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Gemeinderatswahlen Wassen: «Der Kandidat muss verhindert werden»

Ein anonymes Komitee will verhindern, dass Markus Baumann-Jauch neuer Gemeindepräsident von Wassen wird. «Es geht um die Zukunft der Gemeinde», lautet die Begründung.
In Wassen gehen die Wogen wegen der Gemeinderatswahlen hoch. (Bild: Urs Hanhart, 7. Juni 2018)
Markus Baumann kandidiert in Wassen als Gemeindepräsident. (Bild: Paul Gwerder, Wassen, 17. August 2018)

Bruno Arnold

Bruno Arnold

Im Gemeinderat Wassen kommt es Ende 2018 zum grossen Aderlass. Mit Präsidentin Kristin T. Schnider, Verwalter Marcel Schmutz, Sozialvorsteherin Yolanda Parietti und Gemeinderätin Verena Walker stellen sich vier der sechs amtierenden Gemeinderäte nicht mehr zur Verfügung. Zwei Bisherige machen weiter: Es sind dies der amtierende Vizepräsident Markus Baumann-Jauch und Mitglied Beat Baumann-Nogueira. Markus Baumann kandidiert für die Amtsdauer 2019/20 als Gemeindepräsident, Beat Baumann als Mitglied.

Trotz mehrerer schriftlicher und mündlicher Aufforderungen hat sich niemand freiwillig für ein Mitwirken im Gemeinderat gemeldet. An einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung sind schliesslich am 17. August Walter Walker-Ghenzi und Brigitte Gamma-Teuscher gegen ihren Willen nominiert worden. Sie stehen nun zusammen mit den beiden Bisherigen auf der offiziellen Wahlliste für den Urnengang vom 23. September.

Komitee will Baumann verhindern

Doch jetzt gerät mit Markus Baumann-Jauch einer der beiden «Freiwilligen» auf die «Abschussliste». Kürzlich ist ein Flugblatt eines «Komitees besorgter Einwohner» in die Wassner Haushaltungen geflattert. Der Wortlaut: «Der vorgeschlagene Kandidat muss verhindert werden. Darum empfehlen wir, die jetzige Gemeindepräsidentin Kristin T. Schnider, Gotthardstrasse 47, Wassen, zu wählen. Sie hat es gut gemacht. Es geht um die Zukunft der Gemeinde.»

Dass Baumann nicht allen Wassnern passt, hat sich schon mehrmals manifestiert. 2008 wurde er als amtierendes Gemeinderatsmitglied als Gemeindepräsident nominiert. An der Urne machte aber ein anderer das Rennen. Bei einem Absoluten Mehr von 105 Stimmen wählten die Wassner damals den amtierenden Vizepräsidenten Marco Calcagni (121 Stimmen), der offiziell seinen Rücktritt aus dem Gemeinderat erklärt hatte. Auf Baumann entfielen 80 Voten. 2015 wurde Baumann erneut Gemeinderat – mit dem schlechtesten Resultat der drei Gewählten (70 Stimmen; absolute Mehr: 63). An der Gemeindeversammlung vom 8. Juni 2018 sprachen sich 12 der 45 stimmberechtigten Teilnehmer für eine Nomination von Markus Baumann als Gemeinderatsmitglied aus.

«Das Problem heisst Markus Baumann»

In Wassen äussert sich niemand öffentlich gegen Baumann. Man belässt es an der Gemeindeversammlung höchstens bei Andeutungen: «Wenn in meiner Firma zwei Drittel der Leute weglaufen, dann muss ich mir als Mitverantwortlicher überlegen, wieso das geschieht», lässt ein Stimmberechtigter an der Gemeindeversammlung Interpretationsspielraum zu. Den Medien gegenüber äussert man sich nur auf das Versprechen hin, nicht namentlich genannt zu werden. Dann legen aber gleiche mehrere Personen offen dar, weshalb sie sich nicht zur Verfügung stellen. «Das Problem heisst Markus Baumann. Wenn er nicht mehr im Gemeinderat sitzt, findet man wieder genügend Leute», lässt sich Valentin M.* stellvertretend zitieren. Und weiter schildert er seine persönlichen Erfahrungen mit Baumann wie folgt: «Die Zusammenarbeit mit ihm ist mehr als schwierig. Er will allein bestimmen können, handelt rücksichtlos, eigenmächtig und nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Zudem nimmt er es mit der Wahrheit nicht immer sehr genau.»

Markus Baumann: «Ich suche das Amt nicht»

Auf diese massiven Vorwürfe und den im Flugblatt geäusserten Widerstand gegen seine Wahl zum Gemeindepräsidenten angesprochen, erklärt Baumann auf Anfrage: «Zu anonymen Dingen äussere ich mich eigentlich nicht.» Der Wassner Landwirt betont aber im Gespräch mit unserer Zeitung mehrmals: «Ich suche das Amt nicht. Es wäre aber ein Armutszeugnis, wenn Wassen am 1. Januar 2019 keinen handlungsfähigen Gemeinderat mehr hätte.» Er sei sich bewusst, dass er auch mit einer Nichtwahl rechnen müsse. «Es ist halt so: Wenn man etwas macht, wird man häufig an der Urne bestraft.»

Was sagt Beat Baumann, der sich bereit erklärt hat, auch in Zukunft im Gemeinderat mit Markus Baumann zusammenzuarbeiten, zu diesen Aussagen? «Für mich sind diese Vorwürfe unfair und haltlos. Markus Baumann engagiert sich, und was er macht, zieht er durch. Ich habe mehrere Leute gefragt, ob sie im Gemeinderat mitwirken möchten. Alle haben abgesagt. Aber keiner hat dies damit begründet, dass Markus Baumann der Grund sei, sich nicht zur Verfügung zu stellen. Das sind für mich nur billige Ausreden», so Beat Baumann.

Gemeindepräsidentin hätte mehr Zivilcourage erwartet

«Das anonyme Lob schmeckt bitter, denn es dient höchstens dazu, mir zu schmeicheln, mich als Kandidatin zu ‹missbrauchen› und so zu versuchen, Markus Baumanns Wahl zu verhindern», sagt die amtierende Gemeindepräsidentin Kristin T. Schnider. Dieses Vorgehen sei unfair und trage auch nicht ansatzweise zur Lösung der Gesamtsituation bei. «Die Wassner hatten an zwei Gemeindeversammlungen die Möglichkeit, Kandidaten vorzuschlagen oder sich gegen die Nomination von Markus Baumann zu äussern. Anonymität können wir wirklich nicht brauchen. Ich hätte mehr Zivilcourage erwartet. Wenn man Baumann nicht als Präsident will, dann hätte man ja beispielsweise ein ganzes Team vorschlagen können.»

«Ich würde die Wahl nicht annehmen»

Und falls Schnider gewählt werden sollte? «Selbstverständlich würde ich die Wahl nicht annehmen», sagt sie. «Alles andere wäre höchstens unehrenhaft und unredlich, denn an meinen Beweggründen für die Demission respektive den Nichtwiederantritt hat sich nichts geändert.» Fakt ist: Die amtierende Gemeindepräsidentin unterliegt nicht mehr dem Amtszwang. Auch für Schnider wäre Wassen ohne handlungsfähigen Gemeinderat «definitiv keine Lösung». Sie spürt aber auch: «Die Verunsicherung im Dorf wird immer grösser. Bisher war es ganz einfach schwierig, aber jetzt wird’s langsam unleidlich.»

*Name von der Redaktion der «Urner Zeitung» geändert.

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