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Luzern

Fehlende Lehrmittel verärgern Luzerner Seklehrer

Im kommenden Schuljahr wird im Kanton Luzern auf der 1. Sek der Lehrplan 21 eingeführt. Die Lehrer mussten Kurse besuchen und den Unterricht neu planen – zum grossen Frust fehlt es aber noch an Lehrmitteln.
Auf der Sekundarstufe werden Schüler ab dem nächsten Schuljahr nach dem Lehrplan 21 unterrichtet. (Symbolbild: Benjamin Manser/St. Galler Tagblatt)

Yasmin Kunz

Was die Luzerner Primarschüler- und deren Lehrpersonen schon hinter sich haben, folgt nach den Sommerferien auf der Sekundarstufe. Im Kanton Luzern müssen ab dem neuen Schuljahr alle 1. Sekundarklassen nach dem Lehrplan 21 unterrichtet werden. Im neuen Lehrplan wird der Bildungsauftrag an die Volksschule kompetenzorientiert formuliert. Im Zentrum steht also die Verbindung von Wissen und Können. Die Schüler werden dahingehend beurteilt, ob sie das Wissen in die Praxis überführen können. Der Lehrplan 21 gilt für die gesamte Deutschschweiz und hat zum Ziel, die Lernziele aller 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantone zu harmonisieren.

Alle 1340 Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe I im Kanton Luzern mussten im vergangenen und im laufenden Jahr entsprechende Kurse besuchen. Aufwand: zwischen 20 und 40 Stunden. Grund für die Kurse sind unter anderem neue Lehrmittel, die im Zuge des Lehrplanwechsels konzipiert wurden.

Kurse fanden teils ohne aktuelles Lehrmittel statt

Die Lehrer sind also parat für den Unterricht nach Lehrplan 21. Etwas anders sieht es bei den Lehrmitteln aus, wie ein Blick auf die entsprechende Liste zeigt. Im Fach Medien und Informatik erscheint das Lehrmittel beispielsweise erst im Frühjahr 2020. Gleiches gilt für zwei Teilbereiche des Fachs Lebenskunde/Religion/Ethik. Teils, so melden das Seklehrpersonen, hätten die Fortbildungen zum neuen Lehrplan ohne aktuelles Lehrmittel stattgefunden, weil diese noch nicht fertiggestellt waren – so etwa im Fach WAH (Wirtschaft, Arbeit und Haushalt) oder Naturlehre. Die beiden Lehrmittel sind mittlerweile erhältlich.

Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung und zugleich Präsident der kantonalen Lehrmittelkommission, bestätigt den Umstand. Er weist jedoch darauf hin, dass die noch nicht vorhandenen Lehrmittel fakultativ sein werden. Heisst: Die Lehrer können auch andere Lehrmittel für den Unterricht verwenden oder selber Unterrichtsmaterial gestalten. In den genannten Fächern wolle man den Pädagogen auch gewisse Freiheiten einräumen, betont Vincent. Er hält zudem fest, dass die Hauptlehrmittel verfügbar sind. In anderen Kantonen, die den Lehrplan 21 früher eingeführt haben, war dies nicht der Fall. Die Kantone Ob- und Nidwalden haben den neuen Lehrplan auf allen Stufen bereits im Schuljahr 2017/18 eingeführt. Der Kanton Zug wird ihn ab kommendem Schuljahr umsetzen.

Lehrer müssen selber Unterlagen zusammenstellen

Für viele Seklehrer sind die fehlenden Unterlagen ein Frust: Nun müssen sie zur Überbrückung selber Unterrichtsmaterial zusammenstellen. «Das macht wenig Sinn», findet auch Alex Messerli. Er ist Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands, kurz LLV. Messerli relativiert aber zugleich: «Die Entwicklung neuer und guter Lehrmittel dauert Jahre, weil der Anspruch an Lehrmittel hoch ist: So müssen sie die Unterstützung durch den Computer ermöglichen, der integrativen Förderung und dem selbstgesteuerten Lernen Rechnung tragen.» Ferner betont er, dass Lehrmittel für den Unterricht von grosser Bedeutung sind, weil sie den Lernprozess unterstützen. Das Wichtigste seien aber nach wie vor die Lehrpersonen. Dass betroffene Pädagogen etwas verärgert sind über die noch fehlenden Lehrmittel, kann er nachvollziehen.

«Es bedeutet nebst der Einführung des neuen Lehrplans einen weiteren Mehraufwand.»

Erste Bilanz folgt Ende Schuljahr

Messerli, selber Primarlehrer, musste vor zwei Jahren auf den Lehrplan 21 umstellen. Im Kanton Luzern wird der kompetenzorientierte Lehrplan – im Gegensatz zu anderen Kantonen – gestaffelt eingeführt. Aus eigener Erfahrung weiss er, dass die Umsetzung des Lehrplans 21 mit viel Aufwand verbunden ist. Der neue Lehrplan umfasst gemäss Messerli 500 Grundkompetenzen. «Alleine das Lesen dauert Stunden.» Den Lehrplan 21 in die Praxis zu überführen, benötigt eine gewissen Zeit. In der Primarstufe endet nun das zweite Jahr, das nach neuem Lehrplan durchgeführt wurde. Eine Bilanz kann Alex Messerli allerdings erst ziehen, wenn der erste Durchgang abgeschlossen ist. Das ist Ende des laufenden Schuljahres der Fall.

Charles Vincent hingegen wagt eine Zwischenbilanz und bezieht sich dabei auf Aussagen aus der Lehrerschaft, wobei die Umsetzung «gut» funktioniere. Das sei vor allem auf die lange und solide Vorbereitung zurückzuführen, so Vincent. Für den Dienststellenleiter der Volksschule steht deshalb ausser Zweifel, dass die Einführung des Lehrplans 21 auf der 1. Sekundarstufe ebenfalls gelingen wird. Auf der 2. und 3. Sekundarstufe wird der Lehrplan in den nächsten zwei Schuljahren eingeführt.

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