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Luzern

Frauenpodium: «Wir sind noch lange nicht am Ziel»

Es braucht mehr Diversität – darin waren sich die Teilnehmerinnen einer Diskussion am internationalen Tag der Frau in Luzern einig. Klar ist aber allen: Der Weg dahin ist steinig.
Engagierte Diskussion im Kirchensaal Maihof (von links): Hochschulprofessorin Patricia Wolf, Schauspielerin Barbara Terpoorten, Podiumsleiterin Flurina Valsecchi, Grossstadträtin Korintha Bärtsch und Chefärztin Stephanie von Orelli. (Bild: Boris Bürgisser, Luzern, 8. März 2019)

Yasmin Kunz

Der Termin könnte passender nicht sein: Am internationalen Frauentag diskutierte am Freitagabend im Kirchensaal Maihof Stephanie von Orelli, Chefärztin Triemli und Waid Zürich, Bar­bara Terpoorten, Schweizer Schauspielerin und Regisseurin, Patricia Wolf, Professorin an der Hochschule Luzern, und Korintha Bärtsch, Luzerner Grossstadträtin und Regierungsratskandidatin (Grüne).

Organisiert wurde der Anlass vom Komitee «nicht ohne uns», in dem gegen 300 Frauen aus linken sowie bürgerlichen Parteien vertreten sind. Moderiert wurde das Podium von Flurina Valsecchi, stellvertretende Chefredaktorin unserer Zeitung.

Wo stehen wir heute, wie kommen wir weiter? Dieser Frage widmeten sich die vier Frauen auf dem Podium, welches mit mehr als 120 Gästen – mehrheitlich Frauen – sehr gut besucht war. Fest steht für alle: Die Entwicklung bezüglich Gleichberechtigung schreitet zu wenig schnell voran. Das Problem zeigt sich besonders auch in den Spitälern, wie Stephanie von Orelli sagt. Spitäler seien noch sehr hierarchisch strukturiert, meist seien es Männer, die im Chefsessel sitzen. Die Zürcher Chefärztin sagt:

«Und an Konferenzen sind es fast ausschliesslich Männer, die uns Frauen die Medizin erklären wollen.»

Dabei seien Frauen ebenso gut qualifiziert für einen solchen Posten. Von Orelli fordert mehr Frauenförderung, die mittels Quote erreicht werden soll. «Gemischte Gremien sind sehr konstruktiv. Zusammen sind wir am stärksten.»

Blick zurück zeigt, dass die Entwicklung Zeit braucht

Dem schliesst sich Korintha Bärtsch an. Auch sie plädiert für eine Quote und für mehr Zusammenhalt unter den Frauen: «Wir müssen aufstehen und die Gleichstellung vorantreiben.» Die Gesellschaft brauche mehr weibliche Vorbilder in guten Positionen. Und ohne Quote gäbe es keine Vorbilder. Gesellschaft­liche Werte müssten sich verändern:

«Wenn heute eine Mutter in einem 80-Prozent-Pensum arbeitet, wird sie gleich als Rabenmutter abgestempelt.»

Das dürfe nicht passieren. Beim Mann sei es in Ordnung, wenn er arbeitet und zugleich Vater ist. Sie fordert deshalb einen Elternurlaub. Auf die Frage der Moderatorin, wann denn mit der Einführung des Elternurlaubs zu rechnen sei, erwidert sie «schnell». Doch die Vergangenheit zeige, dass solche Entwicklungen Zeit benötigen würden. Mehr Tempo wünscht sich auch Barbara Terpoorten. «Klar hat sich in der Vergangenheit einiges geändert, aber wir sind überhaupt noch nicht am Ziel», so die Schauspielerin.

Ein Blick zurück stimme sie allerdings wenig zuversichtlich. Auffallend sei die Ungleichheit zwischen Mann und Frau besonders in Filmbusiness. Das Verhältnis sei nur etwa bis zum 30. Altersjahr ausgeglichen. «Danach gelten Schauspielerinnen schnell als zu alt.» Darum brauche es auf der Bühne und im Film eine Frauenquote, weil ansonsten das gesellschaftliche Abbild verfälscht werde.

Nicht alle befürworten die Frauenquote

Nicht klar für eine Frauenquote ausgesprochen hat sich die Professorin Patricia Wolf. «Es darf nicht passieren, dass ich der Quote wegen einen Job erhalte.» Sie wolle zum Zug kommen, weil sie kompetent sei. Diesbezüglich sind sich alle auf dem Podium einig. Und: Wenn das Verhältnis von Männern und Frauen im Beruf ausgeglichen sei, profitiere die ganze Gesellschaft. Dafür müssten aber alle am gleichen Strick ziehen – Männer wie Frauen.

Hinweis Am Dienstag, 12. März, um 20 Uhr, findet im Gemeindesaal in Malters ein öffentliches Podium der Kantonsratskandidatinnen aus dem Wahlkreis Luzern-Land statt.

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