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Luzern

Gemeindewahlen im Kanton Luzern: CVP und FDP verteidigen ihre Vormachtstellung

CVP und FDP halten zusammen weiterhin drei Viertel aller Gemeinderatsmandate im Kanton Luzern. SVP und SP bauen ihre Sitzzahlen minim aus, die Grünen stagnieren.

Lukas Nussbaumer

Lukas Nussbaumer

Lukas Nussbaumer

Grüne, GLP und SP gewannen die Kantonsratswahlen vom Frühjahr 2019 klar. Alle drei Parteien zusammen legten beim Wähleranteil um 9,2 Prozentpunkte auf 32,1 Prozent zu. Nun, etwas mehr als ein Jahr später, folgt die grosse Ernüchterung: Der Wähleranteil bei den Gemeindewahlen beläuft sich auf magere 4,6 Prozent, wie sich nach dem zweiten Wahlgang der Gemeindewahlen vom Sonntag zeigt. Das entspricht einem Mini-Plus von 0,6 Prozent. Oder anders ausgedrückt: SP, GLP und Grüne besetzen in der im September startenden Legislatur gerade einmal 18 der 392 Gemeinderatssitze. SP und GLP konnten je ein Mandat gewinnen, die Grünen bleiben mit ihren beiden Sitzen in Luzern und Kriens auf dem letzten Platz (siehe Grafiken).

Mit Stagnation – oder positiv ausgedrückt Stabilität – lassen sich auch die Ergebnisse der anderen Parteien zusammenfassen. Seit 2008 hat sich das Parteiengefüge in den Exekutiven der Gemeinden kaum verändert, auch wenn die SVP mit einem Zuwachs von immerhin 9 auf 31 Mandate nicht ganz in dieses Bild passt. Unter Berücksichtigung der Zahl der aktuell aktiven Ortssektionen relativiert sich die Vertretung der Volkspartei in den Gemeinderäten jedoch. Schliesslich ist die SVP wie die CVP und FDP in den meisten Kommunen vertreten.

Zufriedene Gesichter bei CVP, FDP und SVP

Die Präsidenten der sechs auch im Kantonsrat vertretenen Parteien analysieren die Ergebnisse naturgemäss unterschiedlich. Statt Grüne-Präsident Maurus Frey äussert sich Vizepräsidentin Irina Studhalter, da Frey als Kandidat für das Krienser Stadtpräsidium am Sonntag noch selber in den zweiten Wahlgang involviert war.

CVP

Die weiterhin mit grossem Abstand stärkste Partei hat zwei Sitze verloren. Da Ebersecken nach der Fusion mit Altishofen von der politischen Landkarte verschwunden ist und die CVP in der Hinterländer Kleingemeinde mit zwei Vertretern präsent war, enden die Gemeindewahlen für die Christdemokraten mit dem Status Quo. Präsident Christian Ineichen, der sich im Vorfeld die Verteidigung der Mandate zum Ziel gesetzt hat, ist denn auch «sehr zufrieden». Überrascht hat ihn der Erfolg nicht. «Unsere Konstanz erstaunt mich nicht, denn bei Gemeindewahlen geht es um Köpfe. Und diese haben wir.» Auch nicht überrascht ist der Marbacher von einer Premiere: In der neuen Legislatur gibt es keine Gemeinde mehr, in der die CVP alle Sitze hält. 2016 bestand die Exekutive von Doppleschwand ausschliesslich aus Christdemokraten. Ineichen: «Das war eine Frage der Zeit.»

FDP

Die zweitstärkste Kraft in den Gemeinderäten muss vier Sitze abgeben. Einer davon lässt sich auf das fusionierte Ebersecken zurückführen. Für Präsidentin Jacqueline Theiler heisst das: «Ich bin zufrieden, zumal uns die Angriffe in Gemeinden wie Romoos, Ermensee und Rickenbach gelungen sind.» Die Verluste von je zwei Mandaten in den Wahlkreisen Sursee und Willisau seien ein Zufall und würden nicht einem Trend folgen. «Wir konnten fähige Kandidatinnen und Kandidaten portieren. Das hat sich ausgezahlt, genauso unser aktiver Wahlkampf», bilanziert die Stadtluzernerin.

