notifications
Nidwalden

Für «Exil-Nidwaldner» Tony Ettlin sind Kurzgeschichten das Grösste

Der in Zürich lebende Autor Tony Ettlin ist nur noch selten in seiner alten Heimat anzutreffen. Am 15. Februar ist es wieder einmal soweit. Im Schlepptau hat er Kurzgeschichten, Gedichte, Anagramme – und zwei Musiker.
Läuft mit offenen Augen durch die Welt und holt sich so die Inspiration für seine Geschichten: Tony Ettlin. (Bild: PD)

Oliver Mattmann

In Nidwalden gibt es Dichter und Autoren nicht wie Sand am Meer. Einer dieser Garde ist Tony Ettlin, der unter anderem 2007 mit dem Werk «Blätterteig und Völkerball – eine Kindheit im Schatten des Stanserhorns», in dem er seine Jugendjahre in der berüchtigten Stanser Schmiedgasse unzimperlich wiedergibt, Bekanntheit erlangte.

In seiner alten Heimat ist der heute 69-Jährige allerdings nur noch selten anzutreffen. Seit rund 45 Jahren wohnt Ettlin im zürcherischen Uitikon, zudem weilt er zusammen mit seiner Frau Christa oft auch in Silvaplana und Berlin. «Die Abgeschiedenheit im Engadin ist perfekt, um in Ruhe zu schreiben. Und das Stadtleben von Berlin ist ein Fundus an Geschichten», sagt der «Exil-Nidwaldner», wie er sich selber mit einem Augenzwinkern nennt.

Der Autor hat auch eine soziale Ader

Zu seiner Geburtsstätte zieht es ihn meistens am Stanser Märcht, den Musiktagen oder auch zum Samichlausauszug. «Diese Brauchtümer, die vermisse ich schon am meiner alten Heimat», gesteht er, um anzufügen: «Und das Dorfleben und den Dialekt.»

Bald hat Tony Ettlin wieder einmal Gelegenheit für einen Besuch in Nidwalden. Dieses Mal steht aber kein Brauchtum, sondern er selber mit seinen Kurzgeschichten, Dialektgedichten und Anagrammen im Fokus. Zusammen mit den Musikern von Air Collage – Markus Tinner (Klarinette) und Marcel Roth (Akkordeon) – gibt er am 15. Februar in Stans seine Texte zum Besten. Seit rund drei Jahren tritt das Trio gemeinsam auf. «Die beiden erzählen mit ihrer Musik, übrigens alles Eigenkompositionen, ebenfalls Kurzgeschichten aus dem Leben», klärt Ettlin auf. Musik und Texte verschmelzen teils zu harmonischen Übergängen.

Harmonisch verläuft auch Ettlins Übergang vom Berufs- ins Pensionsleben. Vor drei Jahren hat er begonnen, sein Pensum als selbstständiger Berater für Organisationsentwicklung kontinuierlich zu reduzieren. Heute sind es vielleicht noch 10 Prozent. Daneben läuft Ettlin aber nicht nur mit Stift und Block herum und notiert sich seine Alltagsbeobachtungen für künftige Texte, sondern ist als Mitorganisator der Rigi-Literaturtage tätig und engagiert sich auch auf sozialer Ebene, etwa für ein Arbeitslosenprojekt in Zürich.

Aus diesen Engagements zieht er ab und zu ebenfalls die Inspiration für neue Geschichten. Oft springen ihn die Themen aber unverblümt an – wenn er Zeitung liest, im Restaurant sitzt oder ihm etwas Originelles beim Spazieren über den Weg läuft. «Es kommt schon mal vor, dass die Kurzgeschichte gleich aufs Papier muss, egal ob ich gerade im Zug oder sonst wo sitze», erzählt der Autor. Längere Texte müssen aber erst reifen. «Dann ziehe ich mich für einen halben oder ganzen Tag zurück.» Hinterm Schreibpult sitzt Tony Ettlin derzeit aber auch, weil er an einem Roman arbeitet. Zu viel will er noch nicht verraten, aber es geht um eine fiktive Liebesgeschichte zwischen Stans und Berlin, die indes durchaus autobiografische Züge hat.

Pointe darf in seinen Geschichten nicht fehlen

In Tony Ettlins Kurzgeschichten oder Gedichten geht es nicht nur, aber oft ums Älterwerden, um den Tod, um Liebe oder um falsche Prioritäten im Leben. Was er sich bei allen Texten immer wieder zum Ziel setzt: «Ich will die Leute mit meinen Geschichten zum Schmunzeln bringen.» Eine überraschende Pointe oder Wende sind daher Markenzeichen von ihm. Bei der Heiterkeit soll es aber meist nicht bleiben. «Es hat schon immer eine zweite Ebene, die dazu anregen soll, sich ernsthafte Gedanken zum Thema zu machen.»

Wer herausfinden will, welchen Kurzgeschichten der «Exil-Nidwaldner» begegnet und ob diese einen selber zum Nachdenken anregen, hat an der Lesung im Chäslager nächstens Gelegenheit dazu.

Tony Ettlin und Air Collage – Lesung mit Musik: Freitag, 15. Februar, 20 Uhr.
Ab 19.30 Uhr Barbetrieb. Eintritt: 20/25 Franken. ­Ticketreservation unter www.chaeslager-kulturhaus.ch. Mehr Infos auch unter www.tonyettlin.ch.

Kommentare (0)