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GGZ-Präsident Peter Hebeisen im Interview

Die Gemeinnützige Gesellschaft Zug (GGZ) ist das bedeutendste private Sozialwerk im Kanton. Peter Hebeisen präsidiert die GGZ seit zwei Jahren. Im Interview blickt er auf das vergangene Jahr zurück und spricht über ein grosses Projekt.
Peter Hebeisen (60), Präsident des Vorstandes der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug (GGZ). (Bild: Stefan Kaiser)

Ende Mai hatte die Gemeinnützige Gesellschaft Zug (GGZ) ihre Generalversammlung. Der neuntgrösste private Arbeitgeber im Kanton blickt auf ein spezielles Jahr zurück. GGZ-Präsident Peter Hebeisen erklärt, weshalb und warum, die rund 1600 Mitglieder so zentral sind.

Peter Hebeisen, was für ein Jahr haben Sie hinter sich?

2017 war ein gutes Jahr für die GGZ. Von den Tätigkeiten her, und auch die Zahlen sind sehr gut. Darauf komme ich, gerne noch zu sprechen. Aber wenn man unsere Tätigkeiten anschaut, also GGZ@Work, die Schule Horbach, die Freizeitanlage Loreto, die Sennhütte, die Klinik Adelheid sowie unsere kulturellen Tätigkeiten, dann war es ein sehr erfreuliches Jahr. Es gibt eine Nachfrage nach unserem Angebot. Und da sind wir stolz, denn wir sind ja in Bereichen tätig, in denen es Leute gibt, die Probleme haben und die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Was gibt es denn zu den Zahlen zu sagen?

Da gibt es drei Punkte, die zu erwähnen sind: Vor ein paar Jahren wurde im Umfeld der Klinik Adelheid in Unterägeri Land eingezont. Wir haben uns dann überlegt, ob wir dort beispielsweise günstige Wohnungen bauen wollen, die Leuten zu Gute kommen könnten, die etwas weniger Geld haben. Doch dann sind wir zum Schluss gekommen, dass man Bauland an dieser tollen Lage am Hang mit Blick auf den See besser verkauft und das Geld dann für zukünftige gemeinnützige Aktivitäten einsetzt. Der Verkauf zweier Parzellen im letzten Jahr hat zu einem Gewinn von 2,6 Millionen Franken geführt. Das zweite ausserordentliche Ereignis war die gute Entwicklung der Finanzmärkte im 2017. Denn wir haben einen Teil unseres Vermögens – sehr konservativ – in Wertschriften angelegt. Und der Ertrag aus diesen Anlagen belief sich im letzten Jahr auf fast 2 Millionen Franken, was deutlich mehr ist, als in anderen Jahren. Wobei man sagen muss, dass ein Grossteil dieser Buchgewinne in den letzten Monaten bereits wieder verschwunden ist.

Und das dritte Element?

Wir haben ein ausserordentlich hohes Legat, also eine Zuwendung, von 3 Millionen Franken erhalten. Solche Vermächtnisse gibt es – zum Glück – von Zeit zu Zeit, doch in dieser Höhe ist das ganz aussergewöhnlich. Und wenn man nun diese drei ausserordentlichen Erträge abzieht, dann war 2017 vom Ergebnis her ein gutes Jahr, so wie es 2016 schon war. Würde man die 3 Millionen des aussergewöhnlich grossen Legats bei den Mitgliederbeiträgen abziehen, würde aus der operativen Tätigkeit des Vereins ein kleines Minus von rund 120000 Franken resultieren. Operativ machen wir also keine grossen Gewinne, das ist aber auch Okay. Unsere Aufgabe ist es nicht, den Gewinn zu maximieren, wir sind ja keine gewinnorientierte Firma. Trotz des sehr guten finanziellen Ergebnisses sind wir dankbar für alle Mitgliederbeiträge, Spenden und Legate. Insbesondere die hohe Anzahl Mitglieder, von denen die meisten mehr als die obligaten 20 Franken einzahlen, sind für uns wichtig. Wir schätzen diese grosse Verankerung der GGZ in der Zuger Bevölkerung. Sie demonstriert, dass unsere Tätigkeiten eine breite Unterstützung finden.

Kommen wir zum Tagesgeschäft: Vor rund drei Jahren wurde die Planung eines Schulhausneubaus für das Internat und die Tagesschule Horbach in Cham abgebrochen. Die Schule zieht nun nach 86 Jahren auf dem Zugerberg und knapp zehn Jahren im alten Kantonsspital in gemietete Räumlichkeiten an der Zugerbergstrasse in Zug. Nach dem Abbruch des Neubauprojekts haben Sie sich mit dem Kanton um die Aufteilung der Projektkosten von über 500000 Franken gestritten und nun Ende Jahr geeinigt?

