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Zug

Flüchtling aus Hünenberg: «Wie gern würde ich selber für meine Familie arbeiten»

An der Flüchtlingssession in Bern war auch der Zuger Verein FRW Interkultureller Dialog beteiligt.
Flüchtlinge sammelten auch im Kanton Zug ihre Anliegen. (Bild: PD)

Flüchtlinge haben vor kurzem in Bern ihre Stimmen erhoben. Seit Ende April hatten sich vorgängig rund 75 Geflüchtete aus 19 Kantonen und 15 Ländern in neun Kommissionen online auf die erste Flüchtlingssession vorbereitet. Im Kanton Zug unterstützte der Verein FRW Interkultureller Dialog mit Geflüchteten die nötige Vorarbeit für den Verein NCBI Schweiz mit dem Projekt «Unsere Stimmen».

Am 6. Juni war es dann so weit: In der Plenumssession wählte das Flüchtlingsparlament aus insgesamt 29 Kommissionsvorschlägen zu aktuellen Asylthemen zehn aus und präsentierte sie den anwesenden Schweizer Parlamentsmitgliedern aus mehreren Parteien. Die Themen betrafen die Bildung, die Kinderrechte, den Status der vorläufig aufgenommenen Flüchtlinge, sichere Fluchtwege, abgewiesene Asylsuchende und mehr. Die erarbeiteten Vorschläge sollen in die politischen und öffentlichen Debatten einfliessen.

Flüchtling möchte endlich ein Härtefallgesuch stellen

Für den Äthiopier Yesuf sei das wichtigste Anliegen, «endlich ein Härtefallgesuch stellen zu können und Papiere zu erhalten». Er beobachte, wie seine Kollegen, welche die nötigen Ausweise haben, an ihm vorbeiziehen und weiterkommen. «Es wäre ökonomisch und für die Gesundheit besser, ein normales Leben führen zu dürfen.» Yesuf spricht aus langer Erfahrung. Er lebt seit neun Jahren in der Schweiz, sieben davon verbrachte er als abgewiesener Asylsuchender in einer Notunterkunft, die er immer tagsüber verlassen musste. Die Session in Bern habe ihn mit Hoffnung erfüllt. Er ist dort Politikern begegnet, konnte mit ihnen sprechen und fühlte sich ernst genommen.

«Wie gern würde ich selber für meine Familie arbeiten und meinen Kindern etwas bieten. Ich habe grosses Potenzial – und darf nichts tun», sagt Melese aus Hünenberg. Auch er ist ein abgewiesener Asylsuchender, der seit acht Jahren in der Schweiz ist. «Es hat einfach gutgetan, sich äussern zu dürfen.»

«Als Mutter fühle ich mich betroffen»

Eine Flüchtlingsfrau aus dem Nahen Osten fühlte sich im Herzen angesprochen. Ihr zentrales Anliegen seien die Kinderrechte. Obwohl sie dankbar sei für die Sicherheit und Unterstützung, die sie hier erlebe, sei sie enttäuscht, dass die Menschenrechte in der Schweiz nicht für alle gelten würden. Die Genfer Grünen-Ständerätin Lisa Mazzone sagte: «Als Mutter fühle ich mich betroffen, wenn ich erfahre, dass ein geflüchtetes Kind nicht die gleichen Rechte bekommt. Ein Kind ist ein Kind.»

Der geflüchtete Amine Diare Conde, der den Dialog in Bern moderierte, habe ebenfalls eine Hoffnung: «Ab heute werden die Stimmen der Geflüchteten nicht mehr ignoriert. Sie möchten mitdenken und mitreden, weil sie direkt erleben, wie unser Asylwesen funktioniert – oder auch nicht.» Damit sich seine Hoffnung erfüllen könne, müssten sich aber nicht nur die Politiker in Bern angesprochen fühlen. Vielmehr müsse in den Kantonen, wo die Entscheide gefällt werden, der Prozess in Gang kommen. «Sprecht mit uns – nicht über uns», lautete eine Forderung.

Im Kanton Zug engagiert sich der Verein FRW Interkultureller Dialog auch weiterhin für das Projekt «Unsere Stimmen» und bietet mit seinen Begegnungsanlässen eine Plattform, damit Einheimische und Zugezogene miteinander ins Gespräch kommen können.

Für FRW Interkultureller Dialog: Mirjam Weiss

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