Charly Keiser
Charly Keiser
«Da mit Urs Hürlimann und mir die zwei FDP-Vertreter ausscheiden, setze ich mich natürlich für die beiden neuen FDP-Kandidaten ein. Wichtig finde ich, dass auch Frauen vertreten sind.» Dies schreibt Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel in einem offenbar breit gestreuten Mail an bürgerliche Leute aller Parteien, wie unserer Zeitung zugetragen wurde. Im Mail mit der Fussnote «Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zug» wirbt Michel dafür, sich «mit der Veröffentlichung des Namens auf der Homepage von Silvia Thalmann von der CVP und in Inseraten» einverstanden zu erklären.
Ein Blick auf ein grosses Inserat Silvia Thalmanns vom Donnerstag zeigt, dass dort nebst vor allem CVP-Mitgliedern, einige FDP-Exponenten, eine alt SVP-Kantonsrätin und Michels Frau Christina aufgeführt sind.
Private Angelegenheit
Das besagte Mail sei an einen kleinen, persönlichen Bekanntenkreis verschickt worden; es handle sich um meine private Angelegenheit, schreibt Michel auf Nachfrage. Gerade in einer liberalen Partei seien solche individuellen Freiräume möglich, schreibt Michel. «In demselben Mail habe ich unseren beiden FDP-Kandidaten meine Unterstützung zugesagt und damit in Nicht-FDP-Kreisen für diese geworben.» Er stehe für die FDP-Kandidaten ein und werbe öffentlich und mit persönlichem Einsatz für diese, schreibt Michel und verweist auf das gestrige Inserat in der «Zuger Zeitung». «Heute stehe ich mit beiden FDP-Kandidaten ab 14 Uhr am Bundesplatz.» Für weitere Personen werbe er nicht und gebe auch keine Beurteilung über diese oder die Zusammensetzung des künftigen Regierungsrates ab, antwortet Michel, der auf weitere Fragen der «Zuger Zeitung» nicht eingehen will.
Fragen bleiben unbeantwortet
Unter anderem bleibt eine Frage, ob die Unterstützung der politischen Konkurrenz der FDP, die Wahl der freisinnigen Regierungsratskandidaten Andreas Hostettler und Florian Weber gefährde, unbeantwortet. Ebenso jene, ob er durch die offensichtliche Unterstützung der CVP-Kandidatin Thalmann und der zwei FDP-Kandidaten der Ansicht sei, dass die Linke, die mit 13,6 Prozent Wähleranteil rund einen Siebtel der Wähler hinter sich weiss, nicht mehr im Regierungsrat vertreten sein soll.
FDP-Parteipräsident und Regierungskandidat Andreas Hostettler stellt sich mit derselben Argumentation wie Michel hinter den amtierenden Regierungsrat. «Das Mail von Regierungsrat Matthias Michel ging an einen kleinen, persönlichen Bekanntenkreis. Es handelt sich damit um eine private Angelegenheit von Matthias Michel als Privatperson. In seinem Mail hat er den beiden FDP-Kandidaten seine vollste Unterstützung zugesagt und damit auch bei Nicht-FDP-Parteimitgliedern für diese geworben. Grundsätzlich zeichnet die FDP eine liberale Denk- und Grundhaltung aus, bei der jeder sagen und denken kann, was er für richtig hält.»
Durch das Mail kann der Eindruck entstehen Regierungsrat Michel wolle sich mit der Wahlempfehlung von Silvia Thalmann allenfalls bei der CVP beliebt machen, um 2019 deren Stimmen und Unterstützung für einen möglicherweise angestrebten Sitz im Ständerat zu bekommen. Er habe immer gesagt, dass dies eine Option sei – nicht mehr und nicht weniger, antwortet der Volkswirtschaftsdirektor. «Da weder meine Entscheidung noch diejenige eines möglichen Rücktritts von Ständerat Joachim Eder gefallen sind, stellt sich die Frage heute nicht und es gibt entsprechend auch keinen Zusammenhang meines Mails mit einem allfälligen Wahlkampf.»