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Zug

Für Kontroversen blieb keine Zeit

Die Wahlarena brachte zwei Drittel der Kandidaten für die Wahlen vom 7. Oktober in den Dorfmattsaal. Auch das Thema Geschlechtsumwandlung wurde kurz behandelt.
Der Rischer Gemeinderat stellt sich im Dorfmattsaal den Fragen des Moderators. (Bild: Hans Galliker/PD)

Raphael Biermayr

Was zuerst auffiel im Rotkreuzer Dorfmattsaal, waren die vielen leeren Sitze. Diese waren nicht nur ausbleibendem Publikum geschuldet; einige davon hätten von Kandidaten besetzt werden können, die aber nicht anwesend waren. Insgesamt fehlten zehn, darunter mit Roger Gwerder (Grüne) auch ein Gemeinderatskandidat. Er übermittelte stattdessen eine Videobotschaft, in der er seine Absenz mit einem Auslandaufenthalt begründete. Von 21 Kantonsratskandidaten fehlten sieben. Dies nicht in jedem Fall aus persönlichen Gründen: Die beiden SP-Vertreter, die nicht in der Gemeinde wohnhaft sind, wurden gemäss Jimmy Freimann, dem Präsidenten des gastgebenden Gewerbevereins, gar nicht eingeladen. Sie würden nicht die Interessen des Gewerbevereins vertreten. Der Chamer Michael Leyh war dennoch anwesend, betrat allerdings die sogenannte Wahlarena nicht, sondern musste im Publikum Platz nehmen.

Die anwesenden Kandidaten hatten so etwas mehr Zeit, sich vorzustellen und ihre Anliegen vorzubringen. Wie üblich, hatten die bisherigen Mitglieder dabei gegenüber den Herausforderern den Vorteil der Dossierkenntnisse auf ihrer Seite. Der fünfköpfige Gemeinderat wird am 7. Oktober geschlossen zur Wiederwahl antreten. Der Gemeindepräsident Peter Hausherr (CVP) und sein Parteikollege Markus Scheidegger sowie Ruedi Knüsel, Roland Zerr (beide FDP) und Franz Zoppi (SVP) reagierten souverän auf die Fragen des in der Gemeinde wohnhaften Radiomoderators Dani Steigmeier.

Schwelendes Thema: Hallenbad

Aus den Zuschauerreihen kamen zunächst keine Bemerkungen. Ehe einer der Schüler der anwesenden Klasse der 3. Sekundarstufe das in der Gemeinde schon länger schwelende Thema eines Hallenbadbaus anschnitt. Peter Hausherr schaffte es als Politroutinier spielend, so lange ohne Punkt und Komma, aber stets lächelnd, zu reden, bis das – angeblich im Unterhalt zu kostspielige – Hallenbad im Saal vergessen war. Er stellte stattdessen die nötige Sanierung der Badi in den Vordergrund.

Der Moderator sprach auch die «tiefe Frauenquote» im Gemeinderat an, die bei tatsächlich tiefen null Prozent liegt. Auf die – nicht ernst gemeinte – Frage, ob sich einer der Bisherigen eine Geschlechtsumwandlung vorstellen könnte, stiess er auf taube Ohren. Der Hintergrund: Auch im Gemeinderat 2019 bis 2022 wird keine Frau sitzen, weil zwei Männer den Arrivierten die Plätze streitig machen. Weil einer der beiden wie erwähnt nicht zugegen war, war Matthias Werder (SVP) der Einzige im Saal. Sollte er gewählt werden, habe er kein Wunschressort. Werder war das meistgesehene Gesicht am Donnerstagabend, kandidiert er doch auch für die Rechnungsprüfungskommission und den Kantonsrat – in diesen beiden Gremien ist er bereits aktiv.

Publikum verhielt sich passiv

Beim Kantonsrat versagte das eigentlich geplante Wahlarena-Format mit offenen Debatten der Kandidaten. Es waren – trotz der vielen Absenzen – einfach zu viele. Nur bis jeder der nach vorn Gebetenen eine oder zwei Fragen beantwortet hatte, war eine Menge Zeit verstrichen. So durften immerhin alle ihre Botschaften platzieren. Das Publikum verhielt sich auch jetzt passiv. Die Ausnahme betraf die Frage eines Besuchers, ob es tatsächlich 80 Kantonsräte brauchte. Zeit für eine breite Auseinandersetzung blieb keine.

Nach zweieinhalb Stunden war der Anlass vorüber. Die erwähnte Sekundarklasse brach nach Angaben des Moderators im Anschluss daran zu einer Nachtwanderung auf. Die Frage blieb offen, welcher Programmpunkt des Abends fordernder für sie war.

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