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Obwalden

Giswil empfängt den «Samiglois»

Seit 40 Jahren ist der St.-Nikolaus-Einzug aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken.
Prächtige Infuln am St.Nikolaus-Einzug in Giswil. (Bild: Izedin Arnautovic (Giswil: 29. November 2019))

Franz Niederberger

Das Brauchtum erfreut sich in Giswil grosser Beliebtheit, eine grosse Anzahl von Schulkindern und Erwachsenen begleiteten den Samichlaus vor dichten Zuschauerreihen über die Grossteilerstrasse zum Schulhausplatz. Von weit her war der dumpfe Klang der Trinkler zu hören und die Lichter der Laternen und Infuln waren unübersehbar. Imposant bewegte sich der einige hundert Meter lange Einzug in gemächlichem Schritttempo durch die dunkle, regennasse Nacht. Umrahmt im Lichtermeer der Laternen, Infuln und Fackeln durften die Kleinsten dem Samichlaus ihre Gedichte und Wünsche vorbringen. In Giswil war es aber auch der Samichlaus, der einige Verse zum Besten gab. «Laternen und Infuln mit viel Liebe gemacht, viele Stunden im Werkraum verbracht. Die Geräuschkulisse mit Trinklern von nah und fern, Traditionen bewahren, alles andere ist schon genug modern, sonst kommen noch mehr Auflagen aus Bern», sagte der Chlaus.

Der Umzug ist traditionsgemäss jedes Jahr eine bunte Mischung von Schülern und Erwachsenen, die mit ihren Laternen, Infuln, Fackeln und Trinklen am Einzug teilnehmen. «Typisch Giswil», liessen die Lehrpersonen Stefan Gasser und Daniela Halter verlauten. Nicht nur die Schulkinder waren begeistert, auch die Mitglieder vom Trinklerklub Giswilerstock Roland Halter und Kurt Wolf. «Die Teilnahme an Samichlausumzügen sind ein fester Bestandteil unseres Jahresprogrammes und sind die Höhepunkte im Vereinsleben. Die Mitglieder pflegen die Tradition und das Brauchtum mit Leidenschaft und auch die Kameradschaft gehört dazu», sind sich die Beiden einig. Als Giswiler ist für sie die Teilnahme seit ihrer Schulzeit eine Selbstverständlichkeit und sie können sich gar nicht vorstellen, nicht dabei zu sein.

Die Geschichte begann vor 40 Jahren

Dass der St.-Niklaus-Einzug in Giswil überhaupt zu Stande kam, ist den Lehrpersonen Präxi Niederberger und Markus Furrer zu verdanken. «Im Jahre 1979 behandelte ich als Junglehrer mit meiner Klasse im Sachunterricht den Kanton Schwyz. Dabei lernten wir den Küssnachter Brauch, das Klausjagen, näher kennen und bastelten kleine Infuln», erzählt Markus Furrer. Nun hatten sie Infuln, doch wie kann man diese zum Einsatz bringen? Während eines Junglehrer-Kaffeekränzchens entstand die Idee, den jährlichen Samiglois-Hock der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) mit einem kleinen Einzug zu verbinden. Die Idee vom St.-Niklaus-Einzug in Giswil war geboren. Präxi Niederberger, damals ebenfalls Junglehrerin, entschied sich spontan mit ihrer Klasse mitzumachen und Laternen zu basteln. Den Einzug brachten die Buben der KAB-Frauen akustisch zur Geltung, sie machten als Trinkler mit. Die Schulklassen waren von Beginn an ein fester Bestandteil dieses schönen Brauches. Im Lauf der Zeit kamen immer mehr Erwachsene als Trinkler hinzu und es wurde ein Organisationskomitee gegründet, das heute aus Lehrpersonen und einem Vertreter eines Trinkler­klubs besteht.

Alljährlich im Herbst wird in den Werkräumen und Schulzimmern gebastelt und geflickt, und das mit grosser Begeisterung. Nach dem Umzug ist vor dem Umzug, die Kinder freuen sich jedes Jahr, ihre selbst gebastelten Laternen zu präsentieren. Die leuchtenden und strahlenden Kinderaugen waren am vergangenen Freitag der beste Beweis, dem Dauerregen zum Trotz. Mit Speis und Trank und musikalischer Unterhaltung fand der Samichlaus-Einzug in der alten Turnhalle einen gemütlichen Ausklang.

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