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Forscher suchen auf dem Urnerboden nach neuen Arten

In der Schweiz sind viele Arten bereits bedroht, bevor man sie wirklich kennt. Am Geo-Tag, der am 1. Juli stattfindet, soll in der Bevölkerung die Begeisterung für die Natur geweckt werden.
Auf dem Urnerboden findet am 1. Juli der Geo-Tag der Natur statt. Blid: Urs Hanhart (Urnerboden, 4. Juni 2018)

100, 500 oder gar 1000? Diese Frage stellen sich am ersten Juli-Wochenende über 60 Forscher, wenn sie frühmorgens bis spätabends den Urnerboden nach möglichst vielen Tier- und Pflanzenarten absuchen. Sie tun dies im Rahmen des internationalen Geo-Tags der Natur, der sich heuer zum 20. Mal jährt. Auch die Bevölkerung ist eingeladen, den Forschern über die Schultern zu schauen.

Der Geo-Tag der Natur ist die wohl imposanteste Feldforschungsaktion Europas, wie es in einer Mitteilung heisst. Zeitgleich wird in verschiedenen Gegenden von den freiwilligen Experten stichprobenweise die biologische Vielfalt erhoben, ausgezählt und sichtbar gemacht.

Kanton Uri nimmt erstmals Teil

Angeregt wurde die Aktion vor zwei Jahrzehnten von der Zeitschrift Geo, welche damit das Bewusstsein für die Biodiversität wecken will. Denn, so sagen die Initianten, «nur was wir kennen und verstehen, werden wir auch achten und schützen». Am 1. Juli beteiligt sich erstmals auch der Kanton Uri zusammen mit vielen Sponsoren und Natur-Organisationen an dieser Bestandsaufnahme im Marathon-Stil. Als Forschungsobjekt wurde mit Unterstützung der Korporation Uri und der Alpgenossen der Urnerboden auserkoren, der mit einem Reichtum an Lebensräumen aufwarten kann. Neben Alpweiden, Wald und Trockenwiesen finden sich Auenbereiche, Moore und Felsflächen. Die vielfältige Landschaft lässt auf ein breites Artenspektrum hoffen.

Der Tag bietet für Interessierte verschiedene Exkursionen von Fachleuten, eine Ausstellung in der Turnhalle, eine Jungforscher-Feldwerkstatt für Kinder und Informationsständen. Die Veranstalter sind der Meinung, dass zu wenige Menschen sich mit der biologischen Vielfalt beschäftigen. Es mangle an Kennern, die erfassen, was wo vorkommt und wie sich die Bestände entwickeln. Deswegen verschwinden Arten oft schleichend. Viele der 45000 bis 65000 in der Schweiz vermuteten Arten sind akut bedroht und bereits im Begriff auszusterben, bevor man überhaupt richtig über sie Bescheid weiss.

Artenkenner können beispielsweise überprüfen, ob die Insektenvielfalt zurückgeht und, ob dies Auswirkungen auf die insektenfressenden Vogelbestände hat. Sie können feststellen, welche Wasserlebewesen sich aus unseren Gefilden verabschieden und welche allenfalls neu dazugekommen sind. Daraus lassen sich Schlüsse für das ökologische Gleichgewicht ziehen.

Interesse der Bevölkerung soll geweckt werden

Oftmals sind die Fachleute auf Hobby-Forscher angewiesen, die sich in ihrer Freizeit begeistert mit einer Tierart oder einer Pflanzengruppe beschäftigen.

Das Primäre Ziel der Veranstalter ist es, diese Begeisterung am Geo-Tag der Natur zu wecken. Denn, so schreiben sie, laut einer repräsentativen Studie gehen breite Bevölkerungskreise in der Schweiz fälschlicherweise von einem guten Zustand der Biodiversität aus. Dass dem aber eben nicht so ist, habe der jüngste OECD-Umweltbericht klargemacht. Dieser stellt der Schweiz in vielen Punkten zwar ein ausgezeichnetes, ausgerechnet in Sachen Erhaltung der Biodiversität jedoch ein bedenkliches Zeugnis aus. Am Geo-Tag soll an einem Ort, wo Mensch und Natur schon lange aufeinandertreffen, das Thema Biodiversität ins Zentrum gerückt wird. (red)

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