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Zug

Geplanter Ausbau der Bossard-Arena: Fairness sollte in der Politik die wichtigste Triebfeder sein

Redaktor Marco Morosoli zur kritischen Haltung des Zuger Stadtparlaments gegenüber den Plänen des EVZ.

Einige glauben, dass sie beim Pokern nur mit gezinkten Karten zum Erfolg kommen. Andere reden sich auf Vorrat in Rage, bevor bekannt ist, welche Sache zur Debatte steht. Wichtig ist der produzierte Lärm und die dadurch erzeugte Aufregung. Wenn es um Zwischenberichte zu einer vom EV Zug ins Spiel gebrachten Kapazitätserweiterung der Bossard-Arena geht, kennen einige Exponenten der städtischen Politik aktuell kein Halten mehr.

Vereinfacht gesagt, soll das Dach gehoben und so Platz für zusätzliche Zuschauerplätze und für deren Bewirtung geschaffen werden. Der Umbau wäre für 36 Millionen Franken machbar. Die Kosten trüge der EVZ. Im Gegenzug würden die Bossard-Arena wie auch die Trainings- und die Curling-Halle im Baurecht von der Stadt Zug an den EVZ abgetreten. Dieser Vertrag hätte eine Gültigkeit von 35 Jahren.

Bei diesem Deal bekäme der EVZ auch die Kunsteisbahn Zug überantwortet. Die Sportorganisation müsste der Stadt einen ortsüblichen Baurechtszins bezahlen. Weitere Vereinbarungen über die öffentliche Nutzung der Kunsteisbahn müssten noch abgeschlossen werden. Wie das Partner, die auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, gemeinhin so machen. Hier findet die Nüchternheit in der städtischen Politik leider ihr Ende.

Ungeahnte Emotionen kamen ins Spiel

Es ist politischen Gremien auf allen Ebenen selbstverständlich erlaubt, alles nach Schwachstellen abzusuchen und Verbesserungsvorschläge zu machen. In der vorliegenden Angelegenheit kommen aber seit Anbeginn der politischen Auseinandersetzung ungeahnte Emotionen in Spiel. Im Dezember 2020 strich das Stadtparlament einen einzigen Budgetposten fürs Folgejahr: die Kosten für einen Zwischenbericht zum Ausbau der Bossard-Arena auf rund 8800 Zuschauende.

Als es um einen städtischen Beitrag für die Winteruniversiade 2021 ging, debattierten die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über die Vorlage, aber mit viel mehr Einsatz über Ausfallzahlungen für die Miete der Bossard-Arena. Diese landeten vereinbarungsgemäss in der Kasse der EVZ-Organisation. Der zuständige Stadtrat wollte klärend eingreifen, aber der Zunder brannte schon. Nicht zum ersten Mal.

An dieser «Übungsanordnung» hat sich seither kaum etwas geändert. Nach dem Gewinn des zweiten EVZ-Meistertitels im Mai 2021 gab es Gratulationen. Nach zwei oder drei Sätzen des Lobs drehte der Wind. Beim wilden verbalen Hauen und Stechen spielten einige Mitglieder des Grossen Gemeinderats direkt auf den Mann.

Der Knackpunkt: die Abgabe der Bossard-Arena im Baurecht an die Sportorganisation. Einige Parlamentarier wollen den Baurechtszins an den 2010 gezahlten Baukosten von 60 Millionen Franken festmachen. Sie unterschlagen dabei die jährlich fälligen Abschreibungen. In den ersten Jahren galt noch die degressive Abschreibungsmethode. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die Rate im ersten Jahr am höchsten ist und sich dann verkleinert. Dann haben die Eidgenossenschaft wie auch der Kanton Zug 2018 die Abschreibungsmethode dahingehend angepasst, dass nunmehr für Gebäude die lineare Methode gilt. Somit ist Jahr für Jahr der gleiche Wert abzuschreiben.

Was passiert, wenn der EVZ in Konkurs geht?

Gemeinderäte fordern nun, letztere Art des Abschreibens bei der Bossard-Arena virtuell schon 2010 beginnen zu lassen. Somit würde sich der Baurechtszins für den EVZ erhöhen. Eine Rechtsbeugung, wie sie ein Universitätsprofessor für eine Rechtsvorlesung nie erfinden würde. Dass die Berechnungsmethode nunmehr eine andere ist, kann dem EVZ nicht angelastet werden. Andere wiederum sorgen sich derweil, was in Bezug auf das Baurecht passieren würde, wenn der EVZ in Konkurs gehen würde. Hier braucht es eine Einigung.

Im aktuellen Protokoll der Bau- und Planungskommission zum zweiten Zwischenbericht zeigt sich, dass die Mitglieder die Idee einer Hallenerweiterung gut finden, die gewählte Methode hingegen ist für sie des Teufels. Eine bessere Idee präsentiert aber auch keiner. Das Resultat: die totale Blockade, kein Platz für Kompromisse – sowie eine negative Empfehlung an den Grossen Gemeinderat.

Das grösste und spannendste Theater im Kanton

Auch im Kreis der Geschäftsprüfungskommission (GPK) fällt die angedachte Erweiterung mit drei zu vier Stimmen durch. Vor allem die Sache mit dem Baurecht ist dem Gremium nicht geheuer. Der GPK-Bericht umfasst 28 Seiten. Ein Satz dürfte in Sportkreisen für Staunen sorgen: «Der EVZ ist, nüchtern betrachtet, ein gewinnorientiertes Unternehmen, wie es die V-Zug auch ist.» Für die Saisons mit einem Überschuss dürfte eine Hand zum Abzählen genügen. Zudem ist die Bossard-Arena das grösste und spannendste Theater im ganzen Kanton. Der EVZ bietet zudem weit über 300 jungen Menschen die Möglichkeit, einem Sport nachzugehen und sich, wie dies in vielen anderen Vereinen auch geschieht, zu sozialisieren. Eishockey ist der Sport im Kanton.

Dass aktuell der vom Stadtrat favorisierten Idee der Absturz droht, das ist auch aus einem anderen Blickwinkel schwer verständlich. Mit der Umorganisation der Bossard-Arena wäre das vom Grossen Gemeinderat immer wieder gescholtene Dreiecksverhältnis zwischen der Kunsteisbahn Zug, der Stadt Zug und dem EVZ Geschichte. Die Politik hätte aber auch ein Thema mit Abreibungspotenzial weniger.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass gleichzeitig im GGR über den Kauf des Zurlaubenhofs samt Umschwung befunden wird. Kostenpunkt: weit über 70 Millionen Franken. Die Euphorie ist fast grenzenlos. Ja, der Kauf ist für die Stadt ein Glücksfall. Dass sie dadurch zur Bauherrin von Wohnungen mutiert, müsste aber jedem liberal Denkenden eigentlich die Zornesröte ins Gesicht treiben. Aber das hilft dem EVZ und seinen vielen Anhängern nicht.

Fair spielen ist das Gebot der Stunde. Brücken bauen, statt sie einzureissen. Dann gewinnen alle und das Feld ist offen, um immer weiterzugehen.

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