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Luzern

Gemeinderatswahlen in Hochdorf: Das grosse Gerangel ums Rathaus

In Hochdorf kämpfen zehn Kandidaten um einen der fünf Gemeinderatssitze. Dabei attackieren die Linken und die SVP die Mitteparteien.
Jede Stimme zählt bei den Gemeinderatswahlen in Hochdorf. (Symbolbild: Roger Grütter,
5. Juni 2016)

Ernesto Piazza

Die Ausgangslage könnte kaum spannender sein: In Hochdorf bewerben sich zehn Kandidierende um einen der fünf Gemeinderatssitze. Etwas überspitzt formuliert könnte man sagen: Im Hauptort des Seetals starten die beiden Polparteien einen Angriff auf CVP und FDP.

Zusätzliche Brisanz verleiht dem Rennen um ein Exekutivmandat die Situation, dass sich mit Marco Uhlmann (CVP), Roland Emmenegger und Daniela Ammeter Bucher (beide FDP) gleich drei bisherige Gemeinderäte am 29. März nicht mehr zur Wahl stellen.

CVP will mit Viererticket bisherige Mandate halten

Die CVP biete «Kontinuität und Auswahl» schreibt sie in einer Medienmitteilung. Damit meint sie zum einen Lea Bischof-Meier (seit 2004 im Rat – seit 2014 Präsidentin). Sie soll das Präsidium bei der CVP halten. Zum andern Daniel Rüttimann (seit 2012), der weiter auf sein Ressort Soziales, Gesundheit und Sicherheit setzt. Unter dem Stichwort «Auswahl» schickt die CVP zusätzlich ihren Co-Präsidenten Roland Weingartner sowie den Versicherungsberater Stefan Kaeslin ins Rennen. Sie seien bestens verankert und würden «frischen Wind» bringen, so die Partei.

Mit diesem Viererticket will man primär die drei bisherigen Mandate halten. Wobei speziell die Linken dieses Vorgehen als vermessen kritisieren. Sie berufen sich vor allem auf die Wählerstärke. Zieht man nämlich die Kantonsratswahlen vom 1. April 2019 als Massstab heran, präsentiert sich für Hochdorf folgendes Bild: zwei Sitze für die CVP und je ein Mandat für FDP, SVP und die Linken (SP/Grüne).

Für die FDP ist die Wiederbesetzung ihrer bisherigen zwei Sitze eine grosse Herausforderung. Diese wollen die Liberalen mit Ernst Dober und Reto Anderhub meistern. Und dies ohne Frauenkandidatur, was zu Diskussionen geführt hat. FDP-Ortsparteipräsident Franz Arnold sagt: «Wir haben während der Evaluation diverse Frauen angefragt. Leider konnte keine die dafür notwendige Zeit für dieses anspruchsvolle Amt frei machen.»

Gemeinsamer Kampf um einen Gemeinderatssitz

Roland Emmeneggers Verzicht – er ist seit acht Jahren in der Exekutive – hängt mit seiner neuen beruflichen Ausrichtung zusammen. Er übernimmt bei der kantonalen Dienststelle Raum und Wirtschaft die Leitung der Abteilung Baubewilligungen. Daniela Ammeter Bucher gehört dem Rat seit 2014 an und steht dem Ressort Bildung/Wirtschaft vor. Schon damals versuchte die Linke ihren Sitz, der 2012 an die FDP gegangenen war, zurückzuholen. «Leider vergeblich», betont SP-Präsident ad interim Hans Bächler. «Jetzt ist die Zeit aber definitiv reif, dass die Linke in Hochdorf wieder im Gemeinderat vertreten ist.»

Den SP-Sitz soll Gaby Oberson holen. «Mit ihr käme eine stärkere soziale Perspektive, mehr Umweltbewusstsein und eine zusätzliche Frauenstimme in die Exekutive», so Bächler. Oberson positioniert sich als Familien- und Frauenvertreterin und könnte in diesem Wählersegment durchaus punkten.

Unterstützt wird die SP durch den Verein aktives Hochdorf (VAH/Grüne). Deren Kandidat, Yoga-Lehrer und Informatiker Gallus Bühlmann, wolle sich für eine nachhaltige Politik einsetzen, so die Gruppierung. Ins Links-Grüne Spektrum passt auch der Parteilose Roman Bolliger. Er ist Energie- und Klimaschutzexperte und wohnt seit vier Jahren in Hochdorf. Momentan hat er dort vier Energieinitiativen am Laufen. Im ersten Wahlgang führen die drei nebst einer je eigenen Liste auch eine gemeinsame Dreierliste unter dem Titel «Energiebündel».

SP und der VAH/Grüne gehörten zu den Initianten der Bodeninitiative, die forderte, gemeindeeigenes Land nur noch im Baurecht abzugeben. Diese beiden Player waren auch massgeblich daran beteiligt, dass das Stimmvolk der teilweisen Überbauung der Scherermatte mit Parkplätzen eine Abfuhr erteilte. «Dies hat deutlich gezeigt, dass der Gemeinderat in der rein bürgerlichen Zusammensetzung riskiert, die Anliegen einer breiten Bevölkerungsgruppe nicht ernst zu nehmen», sagt Bächler. Und da Hochdorf mit seinen rund 9900 Einwohnern weder einen Einwohnerrat kennt und anstelle von Gemeindeversammlungen Urnengänge vorsieht, sei es für viele Bevölkerungsteile schwierig, sich wirkungsvoll einzubringen, so der SP-Präsident ad interim.

SVP-Frau könnte auch Option für die Mitte sein

Der Angriff auf die Mitte kommt auch von rechts – in Person von SVP-Frau Moni Schnydrig. An der Podiumsdiskussion des «Seetaler Bote» betonte sie ihr soziales Engagement und sprach sich für tiefe Steuern und Eigenverantwortung aus. Mit ihr stellt die SVP eine Kandidatin, die für die Mitte wählbar sein könnte.

Ein weiterer Aspekt ist die Konkordanz. Sie wurde in der Vergangenheit in Hochdorf von links und von rechts stets gefordert. Damit die Formel mit zwei CVP- und je einem FDP-, SVP- und Linken-Sitz aber Tatsache wird, brauchen die beiden Polparteien Stimmen aus der Mitte.

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