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Zug

Geteilte Büroflächen: Im September wird der erste Co-Working-Space im Ägerital eröffnet

Wo früher Päckli und Briefe über die Theke gereicht wurden, entstehen nun flexible Arbeitsplätze. Ein Verein bildet die Trägerschaft, die Gemeinde unterstützt das Projekt.
Beim Einrichten hilft auch Benno Moser, der Präsident des Trägervereins. (Bild: Maria Schmid (Oberägeri, 10. August 2021))

Rahel Hug

Es war ein erfolgloser Kampf: Die Poststelle in Oberägeri wurde bekanntlich Anfang Jahr geschlossen. Neu werden die Dienstleistungen im Coop angeboten. In die Räumlichkeiten der ehemaligen Post kehrt aber keine Ruhe ein. Zurzeit wird fleissig umgebaut, sodass am 4. September der nach eigenen Angaben erste Co-Working-Space im Ägerital eröffnet werden kann.

Wie kam es dazu? Im Rahmen der laufenden Ortsplanungsrevision hat sich eine Arbeitsgruppe mit dem Thema flexible Arbeitsplätze auseinandergesetzt. Das Ziel: Büroinfrastrukturen gemeinsam nutzen und damit einen Beitrag zur Verminderung des Pendlerverkehrs leisten. «Wir sind überzeugt, dass ein Bedürfnis dafür besteht und die geplante Lancierung zum perfekten Zeitpunkt kommt», sagt der Oberägerer Gemeindeschreiber Alexander Klauz.

Die Coronapandemie habe vielen Unternehmen und Mitarbeitenden vor Augen geführt, dass neue Arbeitsformen, welche das orts- und zeitunabhängige Arbeiten unterstützen, problemlos möglich seien und durchaus Vorteile mit sich bringen würden.

«Andererseits sind die sozialen Kontakte enorm wichtig und genau dies bietet ein Co-Working-Space.»

Die zentrale Lage an der Küfergasse sei ideal, und man sei überzeugt, dass damit auch ein neuer Begegnungsort und Treffpunkt für die Bevölkerung entstehe. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Ägeribad und das ZVB-Areal, somit ist das neue «Büro» auch mit dem öffentlichen Verkehr sehr gut erreichbar.

Angebote lassen sich individuell buchen

Der Co-Working-Space umfasst rund zehn Arbeitsplätze. Das Raumkonzept ist gemäss Klauz sehr flexibel und lässt beispielsweise auch Projektarbeit mit mehreren Co-Workern zu. Das Konzept sieht vor, dass sämtliche Infrastruktur wie Drucker, Netzwerk, Scanner oder Teeküche täglich rund um die Uhr zur Verfügung steht. Abgerechnet wird nur die Dauer der Anwesenheit. Die Nutzer können diverse Angebote individuell buchen. Alexander Klauz: «Dies geht über einzelne Tage, über Monatsmiete bis hin zum Mieten eines fixen Monatsarbeitsplatzes.» Kostenlos ist ein Schnuppertag.

Ein Verein, der von Benno Moser präsidiert wird, bildet die Trägerschaft des neuen Co-Working-Space. Moser wohnt in Unterägeri und ist seit knapp einem Jahr pensioniert. Zuvor war er bei Siemens in Zug als Standortleiter tätig. Finanziell beteiligen sich zahlreiche Sponsoren, in erster Linie Unternehmen aus dem Dorf, am Projekt. «Beim Innenausbau, der demnächst startet, wirken zahlreiche Lehrlinge mit», freut sich Benno Moser. So etwa bei den Sanitär- und Elektrikerarbeiten, im Küchen- und im Holzbau. Die Umbaukosten der ersten Phase betragen zirka 15'000 Franken, wobei die Sponsoringbeiträge der Gewerbler von über 5000 Franken bereits abgezogen sind. «Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Gewerbetreibenden im Ägerital ist sehr gut», so Moser.

Oberägeri soll als Arbeitsort attraktiv bleiben

Der Gemeinderat unterstützt den Co-Working-Space ebenfalls finanziell, indem er die Raummiete für die ersten zwei Jahre übernimmt. Zudem wirkt er in der Startphase aktiv mit und berät den Verein. In der neusten Ausgabe der Publikation Oberaegeri.ch wird die zuständige Gemeinderätin Evelyn Rust wie folgt zitiert: «Wir setzen viel daran, dass Oberägeri auch in Zukunft als Arbeitsort attraktiv bleibt, und wir sind offen gegenüber neuen Arbeitsplatzmodellen. Mit der Schliessung der Post ergab sich für uns eine Chance, die wir gepackt haben.» Auch dass Walter Rogenmoser als Vermieter vom Projekt überzeugt sei und sich bei den Vertragsverhandlungen «sehr wohlwollend» gezeigt habe, sei «ein Glücksfall.»

Auch in Unterägeri befasst man sich mit dem Thema. Dort realisiert die Bürgergemeinde im EUW eine Überbauung mit drei Gebäuden. Neben einem eigenen Talmuseum soll ebenfalls ein Co-Working-Space entstehen. Im letzten Herbst wurde an der Bürgergemeindeversammlung der Baukredit gesprochen. Das Projekt befindet sich aktuell noch im Bewilligungsprozess.

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