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Uri

Gesamtenergiestrategie: Der Kanton Uri zieht eine durchzogene Zwischenbilanz

Die bis 2020 gesteckten Zwischenziele der Gesamtenergiestrategie konnten nicht alle erreicht werden. Der Urner Regierungsrat zeigt auf, was in der nächsten Etappe bis 2030 angestrebt werden könnte.
Der Anteil erneuerbarer Energien – im Bild der Hochgebirgswindpark des Elektrizitätswerks Ursern – liegt in Uri bei 35,9 Prozent. (Bild: Dominik Wunderli (Andermatt, 22. Juli 2021))
Das Wasserkraftwerk Palanggenbach soll 2023 fertiggestellt werden.  (Bild: PD)

Carmen Epp

Carmen Epp

2008 hat die Urner Regierung dem Landrat die erste Gesamtenergiestrategie bis 2050 präsentiert. Als Zwischenziele für das Jahr 2020 wurden vier Meilensteine definiert: die Erreichung einer 4000-Watt-Gesellschaft, die Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien von 5 auf 15 Prozent, die Erhöhung der Stromproduktion aus Wasserkraft um 10 Prozent und die Steigerung des finanziellen Ertrags aus Wasserkraft um mindestens 25 Prozent.

In einem Zwischenbericht zeigt der Regierungsrat nun auf, dass zwei der vier Ziele von 2008 bis 2020 erreicht werden konnten.

Bei der Energienutzung unter den Erwartungen

Die angestrebte 4000-Watt-Gesellschaft konnte nicht erreicht werden. Zwar konnte der Primärenergieverbrauch pro Person gegenüber dem Ausgangswert im Jahr 2006 von 5600 Watt vermindert werden. Trotzdem liegt er mit 4600 Watt rund 15 Prozent über dem angestrebten Meilenstein.

Als «sehr positiv zu bewerten» sei die Reduktion fossiler Brennstoffe beim Wärmeverbrauch zwischen 2006 und 2018 von 314 auf 121 Gigawattstunden. Nicht erreicht wurden die Vorgaben zum fossilen Treibstoffverbrauch, der gemäss Regierungsrat «hauptsächlich im Verkehr entsteht». Der blieb zwischen 2006 und 2018 relativ konstant. Für Uri falle hier besonders der europäische Transitverkehr auf der Autobahn ins Gewicht, der sich «kaum mit kantonalen Massnahmen eindämmen lässt» und knapp zwei Drittel aller Verkehrskilometer ausmache.

Mehr erneuerbare Energien, aber Wasserkraft hinkt hinterher

Im Bereich der erneuerbaren Energien konnte das gesteckte Zwischenziel bei der Nutzung von 25 Prozent deutlich übertroffen werden. Lag 2006 der Anteil von erneuerbaren Energien im Wohnbereich bei 6,2 Prozent, konnte er bis 2018 auf 35,9 Prozent gesteigert werden. «Dazu hat das Förderprogramm Energie Uri wesentlich beigetragen», schreibt der Regierungsrat.

Die angestrebte Erhöhung der Stromproduktion aus der Wasserkraft konnte mit rund 77 Gigawattstunden nur zur Hälfte erreicht werden. Der Regierungsrat begründet das damit, dass die Wasserkraftwerkprojekte am Palanggenbach und an der Meienreuss noch nicht umgesetzt sind. Die zweite Zielsetzung in der Wasserkraftnutzung wurde erreicht: Die Einnahmen konnten zwischen 2008 und 2020 von 24,8 Millionen auf 31,6 Millionen Franken um 27 Prozent gesteigert werden. Dies hänge mit der Erhöhung des Wasserzinssatzes zusammen.

Neue Zwischenziele bis 2030 werden erarbeitet

Nachdem die Meilensteine 2020 zeitlich abgelaufen sind, gelte es, in allen vier Teilstrategien neue Ziele für den Zeithorizont 2030 zu setzen.

Bei der Energienutzung sei eine weitere wesentliche Senkung des Verbrauchs pro Kopf und Beschäftigten «unumgänglich» und müsse im Vergleich zur bisherigen Periode «deutlich beschleunigt» werden. Der Haushaltsbereich habe mit einem Minus von 34 Prozent schon einen wesentlichen Beitrag geleistet, ebenso wie die Wirtschaft mit einem Minus von 12 Prozent. Der Energieverbrauch im Verkehr habe sich zwar auch vermindert um minus 5 Prozent, beanspruche aber in der Zwischenzeit rund 45 Prozent des Urner Gesamtenergieverbrauchs.

Die Steigerung des Anteils an erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch sei vor allem mit Blick auf die klimaneutrale Produktion des verbleibenden Energieverbrauchs ebenfalls sehr wichtig. Im Vordergrund stehen der Ausbau der Umweltwärmenutzung, die Förderung des Fernwärmeeinsatzes sowie die intensivere Nutzung der Sonnen- und Windenergie.

Bei der Wasserkraft seien die noch verbleibenden Potenziale zu erschliessen. «In Bezug auf die finanzielle Ergiebigkeit wird die Wasserkraft auch in Zukunft einen wichtigen Faktor für Uri darstellen», schreibt der Regierungsrat. «Entsprechend müssen die Urner Anteile an der Wasserkraftnutzung sowie die künftige Ausgestaltung des Wasserzinses auch in Zukunft einen hohen Stellenwert haben.»

Bei der Stromversorgung werde der Fokus vor allem auf der ganzjährigen klimaneutralen Erzeugung liegen. Wichtig hierbei sei vor allem, dass der Winterstromanteil erhöht werden kann, zum Beispiel durch den Ausbau von Windkraft und Sonnenenergie in Gebieten mit wenig Nebel oder mit gezielt ausgerichteten Anlagen.

Der Regierungsrat beantragt dem Landrat an seiner Sitzung vom 30. März den Bericht zur Kenntnis zu nehmen.

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