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Luzern

Fettes Plus statt Minus – Horwer Rechnung schliesst erneut um 20 Millionen besser ab

Es hätte das erste negative Ergebnis seit mehreren Jahren werden sollen. Doch auch 2021 schreibt die Gemeinde Horw ein deutliches Plus. Finanzvorsteher Hans-Ruedi Jung sagt, warum.
Blick auf das Zentrum der Gemeinde Horw. (Bild: LZ)
Finanzvorsteher Hans-Ruedi Jung (Mitte). (Bild: PD)

Roman Hodel

Roman Hodel

Roman Hodel

«Die fetten Jahre sind vorerst vorbei.» Diesen Satz schrieb unsere Zeitung vor 18 Monaten und meinte damit die Budgets 2021 und folgende der Gemeinde Horw. Nach Jahren mit teils sehr hohen Überschüssen wegen Sondererträgen rutsche nun auch die Vorzeigegemeinde Horw in die roten Zahlen, hiess es. Ursprünglich rechnete man für 2021 mit einem Aufwandüberschuss von 4,6 Millionen Franken. Tatsächlich schliesst die Gemeinde die Jahresrechnung nun aber mit einem Ertragsüberschuss von 16,07 Millionen Franken. Will heissen: Um über 20 Millionen besser als budgetiert. Dies bei einem Gesamtaufwand von 92,83 Millionen Franken, wie die Gemeinde mitteilt.

Grund für das überraschende Ergebnis – auch das ist nicht neu – sind überdurchschnittlich hohe Dividendenausschüttungen von Horwer Firmenbesitzern. In den Jahren 2018 bis 2020 hatten diese sich die Dividenden aufgrund einer Erhöhung der Besteuerung auf Bundesebene früher auszahlen lassen. Finanzvorsteher Hans-Ruedi Jung (Mitte) sagte zwar mehrfach, dass dieser Effekt ab 2021 wegfalle.

Warum ist es nun doch nicht so? «Diese Steuerzahler machen ihre Dividendenausschüttungen vom Jahresverlauf ihrer Firmen abhängig und haben erst kurzfristig Ende Jahr entschieden, wie viel sie sich auszahlen. Das können wir nicht im Voraus wissen und es hat auch nichts mehr zu tun mit der Erhöhung der Besteuerung auf Bundesebene», so Jung. Allerdings habe die Gemeinde diese Sondererträge definitiv zum letzten Mal eingenommen, weil Top-Steuerzahlende wie bereits einmal angekündigt weggezogen sind.

Pandemie wirkt sich kaum auf Gemeindefinanzen aus

Derweil hielten sich die direkten Auswirkungen der Pandemie 2021 in Grenzen – das gilt sowohl für den Steuerertrag als auch die wirtschaftliche Sozialhilfe. Der Gemeinderat genehmigte gebundene Kreditüberschreitungen von 1,6 Millionen Franken wegen Corona, höherer Ergänzungsleistungen und höherer Pflegekosten. Der Personal- und Sachaufwand liegt total 5,5 Prozent unter dem Budget. Darin sei jedoch der Abbau von Rückstellungen in der Höhe von 2,2 Millionen enthalten.

Dank des guten Ergebnisses steigt das Eigenkapital der Gemeinde um 15,3 Millionen auf 252,9 Millionen Franken. Auch konnte sie aufgrund der guten Liquidität die Darlehen um 8 Millionen auf noch 60 Millionen Franken reduzieren. Die Kennzahlen bewegen sich laut Jung alle «im grünen Bereich». Die Selbstfinanzierung liegt bei 227,2 Prozent und das Nettovermögen bei 2333 Franken pro Einwohnerin respektive Einwohner.

Einen positiven Einfluss hat das erneut gute Ergebnis nicht zuletzt auf die Finanzstrategie 2026. So kann die Nettoverschuldung im gesamten Planungshorizont unter dem festgelegten Grenzwert von 2500 Franken pro Kopf gehalten werden. Auch das Eigenkapital werde den festgelegten Grenzwert von mindestens 80 Prozent des Verwaltungsvermögens klar übertreffen.

Noch höhere Zahlungen in den Finanzausgleich

So erfreulich die hohen Steuererträge der letzen Jahre sind – sie führen von 2022 bis 2025 zu hohen Zahlungen in den kantonalen Finanzausgleich. Der erneut überraschend positive Abschluss 2021 zementiert dies zusätzlich. Deshalb rechnet Horw weiterhin mit defizitären Rechnungsabschlüssen – für 2022 ist ein Minus von 4,04 Millionen Franken vorgesehen. Jung sagt dazu:

«Ich weiss, dass meine Glaubwürdigkeit nach den wiederholt überraschend positiven Abschlüssen etwas untergraben ist, aber ich muss jeweils von einem realistischen Szenario ausgehen.»

Er schliesse deshalb nicht aus, dass die Resultate der nächsten Jahre ebenfalls besser ausfallen werden. Trotzdem bleibt der Steuerfuss bei 1,45 Einheiten – vorerst. Laut Jung werde die Gemeinde zwar beim Finanzplan diesen Frühling über die Bücher gehen und das Eigenkapital sei in der Tat hoch: «Andererseits fehlen uns die ausserordentlichen Steuererträge der letzten Jahre – noch ist kein Ersatz in Sicht – und es stehen hohe Investitionen an etwa für das Schulhaus Allmend.» Deshalb könne er eine Steuerfusssenkung zurzeit weder in Aussicht noch in Abrede stellen.

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