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Entlastungsstrasse

Gemeinderat Stans spricht sich knapp für Stans West aus – sieht aber viele offene Fragen

Mit einem «zähneknirschenden Ja» bei einer internen Abstimmung ist der Gemeinderat Stans für die Entlastungsstrasse Stans West. Der Nutzen davon sehe er, das Projekt sei aber zu wenig ausgereift.

Für die Gemeinde Stans sind viele Fragen offen was die Entlastungsstrasse Stans West angeht, über die am 27. November abgestimmt wird. Da Stans vom Bau der Entlastungsstrasse wesentlich betroffen ist, hat der Gemeinderat an seiner Sitzung in der vergangenen Woche beraten, welche Abstimmungsempfehlung er abgeben will.

Die geplante Entlastungsstrasse Stans West soll entlang des Zentralbahn-Trassees von der Rotzlochstrasse auf Höhe Gerbibrücke zur Ennetmooserstrasse im Gebiet Fuhr führen.
Bild: Bild: Matthias Piazza (Stans, 8. Juli 2022)

Dabei fiel die interne Abstimmung äusserst knapp aus, letztlich spricht sich der Gemeinderat aber dafür aus, die Abstimmungsvorlage anzunehmen. Vier von sieben Personen sagten Ja. Die zuständige Gemeinderätin Sarah Odermatt spricht daher von einem «zähneknirschenden Ja». «Wir haben uns immer kritisch gegenüber dem Projekt geäussert», sagt sie. «Aber wir wissen auch, dass eine wirksame Entlastung ohne Umfahrungsstrasse nicht erreicht werden kann.»

Flankierende Massnahmen ausgeklammert

Seit Mitte März 22 laufen die Bauarbeiten für das integrale Infrastrukturprojekt im Giebiet Eichli, Milchbrunnen, Kohlgraben und Spichermatt. Im Bild: Gemeinderätin Sarah Odermatt LZ| Manuela Jans-Koch
Bild: Bild: Manuela Jans-Koch (stans, 19.05.2022)

Besonders zwei wichtige Fragen sind weiterhin offen. Einerseits sind die flankierenden Massnahmen nicht Teil des Projekts. Die Regierung hatte vor rund drei Wochen gegenüber unserer Zeitung erläutert, dass dieser Prozess nicht angestossen werden könne, solange die Abstimmung zu Stans West nicht erfolgt sei. Dabei sind ebendiese Massnahmen für den Gemeinderat entscheidend für die Wirkung der Entlastungsstrasse. Man wolle auf gewissen Strassen bewusst weniger Verkehr oder anderen Verkehr, führt Sarah Odermatt aus und nennt hier als eine mögliche Massnahme Tempozonen, um siedlungsorientierte Strassenbereiche zu schaffen. «Die Situation in Stans ist derzeit so, dass auf vielen Strassen viel Verkehr herrscht. Für die Gemeinde aber auch für den ganzen regionalen Verkehr ist das nicht gut.»

Dass die flankierenden Massnahmen nicht Teil des Projekts sind, ist für Sarah Odermatt und den restlichen Gemeinderat problematisch. «Bis jetzt sind sie nicht näher definiert.» Der Regierungsrat habe sich zwar dazu bekannt, dass es die flankierenden Massnahmen braucht, aber: «Es handelt sich um einen Begriff, bei dem wir als Gemeinde vielleicht andere Vorstellungen haben als der Kanton. Unser Job ist es, ein Projekt aus Gemeindesicht anzuschauen.»

Rotzlochstrasse müsste zur Kantonsstrasse werden

Ebenfalls nicht geklärt ist die Frage nach der Rotzlochstrasse. Diese ist derzeit eine Gemeindestrasse und muss aus Gemeindesicht im Abschnitt zwischen dem Einmünder der neuen Entlastungsstrasse bis zum Anschlussknoten auf die Autobahn zu einer Kantonsstrasse werden. «Dass eine neue Kantonsstrasse gebaut wird und der Verkehr dann über 500 Meter über eine Gemeindestrasse geführt wird, ist inakzeptabel», so Sarah Odermatt. «Und dass die Frage während mehreren Jahren Planung und mehrfachem Hinweis seitens Gemeinde nach wie vor nicht geklärt ist, ist nicht nachvollziehbar.»

Im Gespräch nennt die Gemeinderätin einen weiteren Punkt, der ihr wichtig ist. Im Zusammenhang mit der Entlastungsstrasse wird sowohl vom Kanton wie auch von der Gemeinde der Strassenabtausch von mehreren Strassen in der Gemeinde Stans thematisiert. «Zur Diskussion stehen Strassenabschnitte der Ennetmooserstrasse, der Stansstaderstrasse und der Robert-Durrer-Strasse. Leider ist aber auch diese Frage nach wie vor nicht geklärt. Dies ist problematisch, da die Eigentumsverhältnisse gerade auch für die Umsetzung von flankierenden Massnahmen wesentlich sind.»

«Ein ausgereiftes Projekt» oder «Dringlichkeit»?

Nun gilt es, abzuwägen, ob die Ungewissheit in Kauf genommen werden kann. «Uns wird die Chance genommen, ein ganzheitliches Projekt zu beurteilen», sagt Sarah Odermatt. «Es wurde nur eine Seite der Medaille angeschaut, und diese nicht mal ganz.» Die erwähnten Abklärungen gehörten zum Projekt und dürften «eigentlich nicht erst im Nachhinein diskutiert werden», so Odermatt. «Auch der Landrat ist in die Pflicht zu nehmen», sagt sie weiter. «Er hat den einfachen Weg genommen: wollte eine Strasse bauen, die wenig kostet und einfach zu realisieren ist. Jetzt haben wir eine teure Strasse und einen ganzen Berg voller offener Fragen.»

Für das Projekt spricht jedoch die Dringlichkeit, und diese ist wohl auch der entscheidende Punkt für das «zähneknirschende Ja» des Gemeinderats. «Ein Nein würde bedeuten, dass wir viele unserer Ziele nicht erreichen können», sagt Sarah Odermatt. «Wichtige Massnahmen, die wir im Verkehrskonzept aufgezeigt haben, werden über die nächsten Jahre nicht umgesetzt werden können. Eine wirkliche Entlastung des Dorfkerns ist ohne die Entlastungsstrasse nicht realistisch. Allerdings gäbe es dann die Chance, dass das Projekt auf eine ausgereifte Verkehrsplanung baut, nicht wie jetzt auf eine halbpatzige.»

Letztlich zeigt sich Sarah Odermatt aber optimistisch, dass der Kanton den politischen Willen zeigt, den Durchgangsverkehr tatsächlich aus dem Dorf zu bringen. «Der Regierungsrat hat immer betont, dass es dafür flankierende Massnahmen braucht. Darauf verlassen wir uns.»

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