich mir eine eigene Realität, eine eigene Welt erschaffen, auch wenn es enorm aufwendig ist.»
Die Rechnung geht auf. In den vergangenen zweieinhalb Jahren produzierte er mit seinen Leuten, die sich vergangenes Jahr zum Team Tumult zusammenschlossen, gegen 30 Filme. Darunter auch eine Werbekampagne in Bussen für Similasan oder einen Werbefilm für das Museum für Kommunikation in Bern.
«Nachfrage ist ungehalten gross»
2500 Franken Preisgeld winken dem Gewinner des Festivals, 2000 dem Zweit- und 1500 dem Drittplatzierten. «Die Höhe der Preissumme war mir gar nicht bekannt», meint er bescheiden, darauf angesprochen, was er damit machen würde. «Wir würden das Geld in unser Unternehmen investieren.» Denn in die Zukunft blickt er optimistisch. «Die Nachfrage nach guten Animationsfilmen, besonders in der Werbebranche, ist ungehalten gross.» Durch den Auftritt am Filmfestival werde vielleicht auch noch der eine oder andere potenzielle Kunde auf Team Tumult aufmerksam.
Upcoming Film Makers 2018. 15. Schweizer Jungfilmfestival. Samstag, 22. September, Bourbaki-Kino Luzern, ab 15 Uhr. Infos: www.upcoming-filmmakers.ch