Florian Arnold
Die Leitung des Kantonsspitals Uri hat durchgegriffen. Sie kündigt die Zusammenarbeit mit einem Neurochirurgen, der sich auf den sozialen Medien gröbere Fauxpas leistete. Die Entscheidung ist richtig. Denn so hoch man die freie Meinungsäusserung auch halten sollte: Es gibt Grenzen des Tolerierbaren, erst recht für eine Autorität im Arztkittel an einem öffentlich-rechtlichen Spital.
Dazu zählt etwa, eine Corona-Impfstation mit einem Konzentrationslager aus dem Zweiten Weltkrieg zu vergleichen – soll die Impfstation doch dazu beitragen, den Menschen ein Stück Freiheit zurückzugeben, während das KZ Tausende Menschenleben kostete. Ein solcher Vergleich verharmlost die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs und zieht das tragische Schicksal der Opfer ins Lächerliche. Dass dies eine Institution nicht dulden kann, die das leibliche Wohl von Menschen ins Zentrum stellt, ist nichts als logisch.
Trotzdem dürfte der Spitalleitung der Entscheid nicht so leicht gefallen sein. Denn in Uri ist der viel besungene Fachkräftemangel traurige Realität. Es gleicht beinahe einem Lottosechser, wenn sich eine ausgewiesene Fachperson dazu entschliesst, in den Kanton Uri zu ziehen und hier zu arbeiten. Trotz allem wäre es falsch, den Teufel an die Wand zu malen, ist die Versorgungsdichte im Gesundheitsbereich in der Zentralschweiz doch sehr hoch. Und Hoffnung besteht darin, dass der Neubau des Kantonsspitals Uri, der in wenigen Jahren fertiggestellt sein wird, jene Infrastruktur liefert, die sich Fachkräfte wünschen.