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Gerda Walker bildete in 25 Jahren 100 Lernende aus: In ihrem Altdorfer Lehratelier ist «pingelig» eine Tugend

Zu ihrem 25-Jahr-Dienstjubiläum ist Gerda Walker als Leiterin des Lehrateliers für Bekleidungsgestaltung in Altdorf noch immer voller Leidenschaft dabei. Ein Einblick in die spezialisierte Nischenbranche.
Im Lehratelier für Bekleidungsgestaltung in Altdorf werden derzeit acht Lernende ausgebildet. (Bild: PD)
Gerda Walker leitet das Lehratelier für Bekleidungsgestaltung an der Attinghauserstrasse in Altdorf. (Bild: PD)

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Vor 25 Jahren übernahm Gerda Walker das Lehratelier für Bekleidungsgestaltung an der Attinghauserstrasse in Altdorf. Damals war sie 25-jährig. Seit dieser Zeit bildete sie rund 100 Lernende aus, darunter viele junge Frauen und zwei Männer. Der Vorstand des Lehrateliers Uri gratuliert Gerda Walker nun in einem Schreiben zum Dienstjubiläum. Präsidentin Annalise Russi teilt mit: «Wir bedanken uns von Herzen für ihren grossartigen Einsatz und die stets positive Energie, mit der sie Jung und Alt motivieren und begeistern kann. Wir wünschen ihr alles Gute und hoffen auf viele weitere glückliche Jahre mit ihr.»

Gerda Walker steht im Atelier noch immer mit viel Elan, als ob es ihr erster Tag wäre. «Ich würde den Beruf wieder lernen, ich will nichts anderes tun», sagt sie. Es sei eine tolle und vielseitige Arbeit. Ganz besonders gefällt ihr die Zusammenarbeit mit den Lernenden. «Keine Lernende ist gleich. Es ist jedes Mal eine spannende Aufgabe und dann eine grosse Freude, wenn der Abschluss geschafft ist», sagt sie.

Es kommt auf jeden Millimeter an

Im Atelier in Altdorf will man allen eine Chance geben. «Die Lernenden müssen diese Chance aber auch nutzen», sagt die Goldauerin mit Urner Wurzeln. Eine Herausforderung sei es in der heutigen, kurzlebigen Zeit, stets sehr «pingelig» arbeiten zu müssen. «In der Handarbeit kommt es auf jeden Millimeter an. Wer beispielsweise nicht gut im Rechnen ist, aber präzise näht, kann die Ausbildung schaffen.» So jemand müsse sich eben in der Schule besonders viel Mühe geben. Den Lernenden sagt sie oft: «Wir verkaufen als Produkt massgeschneiderte, hochqualitative Kleidungsstücke.»

Heute sitzt Walker nur noch selten selber hinter der Nähmaschine: «Ich verhandle mit Kunden, bestelle Stoffe und nehme ab und zu Korrekturen vor, wenn Lernende ein Kleid zuschneiden», sagt sie. Ansonsten kommen die drei Angestellten oder die derzeit acht Lernenden zum Zug. Am Ende müsse einfach alles «picobello» sein.

Nach der Ausbildung sind die Schneiderinnen, wie man sie einst nannte, vor allem auf Damenbekleidung spezialisiert. Das «Herrenfach» ist eine von vielen weiteren Fortbildungen wie etwa «Hüte», «Pelze», «Theater» oder den höheren Fachrichtungen wie «Fashion Design». Auf die Frage, warum nicht mehr Männer bei ihr bestellten, sagt Walker mit einem Lachen: «Männer sind pflegeleichter, nur schon durch den Körperbau.» Herren, die höhere Qualität suchten, wichen oft auf Masskonfektion aus. Also auf Kleider, die zwar ausgemessen, aber in der Fabrik hergestellt werden.

Auch ein Dienst an der Nachhaltigkeit

Der Kauf eines massgeschneiderten Kleidungsstückes ist laut Walker trotz der höheren Preisklasse eine wertvolle Investition: «Unsere Stoffe sind natürlich auch von höherer Qualität. Ein Kleidungsstück von uns sieht auch nach Jahren noch wie frisch ab der Stange aus.» In Zeiten der Nachhaltigkeit keine schlechte Wahl also. Zudem suchten manche gezielt «reine» Kleiderstoffe. «Unsere Kunden wollen reinen Kaschmir, reine Leine oder Baumwolle, weil der Körper das besser verträgt.» Heute sei es schwer, im Massenmarkt nicht-gemischte Stofffasern zu erhalten.

Die grösste Freude für Walker ist es, wenn ein glücklicher Kunde ihr Geschäft verlässt. «Das ist der wahre Lohn», sagt sie. Für die Zukunft wünscht sie sich, noch «so lange wie möglich» auf dem Beruf zu bleiben.

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