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Nidwalden

Grösster Einzelauftrag der Firmengeschichte: Dallenwiler Firma druckt für Ausstellung in Mexiko

Die Druckerei Odermatt in Dallenwil steht kurz vor dem Abschluss des grössten Einzelauftrages ihrer Firmengeschichte: Den Katalog für eine Ausstellung von Urs Fischer im mexikanischen Jumex-Museum – mit Folgen.
Stolz auf diesen Grossauftrag: Marketingleiter und Mitinhaber Erich Keiser zeigt im Ausstellungsraum der Druckerei Odermatt das allererste fertige Exemplar von «Look at Love with Love». (Bild: PD)

Christian Hug

Mit dem wöchentlich erscheinenden Gratisanzeiger «Nidwaldner Blitz» sind die Nidwaldnerinnen und Nidwaldner seit Jahren bestens vertraut: Das Blatt ist eines der wichtigsten Standbeine der Druckerei Odermatt, die in Dallenwil 45 Angestellte beschäftigt. Weniger bekannt ist, dass die Druckerei in Kunstkreisen auf der ganzen Welt höchstes Ansehen geniesst. International renommierte Künstler wie Fischli Weiss, Damien Hirst oder Jenny Holzer, Galerien wie die Gagosian in New York und Museen wie das Tate Modern in London haben schon in Dallenwil ihre Bildbände drucken lassen.

Das hat seinen Grund: Für diese sehr aufwendig und mit speziellen Techniken hergestellten Bücher wird die Druckerei schon fast regelmässig mit dem Branchenpreis «Die schönsten Schweizer Bücher» ausgezeichnet – im aktuellen Wettbewerb gerade für «Selected Works 1956–2004» über den verstorbenen Amerikaner Al Held im Auftrag der White Cube Gallery in London.

Auch für den in New York und Los Angeles lebenden Schweizer Künstler Urs Fischer führte die Druckerei Odermatt schon mehrere Aufträge aus – seit 2012 waren das neun Bücher, jedes Jahr eines. Das zehnte Buch für Urs Fischer sollte sich nun zum grössten Einzelauftrag in der bald 60-jährigen Geschichte der Druckerei entwickeln.

Viele Extrawünsche

«Urs Fischers Grafiker Dominique Clausen rief an und informierte uns, dass demnächst mit einem Druckauftrag zu rechnen sei», erzählt Erich Keiser, Marketingleiter und Mitinhaber der Druckerei Odermatt. Das Museo Jumex in Mexiko-Stadt zeige eine grosse Retrospektive über Urs Fischer, zur Ausstellung sei ein Buch von ungefähr 300 Seiten Umfang geplant. Keiser sagt:

«Bald wurden daraus aber mehr und mehr Seiten, erst 480 und schliesslich 620 – in einer Auflage von 5000 Stück, 500 davon direkt zur Vernissage nach Mexiko-Stadt zu liefern.»

Wie es so ist im Kunstbetrieb, wollte der Künstler natürlich nicht einfach ein Buch, sondern etwas Spezielles: ein ungewöhnliches Format in Übergrösse, Siebenfarbendruck, lackierte Seiten. Genau diese Wünsche machten den Druck des Buches so enorm aufwendig. Die grösste Herausforderung sei jedoch die Beschaffung des Papiers gewesen, sagt Keiser, «in dieser Zeit, wo Papier das neue Gold ist».

Aufwendige Ausführung

Erich Keiser erklärt: «Nehmen wir den ‹Nidwaldner Blitz›: Hier werden in einem Maschinendurchlauf pro Papierbogen sechzehn Seiten gedruckt, je acht vorne und hinten. Beim Buch von Urs Fischer war wegen des Überformats und der Lackierung des Papiers das Bedrucken von nur zwei Buchseiten pro Durchgang möglich – für die Rückseite musste also jeder Bogen ein zweites Mal durch die Maschine.»

Das ist viel Arbeit. Allein die Druckmaschine ratterte insgesamt während 260 Stunden. Zum Vergleich: Der «Nidwaldner Blitz» mit einer Auflage von 24’000 Stück ist in 16 Stunden durch. Um die 40 Tonnen Papier der Sorte Profibulk 1.1, leicht matt gestrichen, FSC, 170 g/m2 wurden verarbeitet, den harten Umschlag nicht mitgerechnet.

Über Finanzen möchte Erich Keiser nicht sprechen – er beziffert die Grösse des Auftrages auf rund 5 Prozent des Jahresumsatzes. «Aber nach zwei Jahren coronabedingter Unsicherheit und merklichen Umsatzeinbussen ist es schön, mit einem so grossen Auftrag wieder voll loszulegen.»

Folgeauftrag gebucht

Nun ist Urs Fischers Magnum-Buch so gut wie fertig: «Look at Love with Love» heisst der Schinken, er ist 6,5 Zentimeter dick und 4,747 Kilo schwer, der Verkaufspreis ist noch nicht bekannt. Für die Lieferung von 500 Stück nach Mexiko-Stadt zur Vernissage am 2. April ist der Luftfrachttransport organisiert.

Buch gut – Ende gut, könnte man sagen. Aber damit ist die Geschichte noch nicht fertig: Die Druckerei Odermatt wird bald das elfte Buch für Urs Fischer drucken. Erich Keiser: «Es wird eine Art Folgeband über die Vernissage im Museo Jumex geben, der Auftrag ist bereits gebucht.» Man kann also sagen: Bücher gut – Ende besser.

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