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Gettnau plant Fusion mit Willisau

Die Gemeinde Gettnau steht finanziell schlecht da. Daher soll das Dorf mit einem anderen Ort zusammengeführt werden – am liebsten mit Nachbar Willisau. Doch auch eine andere Gemeinde wäre denkbar.
Urs Vollenwyder, Gemeindepräsident von Gettnau. (Bild: Dominik Wunderli (Gettnau, 11. Juni 2018))

Mit einem Defizit von 527'000 Franken schloss die letztjährige Rechnung der Gemeinde Gettnau ab. In den kommenden Jahren wird mit weiteren Defiziten gerechnet. Der Voranschlag für die laufende Rechnung sieht ebenfalls ein Minus von einer halben Million Franken vor, für die darauffolgenden Jahre rechnet die Gemeinde mit Fehlbeträgen bis zu 1,1 Millionen Franken. «Erst im Jahr 2022 wird wieder etwas Morgenröte sichtbar sein», sagt der Gettnauer Gemeindepräsident Urs Vollenwyder. Doch auch solche weitreichenden Prognosen seien halt eher ein «Kaffeesatzlesen».

Die Defizite liessen sich unter anderem mit den gestiegenen Kosten für Aufgaben erklären, die vom Kanton vorgegeben sind. Dazu gehören die Kosten im Gesundheitsbereich für Einrichtungen wie Spitex oder Pflegeheim. Letztes Jahr fielen diese um 170'000 Franken höher aus als geplant. Zudem hat Gettnau 200'000 Franken weniger Steuern eingenommen, als für 2017 budgetiert waren.

Willisau signalisiert Bereitschaft

Um die Geldprobleme in den Griff zu bekommen, rückt eine Lösung in den Fokus, die bei einer Bevölkerungsbefragung vor neun Jahren noch kein Thema war: die Fusion mit einer anderen Gemeinde. Am vergangenen Freitag führte der Gemeinderat einen Workshop zur Zukunft Gettnaus durch. Dabei wurden die 60 teilnehmenden Einwohner zum Thema Fusion erneut befragt. Diesmal sprachen sie sich angesichts der finanziellen Schieflage dafür aus – mit 48 zu 12 Stimmen.

Der Wunschkandidat für den Zusammenschluss wurde auch gleich bestimmt: 35 Personen gaben Willisau ihre Stimme. Dessen Stadtrat signalisierte bereits vor der Befragung die Bereitschaft, eine Fusion mit Gettnau zumindest zu prüfen. Die südliche Nachbargemeinde als möglicher Fusionspartner mache Sinn, sagt Vollenwyder. Man teile sich mit Willisau unter anderem bereits erfolgreich das Steueramt, die Oberstufenschule und die Feuerwehr. «Wir kennen einander.» Willisau habe ausserdem schon Erfahrung mit Fusionen, zum Beispiel durch jene mit seinen Weilern. Diese hätten seines Wissens gut integriert werden können, so Vollenwyder.

Dennoch haben einzelne Gettnauer am Freitagabend die Befürchtung geäussert, das rund 7800 Einwohner starke Willisau als grösserer der beiden Partner könnte bei der Fusion tonangebend sein. Gettnau zählt 1100 Einwohner. Würden konkrete Fusionsverhandlungen aufgenommen, würden diese aber von einer externen Stelle begleitet.

Finanzielle Unterstützung durch Kanton ist Bedingung

So weit sei man momentan allerdings noch gar nicht. Zunächst müsse nun das offizielle Fusionsgesuch aus Gettnau eintreffen, dann werde man dieses prüfen, sagt die Willisauer Stadtpräsidentin Erna Bieri. Klar ist bereits: «Würden wir uns für eine Fusion entscheiden, wäre die Höhe des kantonalen Unterstützungsbeitrags massgebend.» Auch Urs Vollenwyder setzt eine «angemessene Beteiligung an den Fusionskosten» seitens Kanton voraus. Der Kanton Luzern unterstützt solche Zusammenschlüsse seit der Gemeindereform im Jahr 2000 finanziell.

Das letzte Wort hätten ohnehin die Stimmbürger von Gettnau und Willisau. Wann sie über eine allfällige Fusion abstimmen könnten, lässt sich noch nicht sagen. Bieri: «Wir stehen noch ganz am Anfang dieses Prozesses.» Dieser würde je nachdem etwa zwei bis drei Jahre dauern.

Übrigens: Sechs Gettnauer haben sich bei der Befragung zugunsten der Nachbargemeinde Zell ausgesprochen. Würden die Verhandlungen mit Willisau scheitern, würde man bei Zell anklopfen, so Urs Vollenwyder. Da man sich nun aber für Willisau entschieden habe, möchte man diese Verhandlungen auch «zielführend abschliessen».

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