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Luzern

Geschichten aus der Kindheit, Hoffnung auf Wahrung seiner Gedanken: So war die Abschiedsfeier von Hans Küng

Der berühmte Theologe ist im Frühling 93-jährig verstorben. In seiner Heimat Sursee wurde seiner im Rahmen einer ökumenischen Feier gedacht.
Bei der Gedenkfeier kamen einige Weggefährten Küngs zu Wort. (Bild: Boris Bürgisser (Sursee, 21. August 2021))

Wie ehrt man einem verstorbenen Ehrenbürger? Diese Frage zu beantworten lag am Samstag bei Sursee, das im Rahmen einer Gedenkfeier in der katholischen Pfarrkirche dem Theologen Hans Küng die letzte Ehre erwies. Die ökumenische Feier lockte einige Menschen an, rund die Hälfte der Bänke der 500 Plätze umfassenden Kirche waren besetzt. Hans Küng wurde bereits vor einiger Zeit an seinem letzten Aufenthaltsort Tübingen (Deutschland) beigesetzt.

Hans Küng (93†) bereitete den Geistlichen wohl einige Kopfschmerzen. Der Surseer hat sich für seine Reformvorschläge, wie etwa die Aufhebung des Zölibats, mit brennender Leidenschaft eingesetzt. Dies geht auch aus den Erzählungen seiner Weggefährten an der Feier hervor.

«Hans Küng wollte die Schwachstellen in der Kirche finden und sie reparieren»,

schilderte einer der Geistlichen. Küng habe ihm gesagt, die Kirche müsse stetig und immer erneuert werden. Und ein weiterer merkte in seiner Rede an: «Es braucht Menschen, die anecken, damit etwas passiert.»

Der Bischofskonferenz war der Geduldsfaden gerissen

Küng hatte in seinem Leben so manch einen Geistlichen vor den Kopf gestossen. Als es der Deutschen Bischofskonferenz zu bunt wurde, entzog sie ihm 1979 seine kirchliche Lehrbefugnis für die römisch-katholische Glaubenslehre. «Das hat ihm schwer zugesetzt», erzählt einer seiner Freunde. Trotz dieses Rückschlags ist Küng der Kirche treu geblieben - und hat als fakultätsunabhängiger Professor für Ökumenische Theologie gearbeitet.

Doch nicht nur für seinen unermüdlichen Einsatz, sondern auch für seinen gutmütigen, toleranten und lustigen Charakter fanden die Redner Worte. Ein langjähriger Weggefährte Küngs erzählte eine Geschichte, die sich zugetragen hatte, als die beiden noch Pubertierende und auf einer Reise nach Rom in der Peterskirche an Ostern beim Gottesdienst mit dem Papst dabei sein durften. Der Erzähler war zu diesem Zeitpunkt der Kleinste in den Bänken und sass neben Hans Küng. Dieser soll gefragt haben: «Gsesch der Papst überhaupt?» Als er dann verneinte nahm ihn Hans Küng sofort auf die Schultern, damit er einen Blick auf den Pontifex werfen konnte.

Was bleibt ist sein Mut

Als einzige Familienangehörige sprach an der Feier seine Nichte. Sie erinnerte sich daran, wie ihr Onkel jedes Jahr im Juli und August zurück in seine Luzerner Heimat kam. «Als Kind habe ich gedacht, diesem Mann werden alle Wünsche erfüllt.» Denn: Bevor Küng jeweils heimkehrte, wurde das Haus gründlich geputzt, Kühl- und Weinschränke gefüllt. «Und als dann der Onkel da war, zogen wir uns schöne Kleider an und freuten uns, als er jedem einen Zweifränkler und ein Schokoladenherz in die Hände drückte.» Was nun von ihm bleibe, sei sein Mut und sein vorbildlicher Charakter, wonach man trotz Widerstand durchs Leben gehen soll und für sich einstehen.

Zum Schluss der Feier trat der Kirchenratspräsident vor die Anwesenden. Er rühmte Küngs Engagement, etwa auch für die Jungwacht. Und: Hans Küng habe ohne grosse Musikkenntnisse Klavier spielen können. «Dank seinem guten Musikgehör konnte er einige Melodien spielen», so der Sprecher. Auch Theater habe er gespielt und Fasnachtswagen mitgestaltet.

Was nun bleiben wird, sind die vielen Werke Küngs. Und: Zu Ehren des verstorbenen Theologen wird an der Südseite der Kapelle eine Tafel angebracht. (lz)

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