SVP

Die Bilanz von Präsidentin Angela Lüthold-Sidler fällt schon fast euphorisch aus. «Was für eine Frage!», lautet ihre Antwort auf die Bitte nach einem Fazit. Und stellt dann fest: Sie sei «natürlich sehr zufrieden. Der Sonntag war für die SVP ein Tag zum Feiern.» Besonders stark freut sich die Nottwilerin über den Wiedereinzug in die Exekutiven von Kriens und Horw, aber auch über die künftigen Doppelvertretungen in Adligenswil und Wauwil. Das Potenzial der Partei sei noch nicht ausgeschöpft, glaubt die auch im Kantonsrat politisierende Unternehmerin: «Grundsätzlich ist die SVP so stark, dass sie in allen Gemeinden ein Mitglied stellen sollte.»

SP

Von einem «sehr erfreulichen Resultat» spricht Präsident David Roth. Die Sitzgewinne in Geuensee und Mauensee würden zeigen, dass die SP auch in der Landschaft auf eine wachsende Substanz zählen könne. In beiden Gemeinden ist dem Erfolg die Gründung einer Sektion vorausgegangen. Der Stadtluzerner Kantonsrat betont denn auch die Erstarkung seiner Partei ausserhalb der Stadt Luzern und der Agglomeration: «Obwohl wir nur 13 Sitze haben, lebt die Hälfte der Luzerner Bevölkerung in einer Gemeinde, in welcher die SP im Rat vertreten ist. Das zeigt unsere breite Abdeckung in den Gemeinden.» Die reine Zahl der Sitze, folgert Roth daraus, stimme nicht überein mit dem Einfluss, den diese Mandate hätten.

GLP

Ihre Partei sei «auf Kurs», findet Co-Präsidentin Riccarda Schaller. Erfreulich sei das gute Resultat von Manuela Jost in Luzern, schade der knapp verpasste Sitzgewinn der Grünliberalen in Adligenswil. Nun gelte es, ihre Partei auf dem Land bekannter zu machen und Ortssektionen zu gründen, blickt die Malterserin in die Zukunft. «Das bedeutet Knochenarbeit. Doch wir sind eine Partei der Themen und haben entsprechend Potenzial.»

Grüne

«Das Resultat ist ernüchternd, ich bin schon etwas enttäuscht», sagt Vizepräsidentin Irina Studhalter. Die Grünen hätten sich am Sonntag das Stadtpräsidium in Kriens erhofft, ausserdem bessere Ergebnisse in den ersten Wahlgängen in Meggen und Hochdorf. Man werde weiterhin versuchen, das mit der Präsenz in den Parlamenten vorhandene Potenzial in der Stadt Luzern und der Agglomeration auszuschöpfen. «Wir werden auch versuchen, in ländlichen Gemeinden aktiv zu sein», sagt die Luzerner Grossstadträtin. Das sei nicht immer einfach: «Grüne Politik zu machen, kommt im ländlichen Raum oftmals einem Outing gleich», sagt die in Malters aufgewachsene Politikerin.

Parteilose / Interessengemeinschaft

Nach CVP und FDP und noch vor der SVP drittstärkste Kraft in den Luzerner Gemeinden sind Parteilose oder Mitglieder einer Interessengemeinschaft. Ihr Anteil ist gegenüber 2016 zwar minim gesunken, beträgt aber immer noch knapp 12 Prozent. Auffällig ist die Entwicklung vor allem im Wahlkreis Hochdorf, wo in der nächsten Legislatur nur noch sechs statt wie bisher elf Parteilose in einem Gemeinderat sitzen. Davon profitieren konnten CVP, FDP und SP, während die SVP ein Mandat verlor, weil ihre Kandidatin in Emmen scheiterte. Die Gruppierung L 20 in Horw zählt in unserer Bilanz zur Gruppe der Parteilosen.

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