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Fischzuchtanlagen: Ein hartes Brot für Luzerner Bauern

Schnelles Geld lässt sich mit der Zucht von Speisefischen nicht verdienen. Das mussten schon einige Produzenten feststellen. Doch es gibt einen Markt für Fisch aus dem Stall – auch im Kanton Luzern.
Der Zander – hier ein junges Exemplar – ist einer der beliebtesten Speisefische. Bild: Getty

Eine Zeit lang dünkte es einem, jeder Bauer wolle bald statt Schwein und Poulet eine Fischzucht auf seinem Hof erstellen. Seit vor einigen Jahren die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen wurden, gab es neben erfolgreichen Projekten immer wieder spektakulär gescheiterte Vorhaben, was ein Blick ins Handelsregister des Kantons Luzern bestätigt. So war auf 23000 Quadratmetern etwa in Buttisholz eine grosse Zuchtanlage für Salzwasserfische geplant. Ende vergangenen Jahres musste die Betreiberin Ocean Swiss aber Insolvenz anmelden (wir berichteten).

Vom «Ende der Goldgräberstimmung» schreibt nun die Bauern Zeitung, weil eben viele gemerkt hätten, dass sich Schweizer Fisch weder von selber verkauft noch einfach in einem Becken gefüllt mit Wasser aufziehen lässt.

«Wir haben immer zu wenig Fisch»

Doch: Einige Fischzüchter konnten sich auch im Kanton Luzern erfolgreich etablieren. «Goldgräberstimmung war bei uns nie zu spüren», betont Guido Wicki. Der Landwirt aus Schüpfheim ist Leiter der Genossenschaft Regiofisch Zentralschweiz. Acht Fischzüchter, sieben Landwirte, die ihre Schweine- oder Geflügelmast durch eine Fischzuchtanlage ersetzt haben und ein Gewerbetreibender sind dort zusammengeschlossen. Sie betreiben die Fischzucht als Nebenerwerb. Dass es eine Nachfrage für Fisch aus der Schweiz gibt, davon ist Wicki überzeugt. «Wir haben immer zu wenig Fisch. Gesamthaft hätten wir im vergangenen Jahr über 50 Tonnen Fisch liefern können – diese Masse können wir aber nicht abdecken.» Man sei deshalb immer auf der Suche nach Bauern, die sich für eine Fischzucht auf ihrem Hof begeistern lassen. Regiofisch bietet Hilfe beim Umbau von Ställen, aber auch bei der Vermarktung an.

In der Landwirtschaftszone dürfen Fischzuchtanlagen bis zu einer Grösse von 10 Tonnen erstellt werden. Zur Zeit sei vor allem Zander gefragt, so Wicki, der in Flühli selbst eine Zucht betreibt. «Was fehlt, sind seriöse Anlagenbauer, die zu vernünftigen Preisen arbeiten.» In seiner Anlage stecken deshalb viele eigene Arbeitsstunden. Geholfen habe auch die Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungszentrum für Natur und Ernährung BBZN in Schüpfheim sowie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften Wädenswil. Je nach Voraussetzungen sei eine Fischzuchtanlage auf dem Hof für etwa 200 000 Franken realisierbar.

Für rund 75 Franken pro Kilo geht der «Königszander» aus Schötz von Reto Kaufmann und Thomas Muri über den Ladentisch. «Das ist etwa doppelt so viel, wie der importierte Fisch aus Osteuropa kostet», sagt Thomas Muri. Mit dem Verkauf unter der Marke «gourmet-fisch» startete man 2014. «Es braucht viel Herzblut und wer den schnellen Profit sieht, liegt mit einer Fischzucht definitiv falsch», betont er.

Zeit und Geld gelte es dabei nicht nur in die Anlage zu stecken, sondern auch ins Marketing. «Wir standen von Anfang an in Kontakt mit möglichen Abnehmern.» Den Hauptumsatz machen Kaufmann und Muri in der Gastronomie. «Fisch aus der Schweiz wird ein Nischenprodukt bleiben.» Weniger als fünf Prozent der über 70000 Tonnen Fisch, die bei uns verzehrt werden, stammt auch aus der Schweiz. Bei Gourmet-fisch läuft es aber so gut, dass man sogar daran denkt, die Anlage von Reto Kaufmann auszubauen– sie steht in der Dorfzone und darf eine Kapazität von mehr als 10 Tonnen haben.

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