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Kanton Zug

Getanzte Träume und Realitäten beim diesjährigen Young Dance Festival

Die siebte Ausgabe des Tanzfestivals ist nicht nur an Kinder und Jugendliche adressiert, sondern spricht mit seinen hochkarätigen Bühnenaufführungen auch die Wahrnehmung Erwachsener an.

Dancewalk: Im Rahmen des Young Dance Festivals 2021 tanzten Foofwa d'Imobilité (rote Jacke), Alex Landa Aguirreche und Alizée Sourbé einen Parcours im Wald auf dem Zugerberg. Begleitet wurden sie von den Musikern Celestine Enzler (Percussion) und Armando Rosa (Gitarre).
Bild: Bild: Stefan Kaiser (Zug, 26. September 2021)

Seit 2015 gibt es in Zug das Young Dance Festival. Seine siebte Ausgabe, die vom 21. September bis zum 1. Oktober dauert, taucht Stadt und Umgebung erneut in die Farbe des Tanzes und steht – nach zwei Jahren Pandemie-Erfahrungen – in einem besonderen Zeichen: zwischen leibhaftiger Bühnenrealität und virtueller Fantasie.

Im Gespräch mit der Initiantin und künstlerischen Leiterin Anu-Maaria Calamnius und der Tänzerin und Workshop-Leiterin Seraina Sidler-Tall wird rasch klar, wie gross die Vielfalt des Dargebotenen ist und wie viel künstlerische Professionalität und Herzblut in die einjährige Vorbereitung gesteckt wurde.

«Es gehört zur Realität nach zwei Pandemiejahren, dass die Menschen nicht mehr so leicht ins Theater zurückgeholt werden können»,

stellen beide fest. Die Fantasie hat sich in innere Welten zurückgezogen, digitale und seelische. Tanzkunst hat viel mit Träumen und Fantasien zu tun, setzt diese in körperliche Gegenwart um und vermag, so ihre Hoffnung, Menschen für Gemeinschaft und Zukunft öffnen. Mit dieser Thematik spricht das Festival alle Menschen an, kleine und grosse.

Neue Räume - real und virtuell

In Zusammenarbeit mit dem Theater Casino Zug versuchen die Young-Dance-Macherinnen, neue Räume zu finden und darzustellen, sowohl reale wie virtuelle. Auf der grossen Bühne tritt am offiziellen Eröffnungsabend die Genfer Company Beaverdam mit «Yumé» auf, einem wortlosen Tanztheater über eine Heldin, die sich auf die Suche nach ihrem verlorenen Schatten begibt; ein japanisches Märchen und Animationsfilme inspirierten das Stück.

Im Pulverturm spielt der Performer Julian Vogel in seinen «China series» mit dem Diabolo, einem zauberhaften Objekt aus zartem Porzellan oder geformtem Ton, das rollt, fliegt, fällt und – zerbrechen kann. «Hakanaï» ist eine Solo-Choreografie der französischen Company Adrien M & Claire B, in der das Zusammenspiel zwischen tanzendem Körper und digital projizierten bewegten Bildern eine andere Welt kreiert – irgendwo zwischen Traum und Realität.

Auf dem Metalli-Areal werden zwei pastellfarbene Einhörner, die «Unicorns» des dänischen Kollektivs Nordlys herumtrippeln, tanzen und galoppieren und für einen Moment lang die Zuschauenden verzaubern. «Das Einhorn ist eine heilende Figur und vermag auch das ‹innere Kind› im Erwachsenen anzurühren», ist Sidler-Tall überzeugt. Überhaupt geistern während des Festivals viele Fantasy-Figuren, Astronauten, Aliens, Avatars und Fabeltiere herum.

Die «Digital Natives» abholen

Spiel, Traum und Fantasie einerseits. Andrerseits werden am Festival Kinder und Jugendliche – und Erwachsene – auf eine besondere Art und Weise ernstgenommen; es wird ihnen Realität zugetraut, zugemutet. So müssen sich beispielsweise im digitalen Projekt «Acqua Alta» (Hochwasser) der Company Adrien M & Claire B, welches durch die Kameralinse des Smartphones angeschaut wird, die Figuren ihren inneren Ängsten stellen.

«Das ist kein schönes Thema», sagt Anu-Maaria Calamnius, «aber hochprofessionell und wunderschön gemacht und wichtige Auseinandersetzung mit Erderwärmung und Klimakatastrophen.»

Das Festival hofft, die «Digital Natives», die Kinder heute alle sind, über die digitale Plattform abzuholen und für leibhaftige Aufführungen zu gewinnen. Vermittlung steht gross geschrieben in der Ausgabe 2022, und dafür zeichnet, zum ersten Mal als Teil des Teams, Astrid Künzler verantwortlich.

Schulprojekte für ganze Klassen, Mappen und Tools für Lehrpersonen, Materialien für «Family Activity», Workshops für jedes Alter, Interviews mit den Kunstschaffenden, Nachgespräche zu den Aufführungen stehen im Angebot. Zudem werden junge Menschen animiert, als kreative «Impact Makers» am Festival mitzuarbeiten. Die Co- und Projektleitung obliegt Nicole Friedman.

Anu-Maaria Calamnius, die das Festival ins Leben gerufen hat, ist es, die während des Jahres europaweit herumreist und sich Tanzstücke ansieht, auf und hinter Bühnen den Künstlerinnen und Künstlern begegnet, Vertrauen und nachhaltige Beziehungen herstellt.

Wie alle Teammitglieder scheint sie geleitet von der Überzeugung, dass Tanzkunst menschliche Werte schafft und Begegnung ermöglicht. «Wir wollen damit der Stadt Zug etwas geben, ihren Menschen, ihrer Kultur. Aber auch schweizerische Choreografierende und Kompanien und ihre Stücke bekannt machen, und darüber hinaus internationale Weitergabe von Wissen und künstlerischem Knowhow ermöglichen.»

Weitere Infos zum Programm und Anmeldungen: www.youngdance.ch. Tickets für Aufführungen im Theater Casino Zug: karten@theatercasino.ch

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