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Luzern

Luzerner Car-App intensiv getestet: Grösste Knacknuss sind die Sensoren

Dank der neuen Car-App erhofft sich die Stadt Luzern ab Mai 2019 wertvolle Daten bezüglich Parkplatz-Belegung – und weniger Suchverkehr. Ein grosser Tour-Anbieter begrüsst das Angebot, setzt aber ein Fragezeichen.
Der Carparkplatz Brüelmoos in der Nähe des Verkehrshauses. (Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 18. März 2017))

Roman Hodel

Wer mit dem Auto auf den Hauptachsen in die Stadt Luzern fährt, sieht auf elektronischen Anzeigen, wie viele Parkplätze nördlich und südlich der Reuss noch frei sind. In der Innenstadt sind die Angaben sogar aufgeschlüsselt nach Parkhäusern. Ab voraussichtlich Mai 2019 erhalten nun auch Car-Chauffeure solch ein Parkleitsystem (wir berichteten). Der Unterschied: Sie müssen eine entsprechende App auf ihr Handy laden – Anzeigen am Strassenrand wie für die Autofahrer sind nicht vorgesehen.

Mit der Car-App betritt die Stadt Luzern Neuland. Es gibt weltweit nichts Vergleichbares. Sie hat das Pilotprojekt gemeinsam mit der Luzerner Arcade Solutions AG entwickelt, einer Tochterfirma der Energie Wasser Luzern AG (EWL). Ursprünglich hätte die App schon ab Frühling 2018 zum Einsatz kommen sollen. Doch das Ganze hat sich verzögert. «Der Einsatz der richtigen Sensortechnologie für den jeweiligen Standort erweist sich als grosse Herausforderung», sagt Leevke Stutz, Projektleiterin Mobilität beim Tiefbauamt der Stadt Luzern.

Man habe das Car-Parkleitsystem in den vergangenen Monaten intern intensiv getestet, insbesondere diverse Sensortypen. Gemäss Stutz gibt es viele Anbieter mit unterschiedlichen Produkten. Diese reagierten je nach Standort wieder anders auf Störquellen und würden sich punkto Zuverlässigkeit unterscheiden. Die Wahl fiel nun auf einen Sensortyp der neuesten Generation, der auf allen Parkplätzen gleich gut eingesetzt werden kann. Stutz sagt: «Das ist insgesamt kostengünstiger und betreffend Datenübertragung sowie Datenverarbeitung effizienter, als unterschiedliche Modelle einzusetzen.»

Trotz Inseli-Initiative gibts auch dort Sensoren

Die Sensoren werden in den kommenden Monaten bei allen 84 Car-Parkfeldern der Stadt Luzern in den Boden eingelassen und fest montiert. Dank einer Schutzhülle halten sie starken Belastungen stand. Betroffen sind folgende Plätze:

  • Schwanenplatz: 3 Anhalteplätze
  • Löwenplatz: 8 Anhalte-/Parkplätze
  • Inseli: 6 Anhalte- und 26 Parkplätze
  • Kasernenplatz: 5 Anhalte-/Parkplätze
  • Landenberg/Alpenquai: 23 Parkplätze
  • Brüelmoos: 13 Parkplätze

Auch die Inseli-Parkplätze werden also mit einbezogen – obschon diese künftig wegfallen, wie das Stimmvolk 2017 durch die Annahme der Inseli-Initiative entschieden hat. Der Zeitpunkt ist allerdings noch offen. Stutz sagt dazu: «Ein Leitsystem funktioniert nur, wenn alle Parkfelder einbezogen sind.» Trotzdem sind die Ausgaben nicht für die Katz: Die Inseli-Sensoren können abmontiert und auf dem Nachfolger-Parkplatz wieder installiert werden. Einen solchen hat der Stadtrat noch nicht gefunden.

Dank der App ersparen sich gemäss Stutz auch ortskundige Personen unnötige Fahrten, beispielsweise ins ausserhalb gelegene Brüelmoos. Und von weniger Suchverkehr profitieren letztlich alle Verkehrsteilnehmer. Vor allem gelangt die Stadt durch die App und die Sensoren an wichtige Daten: Wie lange wird auf welchen Parkfeldern parkiert? Wie häufig sind die Rotationen pro Parkfeld? Wie hoch ist der Belegungsgrad zu welchen Zeiten auf welchen Parkplätzen? Daten, welche die Grundlage für die Planungen und Optimierungen des künftigen Car-Regimes bilden. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die Chauffeure über die App auch gleich den Parkplatz bezahlen können.

Roaming-Kosten als Knackpunkt?

Nur: Werden die Chauffeure die App auch wirklich nutzen? «Wir sind in Gesprächen mit unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern», sagt Stutz. «Die geplante Einführung des Car-Parkleitsystems wird sehr positiv aufgenommen.» Auch Christian Landis, Geschäftsführer von «Best of Switzerland Tours», findet den Ansatz mit der App «interessant», wie er sagt: «Die Verwendung dürfte für unsere Partner kein Problem darstellen.» Seine Firma arbeitet für die Reisen eng mit mehreren Schweizer Car-Unternehmen zusammen. Wichtigstes Kriterium sei sowieso, dass es genügend verfügbare Plätze für Cars habe, möglichst zentrumsnah.

Ein Fragezeichen setzt Landis hinter die App-Nutzung durch Chauffeure ausländischer Car-Unternehmen – und davon gibt es viele in Luzern. «Benötigt man Internet-Daten?», fragt er. «Denn dann fallen teure Roaming-Gebühren an und ich kann mir gut vorstellen, dass nicht alle Chauffeure über entsprechende Datenpakete verfügen.» Gemäss Leevke Stutz sind heute jedoch viele Cars mit eigenem WLAN ausgestattet.

Die Kosten für das Car-Parkleitsystem betragen 97'000 Franken. In Zukunft werden dann jährlich Betriebskosten für die Datenübertragung, die Benutzerplattformen und die App anfallen. Deren Höhe ist noch nicht fix. Für die Chauffeure wird die Benutzung der App kostenlos sein.

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