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Obwalden

Gegen Zusammenschluss mit Titlis: Hotelpionier gibt Teil-Fusion der Bergbahnen Melchsee-Frutt und Hasliberg gute Chancen

Der Kernser Franz Fürling war 40 Jahre Hotelier auf Melchsee-Frutt. Vom Zusammenschluss in Richtung Titlis rät er aber ab.
Gegner der grossen Fusion wollen das Gebiet Graustock, Schaftal, Hengliboden, Figgenloch vor Bahnen bewahren. (Bild: Romano Cuonz)
Franz Fürling (Bild: Romano Cuonz)

Romano Cuonz

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Romano Cuonz

«Es tut mir im Herzen weh, wenn ich denke, dass das Gebiet Schaftal-Graustock-Hengliboden im Winter touristisch genutzt werden sollte», sagt der heute 77-jährige Obwaldner Hotelpionier und Kernser Korporationsbürger Franz Fürling. Eine Verbindung zum Hasliberg könne er sich allerdings aus wirtschaftlichen Gründen schon vorstellen. Fürling nimmt damit Bezug auf eine Machbarkeitsstudie für eine gemeinsame Erlebnisregion, die Obwaldens Volkswirtschaftsdirektor Daniel Wyler zusammen mit den Bergbahnen Engelberg, Melchsee-Frutt und Hasliberg kürzlich vorstellte (siehe Artikel vom 27. Mai).

Obwohl die Studie mit einer Verbindung der drei Tourismusgebiete eine Steigerung der Attraktivität und vor allem mehr Logiernächte in Aussicht stellt, sorgt ein solches Vorhaben schon in dieser frühen Entwicklungsphase für heftige Diskussionen. Bereits formierte sich auch Widerstand von einheimischen wie auswärtigen Landschaftsschützern. Mit Franz Fürling aber ergreift jetzt ein einheimischer Tourismusfachmann der ersten Stunde das Wort.

Furcht vor dem Massentourismus

Er hatte 1969 das Hotel Glogghuis konzipiert und erbaut und danach während 40 Jahren erfolgreich geführt. Auch arbeitete Fürling während Jahren als Vorstandsmitglied im Tourismusverein Melchsee-Frutt und anderen örtlichen Gremien mit. Ohne Zweifel: Seine Stimme hat bei der Kernser Bevölkerung auch heute noch Gewicht. «Mit seinen Ausbauplänen in Richtung Titlis und der Absicht, mehr Umsatz zu generieren, braucht Engelberg auch mehr Platz», stellt Franz Fürling fest. Weil der Kurort mit seinen Plänen einen Massentourismus ins Auge fasse, dürfe Melchsee-Frutt dazu nicht Hand bieten, so Fürlings Überzeugung. «Das einzigartige Wandergebiet zu Füssen des Graustocks auf 2406 Metern über Meer darf nicht durch einen gewaltigen technischen Eingriff beeinträchtigt werden.» Aus langjähriger Erfahrung wisse er: «Bei geführten Wanderungen kann man dort noch immer Wildbeobachtungen von Gämsen, Steinbock, Murmeltier, Schneehuhn und neuerdings auch dem Bartgeier garantieren.»

Melchsee-Frutt benötige diese wenig berührte Berglandschaft. Überdies diene sie auch einer Alpwirtschaft, der ein sanfter Tourismus stets willkommen sei. Kurzum: Der Erhalt sei existenziell für den immer wichtigeren Sommertourismus. Auch was den Winter betrifft, hat Fürling Bedenken. «Eine Verbindung über Tannalp ins neue Skigebiet ist bei oft minus 10 Grad problematisch.» Für den Geschäftsmann ist klar: «Der in der Studie vorgesehene Mehrumsatz kann die geschätzten Kosten von 80 bis 100 Millionen Franken für einen solchen Ausbau niemals amortisieren.»

Bezahlbare Hotelbetten werden benötigt

Was der Kernser Kurort für die Sommer- und Wintersaison zusätzlich zu Garni-Betrieben, Wohnungseigentümern und Tagestouristen wirklich noch brauche, seien schätzungsweise 250 weitere, bezahlbare Hotelbetten im Bereich Jugend- und Familientourismus.

Einer Fusion Melchsee-Frutt-Hasliberg kann Franz Fürling aber einiges abgewinnen. Realisierbar wäre dies via eines wieder eröffneten Sessellifts auf die Balmeregg oder mit einer neuen Pendelbahn ohne Masten auf den «Glogghuis». In diesem Gebiet würden in keiner Weise Einstände von Wildtieren tangiert. «Weil die Wintersaison bald nur noch drei Monate dauert, braucht es wirtschaftlich gesehen eine bessere Sommersaison», so Fürling. Hasliberg passe zur Frutt. Mit rund 30 Prozent Senioren ist das Gästesegment ähnlich.

«Grösster Nutzen eines Zusammenschlusses aber wäre eine Art Symbiose.» Im Vorwinter fehle der Frutt die Sonne und im Nachwinter dem Hasliberg der Schnee. Da könnte man sich gegenseitig aushelfen und die Wintersaison wieder auf die früheren vier Monate ausdehnen. Ein wichtiger Trumpf seien auch die für beide Seiten verkraftbaren Kosten. Fürling schätzt sie auf 15 Millionen. Grössere Pläne lehnt er ab: «Gesundes Wachstum muss aus der Qualität heraus stattfinden und nicht durch aggressives Marketing.»

Korporation ist offen für Vorschläge

Korporationspräsident Markus Ettlin weiss um die Diskussion der Pläne. «Wir sprechen vorderhand von einer Zusammenarbeit und noch nicht von einem Zusammenschluss», stellt er klar. Dabei gehe es nicht ausschliesslich um eine physische Verbindung, sondern auch um Marketing. Als Korporationspräsident betont er: «Für Vorschläge unserer Bürger sind wir grundsätzlich immer offen.» Doch gelte es, mit Diskussionen noch bis 2021 zuzuwarten. Erst dann werde eine Machbarkeitsstudie konkrete und von allen Instanzen geprüfte Vorschläge auf den Tisch legen. Ettlin gibt dem Fruttpionier Fürling aber Recht: «Teilvarianten, wie er sie nun vorschlägt, sind durchaus denkbar.» Die Korporation habe nie für ein «Alles oder Nichts» plädiert.

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