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Frauen in der Zuger Politik: Zwei Pionierinnen erinnern sich

Die erste Kantonsrätin und Zuger Stadträtin Margrit Spillmann und die erste Zuger Gemeindepräsidentin Annemarie Staub haben eines gemeinsam: ihre Vorreiterrolle in einer damaligen Männerdomäne.
Margrit Spillmann im Kantonsratsaal im Zuger Regierungsgebäude. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 10. Februar 2021))
2002 hiess es für Annnemarie Staub Abschied nehmen vom Menzinger Gemeindehaus. (Archivbild: Fabienne Arnet (30. Dezember 2002))

Zoe Gwerder

Zoe Gwerder

«Es war die ideale Zeit, um in die Politik einzutreten.» Margrit Spillmann erinnert sich an den Herbst 1974 – die ersten Wahlen nach der Einführung des Frauenstimmrechts 1971. «Es herrschte Aufbruchstimmung», beschreibt die heute 76-Jährige die Zeit. Die Gerichtsschreiberin mit Anwaltspatent stand den Jungliberalen des Kantons Zug vor, als die FDP sie für eine Kandidatur für den Kantonsrat anfragte.

«Es war zu dieser Zeit Ehrensache, sich als Frau für eine Liste zur Verfügung zu stellen.»

Spillmann wurde prompt als erste und vorerst einzige Frau in das Kantonsparlament gewählt. Auch in den Stadtrat kam sie später aufgrund dieser Wahlen.

Jene Geschichte gestaltete sich jedoch etwas verschlungener. Wie sie erzählt, hätten 1974 alle Parteien Frauen für ihre Listen gesucht. Damals wurden auch die Exekutivmitglieder im Listenproporz-Wahlsystem gewählt. Es sei um Sympathie gegangen.

«Sonst wäre ich nie auf den dritten Platz der Stadtratsliste gesetzt worden.»

Der amtierende FDP-Stadtpräsident sowie der Hauptkandidat für den vakanten FDP-Sitz seien sehr beliebt gewesen und wurden auch gewählt. Doch als der Stadtpräsident kurz vor Ende der Legislatur verstarb, rutschte Margrit Spillmann nach und wurde erste Zuger Stadträtin.

In diesem Amt blieb sie allerdings nur wenige Monate. Denn die SP errang bei den nächsten Wahlen einen Sitz – auf Kosten der FDP. Obwohl Spillmann eines der besten Resultate verzeichnen konnte, musste sie das Amt aufgeben. Das habe sie «scho möge». Sie blieb noch zwei weitere Jahre im Kantonsrat und kehrte 1980 nach Zürich zurück, wo sie aufgewachsen war.

Vorstoss für gleiche Ausbildung für Mädchen und Jungen

Als erste Frau in den reinen Männergremien sei sie aber sehr gut aufgenommen worden. «Da ich als Gerichtsschreiberin arbeitete, wurden meine Sachkompetenzen nie in Frage gestellt.» Zudem sei sie es vom Jus-Studium her gewohnt gewesen, sich in einer Männerwelt zu bewegen.

Gefragt nach ihren politischen Vorstössen erinnert sich Margrit Spillmann vor allem an einen: «Es ging um gleiche Ausbildung für Mädchen und Jungen.» Denn für die Tochter eines Juristenpaars ging der Kampf um Gleichstellung weiter. Auch mit dem Frauenstimmrecht.

Die erste Gemeindepräsidentin amtete in Menzingen

Zwei Jahre nach Spillmanns Austritt aus der Politik gelang den Frauen im Kanton Zug erstmals der direkte Einzug in einen Gemeinderat. Annemarie Staub war eine dieser beiden ersten Frauen. Im Oktober 1982 verteidigte die eidgenössisch diplomierte Buchhalterin für die FDP den Sitz in der Gemeinde-Exekutive von Menzingen. Sie blieb 20 Jahre im Gemeinderat, wovon sie die letzten acht Jahre als Gemeindepräsidentin fungierte. Staub war 1995 die erste Frau im Kanton Zug, die ein Präsidialamt in einer Gemeinde innehatte.

Die heute 74-Jährige definierte sich jedoch nie über ihr Frau-Sein. Als Tochter einer Menzinger FDP-Familie war sie bei der Abstimmung gar gegen das Frauenstimmrecht. Die FDP im Dorf fürchtete sich davor, dass sie aufgrund der vielen Frauen im Kloster gar keine Chance mehr gegen die ohnehin starke CVP hätte, sollten diese alle abstimmen dürfen.

«Als wir aber das Stimmrecht hatten, fand ich es eine gute Sache.»

Für Staub zählte das Fachwissen, das sie vorweisen konnte. «Ich wurde für die Kandidatur angefragt, weil man meine Fähigkeiten im Finanzbereich kannte.» Sie war zuvor in verschiedenen Kommissionen der Gemeinde tätig. Zuletzt als Präsidentin der Rechnungsprüfungskommission. Nach ihrer Wahl konnte sie die Finanzabteilung übernehmen. «Sie waren froh, dass jemand mit Fachkenntnissen kam. Menzingen hatte damals einen Verlustvortrag von etwa 50 000 Franken, obwohl wir bereits den höchsten Steuerfuss im Kanton vorwiesen, den wir nicht mehr erhöhen sollten.» Wie Staub erzählt, hatte sie die Finanzen innert weniger Jahre wieder ins Lot bringen können.

Neben der Politik lange Vollzeit gearbeitet

Die Akzeptanz als Frau in einer Männerwelt sei von Anfang an da gewesen. Für Staub war die Rolle keine neue: «Ich war es mir von meiner Ausbildung zur diplomierten Buchhalterin her gewohnt, unter Männern zu verkehren.» Beruf und Politik waren für sie Passion und Lebensinhalt. Als ledige Frau und «Single», wie sie betont, arbeitete sie auch neben ihrem Amt als Gemeindepräsidentin Vollzeit als Buchhalterin. Erst später habe sie sich zwischen Beruf und Politik entscheiden müssen. «Da meine Mutter älter wurde, entschied ich mich für die Politik und damit für Menzingen.»

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