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Luzern

Fusion der Luzerner Museen kommt gut an – neuer Standort Musegg polarisiert weiter

Nach zwei Fragerunden bei Parteien, Verbänden, Vereinen und Privatpersonen zeichnet sich eine klare Zustimmung zu einem neuen Luzerner Museum ab. Obwohl gar nicht Teil der Vernehmlassung, hagelte es Kritik am vorgesehenen Standort auf dem Musegghügel.
Das Naturmuseum (links) und das Historische Museum (rechts) sollten zusammengefasst werden und ins alte Zeughaus (in der Mitte im Hintergrund) umziehen.  (Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 14. September 2021))
Das alte Zeughaus auf dem Musegghügel eignet sich laut Regierung «sehr gut» als neuer Museumsstandort. (Bild: PD)
Für die Mehrheit des Luzerner Kantonsrats muss die Regierung das Verkehrshaus als neuen Museumsstandort vertieft in Betracht ziehen. ( Bild: Jakob Ineichen (Luzern, 18. Dezember 2019))

Lukas Nussbaumer

Lukas Nussbaumer

Lukas Nussbaumer

Die Regierung will aus dem Historischen und dem Natur-Museum das «Luzerner Museum für Natur, Geschichte und Gesellschaft» machen. Die geplante Fusion der beiden Häuser kam in der ersten Vernehmlassung, die zu rekordhohen 536 Rückmeldungen führte, unterschiedlich gut an. Während die Mehrheit der Parteien sowie fast alle Gemeinden und Behörden den Zusammenschluss unterstützten, sprachen sich Anfang 2021 viele Vereine, Verbände und fast alle Privatpersonen dagegen aus. Sie vermissten ein detailliertes Konzept und kritisierten, ohne ein solches sei die Fusion nur schwer zu beurteilen. Auch der damals vorgesehene, aber nicht Teil der Vernehmlassung gewesene Museumsstandort im alten Zeughaus auf dem Musegghügel führte viele dazu, den Zusammenschluss abzulehnen,

Nachdem ein Konzept vorlag, entschied sich die Regierung für eine zweite und verkürzte Fragerunde, die Anfang Oktober des letzten Jahres endete. Mehr als 80 Prozent der knapp 60 Teilnehmenden begrüssten das Konzept im Grundsatz. Die restlichen 20 Prozent lehnten es entweder ab oder enthielten sich ihrer Stimme. Es würden Angaben zu Kosten und Finanzierung, aber auch zu Räumen, dem Personalbestand und dem Museumsstandort fehlen, wurde argumentiert.

Wer will, kann Unterschriften sammeln

Das Historische und das Natur-Museum am Kasernenplatz werden zusammen jährlich von 80'000 bis 90'000 Personen besucht, wobei das Interesse am Natur-Museum, dem einzigen naturkundlichen Ausstellungshaus in der Zentralschweiz, leicht höher ist. Rund 40 Prozent der Besucherinnen und Besucher sind Kinder und Jugendliche. Damit zählen die beiden kantonalen Häuser zu jenen fünf Prozent der Schweizer Museen, die jährlich mehr als 50'000 Eintritte verzeichnen.

Die Regierung präsentiert das geänderte Kulturförderungsgesetz dem Kantonsrat in der Junisession, wie sie am Montag mitteilte. Das Regelwerk untersteht dem fakultativen Referendum. Wird es nicht ergriffen, tritt der Erlass voraussichtlich am 1. Dezember dieses Jahres in Kraft.

Museen überall denkbar, Musegg aber «sehr gut geeignet»

Die Regierung geht in ihrer 35 Seiten starken Botschaft auch auf die Standortfrage ein. Dies deshalb, weil die Lage als wichtigster Grund für das Nein zur Fusion genannt wurde – fast die Hälfte aller Teilnehmenden der ersten Vernehmlassung lehnten den Musegghügel ab oder plädierten für die Beibehaltung der heutigen Standorte. Die Exekutive betont, die beiden Museen könnten sich «an jedem denkbaren Ort zusammenschliessen, nicht nur im Zeughaus Musegg». Sie wiederholt aber auch ihre bis jetzt stets vertretene Ansicht, das Zeughaus sei als Museumsstandort «sehr gut geeignet». Dies habe auch eine von der Regierung in Auftrag gegebene, vertiefte Machbarkeitsstudie ergeben.

Dennoch werde man nun «im Lichte der Vernehmlassungsergebnisse, der politischen Diskussionen und unter Einbezug der Stadt Luzern die verschiedenen Aspekte und Argumente der Standortfrage noch einmal fundiert und mit offenem Blick prüfen und kritisch gegeneinander abwägen». Als «Selbstverständlichkeit» bezeichnet die Regierung den hindernisfreien Zugang für alle Museumsangebote. Darauf werde man «ein besonderes Augenmerk legen». Am 14. März soll die Standortfrage vor den Medien «genauer erläutert» werden, liess das Finanzdepartement gegenüber unserer Zeitung schon vor zwei Wochen verlauten. Eine mögliche Variante ist auch das Verkehrshaus. Das Gros des Kantonsparlaments verlangt jedenfalls mit ihrer Unterstützung einer Motion von Ludwig Peyer (Mitte) die eingehende Prüfung dieses Standorts.

Mehr Fläche nötig: Jährliche Betriebskosten steigen

Angaben macht die Regierung in ihrer Botschaft auch zu den Kosten. Weil für einen funktionierenden Museumsbetrieb mehr Fläche nötig sei als ursprünglich vorgesehen, würden sich die jährlichen Betriebskosten um 460'000 Franken auf rund 6,4 Millionen erhöhen. Heute betragen diese Kosten 4,6 Millionen Franken. Auf die 2017 in einem Sparpaket vorgesehene Kürzung der Betriebskosten um jährlich 800'000 Franken hat die Regierung deshalb in einem Mitte 2021 gefassten Beschluss verzichtet.

Unklar ist, wie hoch die Kosten für die laut Regierung unumgänglichen Erneuerungsarbeiten für die Ausstellungen im Natur-Museum und im Historischen Museum ausfallen werden. Wiederum ausgewiesen wird die Summe, die für bauliche Massnahmen am neuen Luzerner Museum bis 2031 reserviert ist: 36 Millionen Franken. Je nach Höhe hat das Stimmvolk das letzte Wort, denn Kredite von über 25 Millionen unterliegen einer Urnenabstimmung.

SP erfreut und irritiert zugleich

Die SP zeigt sich in einer Mitteilung erfreut über die Botschaft der Regierung. Im Konzept zeige sich grosses Potenzial einer inhaltlichen Zusammenarbeit der Museen, und es werde Aufbruchsstimmung versprüht. Auf Anklang stossen bei den Sozialdemokraten auch die zusätzlichen Angaben zur Finanzierung. «Wir sind erfreut, dass nun endlich auch die Regierung zur Einsicht gekommen ist, dass Innovation ohne Investition nicht zu haben ist», wird Kantonsrat Urban Sager zitiert.

Irritiert ist die Partei über die Aussagen der Regierung zum Standort Musegg. Sie wiederhole die Güte des Zeughauses als Mantra, lautet die Kritik. Dabei habe das Parlament der Regierung mit der breiten Abstützung des Vorstosses von Ludwig Peyer «die rote Karte gezeigt, der Standort Zeughaus ist definitiv vom Tisch», so Urban Sager. Laut SP muss in der nun folgenden Auslegeordnung zwingend auch die Möglichkeit eruiert werden, das neue Museum am bisherigen Standort an der Reuss zu belassen.

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