Andrea Muff
Ein Blick durchs Schaufenster von Bosshard Früchte und Gemüse an der Grabenstrasse in der Stadt Zug erweckt den Eindruck, dass der Laden morgen schon wieder öffnen könnte. Doch das Geschlossen-Schild an der Tür und die Nachricht im Internet sagen etwas anderes: «Aufgrund aktueller Ereignisse sind wir leider gezwungen, die Geschäftstätigkeit mit sofortiger Wirkung einzustellen», heisst es auf der Homepage. Wieder ein Laden weniger in der Zuger Innenstadt.
Wie es der Name bereits sagt, gab es bei «Bosshard» Gemüse und Früchte, aber auch Konserven, Teigwaren, Weine, spezielle Öle und Essige sowie weitere Spezialitäten. «Wir mussten Konkurs anmelden», klärt Martin Bosshard auf. Seine Eltern sind die Inhaber des Geschäfts. Sein Vater falle nach einem Hirnschlag krankheitsbedingt aus, seine Mutter und die Angestellten hätten den Ausfall nicht kompensieren können, sagt Martin Bosshard zu den Umständen der Schliessung. Der Laden besteht seit 1994, einmal sei man an der Grabenstrasse umgezogen, hält der Sohn fest. Vom Standort in der Stadt Zug aus belieferte das Team auch Restaurants und andere Läden.
An neue Bedürfnisse angepasst
Schon seit einiger Zeit hat der Kleinbetrieb zu kämpfen: Das Kaufverhalten habe sich verändert und eine Laufkundschaft wie früher gebe es nicht mehr, weiss Bosshard. «Man muss heute nicht mehr zum Detaillisten gehen, wenn man etwa asiatische Artikel benötigt. Denn die grossen Ladenketten haben heute alles unter einem Dach», erklärt er weiter. In direkter Nachbarschaft des «Bosshard» gibt es eine Migros. Dass diese die Schliessung beschleunigt hat, verneint Martin Bosshard.
«Für meinen Vater war die Migros immer ein Segen. Denn so wurden viele Kunden auch auf seinen Laden aufmerksam.»
Im Verlauf der Jahre hat sich der Familienbetrieb mit kleinen Änderungen an neue Bedürfnisse angepasst: Seit einem Jahr öffnete der Laden nur noch freitags und samstags – im Unterschied zu vorher, als er von Dienstag bis und mit Samstag bedient war. Es wurde ein Bestell-und-Abhol-Service von Waren für Kunden eingerichtet, da der Laden nicht immer besetzt war.
Dass die Massnahmen nicht gegriffen haben und der Laden schliessen musste, bedauert auch Hauseigentümer Peter Frey. «Wir müssen aufpassen, dass die Zuger Altstadt nicht zum Ballenberg wird», sagt er und spricht damit die Schliessung vieler Traditionsbetriebe an. Frey stellt fest: «Es sagen zwar viele Leute, es sei schade, wenn ein Laden zumachen muss. Aber leider sehe ich sie nicht in diesen Geschäften einkaufen, die meisten bevorzugen den Grossverteiler.»