Jérôme Martinu
Über 1000 Zuschauer und Akteure nahmen am Einsiedler Fasnachtsumzug teil, vielleicht gar noch viel mehr. Corona-Schutzmassnahmen wurden bewusst ignoriert. Feststimmung, ein Grossanlass wie man es aus nicht-pandemischen Zeiten kennt – und wie es derzeit verboten ist. «In der Zentralschweiz die Fasnacht zu verbieten ist nicht möglich», sagt der Schwyzer CVP-Nationalrat Alois Gmür, selber in Einsiedeln dabei. Hat er recht? Die fünfte Jahreszeit ist zwar anarchisch, wild und vor allem in den Hochburgen Innerschweiz und Basel ein Lebensgefühl. Vieles an der Fasnacht passiert einfach, ist unorganisiert. Genau darum hätte man vorsorgen müssen.
Nicht nur in Einsiedeln, sondern vielerorts in Schwyz wurde gefasnächtelt. Kein Wunder! Denn die Behörden haben es trotz Pandemie unterlassen, im Vorfeld Klartext zu reden. Und nun bemüht sich der Schwyzer Regierungsrat hilflos – «Es gibt kein Ausgehverbot in der Schweiz» –, die Geschehnisse kleinzureden. Im Hotspot Luzern hingegen hatten Stadtrat, Polizei, grosse Fasnachtvereinigungen und letztlich doch auch noch der Regierungsrat wiederholt zum Fasnachtsverzicht aufgerufen und an die Vernunft appelliert – mit Erfolg.
In Schwyz haben sich die Verantwortlichen bewusst darum foutiert. Tradition hin oder her: Damit erweisen sie nicht nur der Fasnacht und vielen anderen Anlässen einen Bärendienst, sondern schaden auch den aktuellen Bestrebungen für eine baldige Lockerung der Eindämmungsmassnahmen.