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Zug

Gefängnis-Konzerte: Cashs Erbe bleibt auch in Zug gewahrt

Auch zukünftig wird es im Bostadel Konzerte geben. Das hat der Kantonsrat deutlich entschieden.
Die Strafanstalt Bostadel in Menzingen. (Bild: Stefan Kaiser, 29. November 2017)

Christopher Gilb

Er war einer der Ersten, der solche Konzerte im Gefängnis gab: die Country-Legende Johnny Cash. Auch in der Strafanstalt Bostadel in Menzingen gibt es jährlich ein Konzert für Gefangene, mal von Musikgrössen mal von weniger bekannten Musikern. Bürgerlichen Politikern geht dies aber zu weit. Statt Konzerte für die einsitzenden Straftäter, müssten eher solche für die Opfer stattfinden. So forderten Beni Riedi (SVP/Baar), Florian Weber (FDP/Walchwil) und Pirmin Andermatt (CVP/Walchwil) bereits vor einiger Zeit mit einem Postulat, dass sich der Regierungsrat für die Abschaffung dieses Angebots einsetzt. Der Regierungsrat sprach sich jedoch gegen dieses Unterfangen aus und argumentiert mit dem Resozialisierungsauftrag. Nun debattierte der Kantonsrat das Thema.

Es sei ihm erneut ein grosses Anliegen, dass weder die Postulanten noch die Mitunterzeichnenden sich gegen die Resozialisierung von Kriminellen aussprechen würden, so Beni Riedi. Konzerte seien jedoch ein Affront gegenüber den Opfern und deren Angehörigen. Bei inhaftierten Schwerkriminellen sei dazu ein gewisser Entzug von Unterhaltung gerechtfertigt. «In den Genuss von Konzerten zu kommen, ist kein Menschenrecht.»

Selbst SVP-Politiker gegen Abschaffung

Über die Motive des Postulats könne sie nur mutmassen, reagierte Esther Haas (ALG/Baar) auf Riedi. Eines sei aber klar, Rache sei aus dem schweizerischen Strafrecht verbannt worden. «Das Strafrecht ist eine Reaktion auf geschehenes Unrecht.» Jenen, die Unrecht verübt hätten, werde die Freiheit genommen. Der Freiheitsentzug sei die Strafe. Und dieser müsse gemäss Gesetz den Lebensverhältnissen soweit als möglich entsprechen, Kultur sei in der Schweiz ein Teil davon, zumindest in Minimaldosen. «Ob Strafgefangene das beste Publikum der Welt sind, wie Johnny Cash meinte, kann ich nicht beurteilen», so Haas. Dass aber der Sinn eines Gefängnisses Besserung und Resozialisierung sei, davon sei die ALG überzeugt. Die Forderung der Postulanten lasse sich gewiss nachvollziehen, nichtsdestotrotz stelle sich die Frage, so wiederum Kantonsrat Drin Alaj (SP/Cham), was als Nächstes folge: «Soll es künftig kein warmes Wasser mehr für die Gefangenen geben, keine medizinische Versorgung oder keine beheizten Räume?»

«Soll es künftig kein warmes Wasser mehr für die Gefangenen geben?» Drin Alaj, SP-Kantonsrat, Cham

Ins gleiche Horn wie der SP-Redner stiess überraschend SVP-Politiker Philip C. Brunner (Zug): «Wohin geht das noch, soll man die Rationen kürzen?» Ob man jetzt wirklich mit einem Postulat den gesamten Schweizer Strafvollzug auf den Kopf stellen wolle? Dieser Meinung war auch der Kantonsrat und lehnte die Erheblicherklärung des Postulats mit 40 zu 24 Stimmen ab.

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