Was passierte, war, dass mit fortschreitender Dauer des Projekts die Kosten stets höher und höher veranschlagt wurden, schlussendlich wurde der Betrag auch für eine GGZ zu hoch. Wir sprechen von über 20 Millionen Franken. Der Kanton war seinerseits nicht bereit, uns bei der Dauer der Leistungsvereinbarung etwas entgegen zu kommen. Wir waren der Meinung: Wenn wir schon eine solch grosse Investition tätigen, dann könnte man ja seitens Kanton ausnahmsweise auch mal eine Vereinbarung über fünf Jahre abschliessen, anstatt nur über zwei oder drei Jahre. Alle diese Unsicherheiten haben dazu geführt, dass wir das Projekt abbrachen. Wir waren dabei stets im Gespräch mit dem Kanton. Bis zu diesem Zeitpunkt sind, was normal ist bei solch grossen Projekten, schon Kosten entstanden. Etwa wurden bereits Architekten oder Bauingenieure bezahlt. Doch der Fall ist nun geregelt, wir haben uns geeinigt, es gibt kein böses Blut. Die gefundene Lösung ist eine gute. Wir sind nach wie vor gerne ein zuverlässiger Partner von Kanton und Gemeinden.

Wie sieht die Einigung aus und welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Angelegenheit?

250000 Franken können wir Abbuchen gegen Reserven aus der Leistungsvereinbarung, und 310000 Franken übernimmt die GGZ selber. Wir haben da sicher Lehrgeld bezahlt. Wie Sie wissen, beabsichtigen wir nun, den Betrieb der Suchttherapie-Fachstelle Sennhütte vom heutigen Standort auf dem Blasenberg in die Räume auf dem Horbach zu verlegen. Dazu braucht es signifikante Investitionen in die Gebäude. Diese Investitionen werden wir jedoch nur tätigen, wenn die Betriebsbewilligung des Kantons vorliegt.

Wie weit ist man mit dem Umbau auf dem Horbach?

Das Projekt besteht, der Vorstand und die Finanzkommission haben dieses vor rund zwei Monaten abgesegnet. Ab August soll es mit dem Umbau losgehen, dieser sollte etwa sechs bis neun Monate dauern. Da der Horbach auf rund 1000 Metern liegt, spielt auch der Winter eine Rolle, deshalb möchten wir so schnell wie möglich starten. Dafür brauchen wir von der Gesundheitsdirektion allerdings eine Betriebsbewilligung, auch für die fünf geplanten zusätzlichen Betreuungsplätze auf dem Horbach. Heute haben wir eine laufende Bewilligung für die Sennhütte am jetzigen Standort.

Rechnen Sie mit einer raschen Bewilligung seitens des Kantons?

Wir denken, der Kanton hat ein Interesse, den Betrieb auf einem qualitativ hohen Niveau weiterführen zu lassen. Dazu kommt: Der Kanton spart 280 000 Franken, wenn wir die Suchttherapie weiter betreiben, denn wir sagen, wir können diesen Betrieb auf dem Horbach führen ohne die Sozialbeiträge des Kantons in dieser Höhe. Dies dank den Skaleneffekten, die durch die zusätzlichen Plätze entstehen. Die GGZ würde also auf die 280000 Franken verzichten und ist auf der anderen Seite bereit, 3,5 Millionen zu investieren. Wir sagen also offen: Wir wären froh, wenn dies unbürokratisch und schnell geregelt werden könnte. Dies habe ich auch Baudirektor Urs Hürlimann und Vertretern des Kantonsparlaments sowie der Stadt Zug an unserer Generalversammlung gesagt. Herr Hürlimann hat versprochen, sich bei Gesundheitsdirektor Martin Pfister für unser Anliegen einzusetzen. Wir haben unseren Antrag Ende Mai eingereicht und hoffen nun, dass bis Ende Juni ein Entscheid vorliegt. Ich bin optimistisch.

Sie haben es bereits angesprochen: Der Kanton Zug spart derzeit. Inwiefern betreffen die Sparmassnahmen die Tätigkeiten der GGZ?

Von den Sparmassnahmen sind wir betroffen, klar, doch bis jetzt eher wenig. Was wir merken, ist, dass Verhandlungen über neue Leistungsvereinbarungen derzeit hart geführt werden. Doch das finden wir absolut in Ordnung. Es kann auch durchaus sein, dass der Kanton oder eine Gemeinde sparen muss und daher eine Aufgabe aus einer Leistungsvereinbarung streichen möchte. Dann schauen wir, ob wir diese Aufgabe allenfalls auf eigene Rechnung weiter übernehmen wollen.

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