Albert Krütli
Das 45. Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ist bereits wieder Geschichte. Die vielen Heile-Welt-Bilder, die während der drei Tage in Zug zu sehen waren, werden aber noch lange in bester Erinnerung bleiben. So die sechs jungen Zentralschweizer aus dem Wiggertal, die das Fest auf ihre Art und Weise zelebrierten. Sie gehörten zu den unzähligen Fans, die ohne Tickets blieben – macht nichts. Am Samstag richteten sie sich draussen vor der Arena an einem Holztisch im Schatten gemütlich ein. Eine wunderbare Speckseite wurde aufgeschnitten und zusammen mit einem Butterzopf genüsslich verzehrt. Dazu gab es Weisswein, Bier, Most oder Mineralwasser. Ein Laptop sorgte dafür, dass die aufgestellte, fröhliche Truppe jederzeit im Bild war, was sich in der mit 56 500 Zuschauern ausverkauften Zuger Arena abspielte. Dazwischen wurden Sprüche geklopft und das sportliche Geschehen mehr oder weniger fachmännisch kommentiert.
Auch Edwin Betschart (Bild links), der Technische Leiter 1 des Zuger Kantonalen Schwingerverbandes, hatte für das dreitägige Spektakel nur Superlative übrig. «Das war ein Top-Anlass, perfekt organisiert – nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für die Schwinger.» Viel Freude bereiteten ihm zudem seine zehn Athleten. Für unsere Zeitung bilanziert er die Auftritte der Zuger Schwinger am Eidgenössischen.
Und das sind die Zuger Kranzgewinner:
3b. Pirmin Reichmuth (Cham) 77.00 Punkte
Pirmin galt als einer der Topfavoriten und stand damit extrem unter Druck – vor allem vor seinem Heimpublikum. Am ersten Tag hat er denn auch Nerven gezeigt und musste eine Niederlage und einen Gestellten hinnehmen, womit sein Traum vom Sieg bereits vorbei war. Danach konnte er befreit schwingen und hat dabei gezeigt, was er drauf hat.
6b. Marcel Bieri (Edlibach) 76.00 Punkte
Für Marcel war von Vorteil, dass Pirmin im Rampenlicht stand. Er konnte damit mit dem Druck viel besser umgehen. Er ist ganz einfach ein ruhiger, cooler Typ, der im richtigen Moment bereit war und eine ganz starke Leistung zeigte.
Ohne Kranz:
14a. Marco Reichmuth (Cham) 74.00 Punkte
Marco ist unter den Erwartungen geblieben, ich habe ihm den Kranz zugetraut. Möglich, dass ihm der Fehlstart seines Bruders selber zu denken gegeben hat. Marco hat leider nie richtig in den Wettkampf gefunden.
15g. Rainer Betschart (Walchwil) 73.75 Punkte
Schade, dass es ihm nicht zum Kranz gereicht hat. Im 7. und 8. Gang hatte er die Chance dazu, aber leider verlor er beide Kämpfe. Trotzdem hat er überrascht, der Kranzgewinn wäre sensationell gewesen.
20e. Remo Betschart (Walchwil) 72.50 Punkte
Remo konnte sein Potenzial nicht ganz ausschöpfen. Ich habe von ihm zwar nicht gerade den Kranz erwartet, aber etwas weiter vorne habe ich ihn schon gesehen.
20g. Christian Bucher (Finstersee) 72.50 Punkte
Er ist in sein erstes Eidgenössisches gut gestartet, mit seinem Abschneiden darf er zufrieden sein – zumal ihn am zweiten Tag eine leichte Schulterverletzung etwas behinderte.
Nur 6 Gänge:
27b. Noe Van Messel (Oberägeri) 54.00 Punkte
Der erst 17-Jährige ist mit viel Vorschusslorbeeren gestartet. Das grosse Talent hat sich viel vorgenommen, musste aber eine Enttäuschung einstecken. Die vielen und langen Gänge haben ihm zu schaffen gemacht. Im Hinblick auf seine Zukunft war das aber eine gute Erfahrung.
29a. Pascal Nietlispach (Buonas) 53.50 Punkte
Pascal hat in dieser Saison den Rigi-Kranz gemacht, ist in Zug aber unter den Erwartungen geblieben. Ich habe ihm schon zugetraut, dass er die acht Gänge absolvieren könnte.
30f. Dominik Waser (Alosen) 53.25 Punkte
Er musste leider einer Verletzung wegen vorzeitig aufgeben. Bis dahin war seine Leistung okay.
Nur 4 Gänge:
37l. Roland Reichmuth (Cham) 35.50 Punkte
Dem weniger kräftigen Zwillingsbruder von Marco hat ein Viertelpunkt zum Weiterkommen gefehlt. Aber für ihn war es natürlich ebenfalls ein spezielles Erlebnis, mit seinen beiden Brüdern an einem Eidgenössischen dabei zu sein.
Die zehn Zuger Schwinger haben zwei Kränze geholt, prozentual ist das eine ganz starke Leistung. «Das ist wirklich eine geniale Ausbeute für unseren kleinen Verband. Vor drei Jahren gewann Pirmin Reichmuth als einziger Zuger den Kranz, vor sechs und neun Jahren gingen wir sogar leer aus.»
Der neue König heisst Christian Stucki. Der 34-jährige Berner bezwang im Schlussgang den 22-jährigen Entlebucher Joel Wicki nach nicht einmal einer Minute mit Kurz. Damit bleibt der Zuger Harry Knüsel der einzige Innerschweizer Schwingerkönig (1986). Das ist für Betschart allerdings ein schwacher Trost, er hätte nur allzu gerne Joel Wicki als Sieger gesehen. In drei Jahren geht das 46. Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Pratteln über die Bühne. «Dann stellt die Innerschweiz endlich den zweiten Schwingerkönig, dann muss es einfach mal klappen», ist Edwin Betschart überzeugt.