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Uri

Flüeler Historiker schreibt Buch über Urner Wohltäter

Elias Bricker beleuchtet das Leben von Ritter Peter a Pro, dessen Stiftung seit 440 Jahren bedürftigen Kindern in Uri hilft.
Elias Bricker hat ein Buch über Peter a Pro geschrieben. Dessen Stiftung hilft seit 440 Jahren bedürftigen Kindern in Uri. (Markus Zwyssig (Altdorf, 6. 11. 2020))

Markus Zwyssig

Buchautor Elias Bricker hatte am Donnerstagabend allen Grund zur Freude. Nachdem er fast zwei Jahre lang im Auftrag der Stiftung Fideikommiss A Pro gearbeitet hatte, durfte er in Seedorf sein Buch «Ein ewiges Almosen für die armen Kinder» vorstellen. Auf rund 100 Seiten wird das Leben von Ritter Peter a Pro beleuchtet. 1578 gründete dieser eine Armenstiftung für Kinder. Diese war besonders im 19. Jahrhundert für den Kanton Uri sehr wichtig – in einer Zeit, als es noch keine Sozialhilfe, Waisenrenten oder Stipendien für Lehrlinge gab. Heute wird die Stiftung von Regierungsrat Daniel Furrer, Verwalter Martin Furrer und Pfarrer Wendelin Bucheli geführt.

Unterstützung für soziale Einrichtungen oder bedürftige Familien

Peter a Pro hat der Stiftung bei seinem Tod 1585 sein Vermögen überlassen – Ländereien und Wälder im Talboden und oberhalb von Seedorf, das Schloss A Pro, Liegenschaften an der Seestrasse in Flüelen, Bergheimwesen im Schächental und die Alp Gitschenberg. Die Stiftung Fideikommiss A Pro verwaltet noch heute rund 90 Hektaren Land und mehrere Gebäude in den Gemeinden Seedorf, Spiringen und Göschenen. Mit den Erträgen aus den Pachtliegenschaften unterstützt sie soziale Einrichtungen oder bedürftige Familien.

Als Bricker mit seinen Recherchen begann, fand er im Staatsarchiv über 20 Archivschachteln mit Akten, die von der Stiftung eingelagert worden sind. «Literatur zur Stiftung gab es kaum, aber viele kleine Hinweise in anderen Büchern oder alten Amtsblättern, die in mühsamster Kleinstarbeit zusammengetragen werden mussten», so Bricker. Erschwerend kam hinzu, dass ein grosser Teil der alten Stiftungsakten beim Dorfbrand von Altdorf 1799 verbrannt ist. Bei der Rekonstruktion der Anfänge der Geschichte waren Bricker insbesondere Forschungsarbeiten von Hans Stadler, Helmi Gasser, Urs Kälin oder Philipp Arnold sehr hilfreich. Zudem hat die Stiftung Fideikommiss A Pro um 1895 einen Luzerner Historiker beauftragt, eine Biografie über den Urner Wohltäter zu schreiben, die 1903 veröffentlicht wurde.

Soziales Netz der öffentlichen Hand bringt für Stiftung merkliche Entlastung

In den 1950er-Jahren hatte die Stiftung unzählige Stipendien entrichtet – und zwar so viele, dass kaum noch Geld übrig blieb, um den Unterhalt des Schloss A Pro zu bewerkstelligen. Denn nach dem Krieg konnten immer mehr Urner eine Lehre machen. Diese erhielten aber keinen Lohn, sondern mussten damals sogar noch Lehrgeld bezahlen und für Kost und Logis aufkommen. Behinderte Kinder konnten zudem vermehrt ausserkantonale Sonderschulen besuchen. Auch dafür kam die Stiftung Fideikommiss A Pro auf.

In den 1970er-Jahren war dann alles anders: Die Stiftung konnte sich vermehrt darauf konzentrieren, wohltätige Institutionen zu unterstützen. Plötzlich stand die Stiftung finanziell sehr gut da. Denn das Schloss war in der Zwischenzeit an den Kanton verkauft worden. Der Kanton entrichtete Stipendien für Lehrlinge und Sozialversicherungen wie die AHV oder die IV übernahmen nun Aufgaben, welche die Stiftung übernommen hatte.

«Heute bringt das immer engmaschigere soziale Netz der öffentlichen Hand für die Stiftung eine merkliche Entlastung mit sich», sagte Justizdirektor und Stiftungsvogt Daniel Furrer. «Ein Grossteil der sozialen Zuwendungen der Stiftung gelangen heute an Institutionen des Kinder- und Jugendschutzes. Die Einzelfallhilfe hat die Stiftung aber nie ganz aufgegeben.»

20'000 Franken jährlich für die Stiftung Papilio

Marlies Rieder, Präsidentin der Stiftung Papilio, bedankte sich für die 20'000 Franken der Stiftung, welche jährlich vollumfänglich in den Bereich Familie fliessen. Die Stiftung Papilio konnte damit Spielgeräte für drinnen und draussen anschaffen, verschiedene Ausflüge organisieren und kleinere Umbauten ausführen. All dies wäre ohne die Unterstützung der Fideikommiss A Pro nicht möglich.

Es gehe nicht um Hellebarden schwingende Eidgenossen, sagte Landammann Urban Camenzind, sondern um das, was damals initiiert worden sei. «Im 19. Jahrhundert war die Stiftung die einzige soziale Einrichtung im Kanton Uri.» Das Buch bezeichnete er als wichtig, um mitzuhelfen, die Stiftung zu pflegen und für die Zukunft fit zu machen.

Hinweis: Das Buch «Ein ewiges Almosen für die armen Kinder» von Elias Bricker ist bei Gisler 1843 erhältlich.

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