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Kanton Uri

Wert über 100'000 Franken: Sprengmeister macht im Gotthardtunnel Kristallfund seines Lebens

Der Berg gibt die ersten Schätze frei: Im Stollen für den Bau der zweiten Gotthardröhre sind Kristalle zum Vorschein gekommen. Ein Geologe kommt ins Schwärmen.

Ein solcher Kristall wurde beim Bau der zweiten Gotthardröhre gefunden.
Bild: Bild: PD

Beim Bau der zweiten Gotthardstrassenröhre sind mehrere Hundert Kilogramm Kristall ans Licht gekommen. Es handelt sich dabei um Quarzstufen sowie Rosafluorite oder Apophyllite. Insbesondere die Rosafluorite liessen dabei staunen, wie die Urner Baudirektion in einer Mitteilung schreibt. «Die Qualität der Steine tief aus dem Innern des Berges ist herausragend.»

Die Fundstelle befindet sich rund 300 Meter vom Stolleneingang entfernt. Die Kluft sei beim Sprengvortrieb zum Vorschein gekommen, sagt Peter Amacher auf Anfrage. Er ist Geologe bei Geo-Uri und betreut die Mineralienaufsicht im Kanton Uri seit vielen Jahren. «Andreas Baumann, der zuständige Chef des Sprengvortriebs, hat vorbildlich reagiert und sogleich die Mineralienaufsicht aufgeboten», so Amacher.

Da der Fundtag auf einen Freitag fiel, hätten die mehreren hundert Kilogramm Gestein über das arbeitsfreie Wochenende geborgen werden können. Amacher: «Es war Glück, dass die Kluft nicht mit Beton zugespritzt wurde.» Der Geologe hat mit seinem Team die Kluft in einem fast 24-stündigen Einsatz geräumt. Die Zeit drängte, die Bohrarbeiten durften keinesfalls beeinträchtigt werden. Die Kluft befand sich oben in der Decke und war nur am Rand von der Sprengung angeschossen worden. Amacher schwärmt:

«Der Fund der Rosafluorite ist zweifellos einer der besten seit Jahren in der Schweiz.»

Solche Funde finde man oberflächlich beim Strahlern eigentlich nicht. Die Steine seien perfekt gewachsen und hätten schöne, glänzende Flächen.

Ein gefundener Rosafluorit.
Bild: Bild: PD

Der Wert wird erst noch geschätzt

Das Gebiet um Göschenen, wo das neue Tunnelportal zu stehen kommt, ist bei Strahlerinnen und Strahlern bekannt für seine Schätze. Die Gesteine, die im Innern des Berges geborgen werden, gehören dem Kanton Uri und damit der Urner Bevölkerung. Mit der Mineralienaufsicht trage der Kanton Uri der kulturhistorischen Bedeutung der Mineralien in Uri Rechnung, wie er weiter schreibt. Die allerbesten Stücke werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, beispielsweise an der kantonseigenen Mineralienausstellung im Schloss A Pro in Seedorf . Auch die Wissenschaft interessiere sich für die Funde. «Ob die Steine dereinst verkauft werden oder nicht, ist unklar», sagt Angel Sanchez, Mediensprecher der Urner Baudirektion, auf Anfrage.

Bis die funkelnden Steine ausgestellt werden können, dauert es aber noch. Die Fundstücke werden derzeit gereinigt, sortiert, erfasst und auf den materiellen Wert geschätzt. Sanchez geht aber davon aus, dass die Fundstücke sicher einen Wert von über 100'000 Franken haben.

Der Fund von Ende September ist jedoch nicht zu vergleichen mit dem Jahrhundertfund beim Urner Planggenstock im Jahr 2005: Damals haben Franz von Arx und Paul von Känel nach jahrelanger Arbeit in einer Superkluft fast zwei Tonnen Bergkristall gefunden . Nach Meinung von Fachleuten dürfte in den vergangenen 300 bis 400 Jahren im ganzen Alpenraum keine vergleichbaren Kristalle geborgen worden sein. Die Steine sind heute im naturhistorischen Museum Bern ausgestellt und werden jährlich von 140'000 Besucherinnen und Besuchern bestaunt.

Porträt der Strahler Franz von Arx und Paul von Känel:

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