Simon Mathis
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Der geplante Abbruch der Soldatenstube am Stadtluzerner Murmattweg 2 bewegt die Gemüter. SP und Grüne werfen dem Stadtrat vor, er wolle Wohnraum auf Vorrat abbrechen. Nun weist die IG Industriestrasse per Mitteilung auf ein weiteres Vorhaben hin, das als «Abriss auf Vorrat» zu bezeichnen sei. Der Stadtbetrieb EWL wolle den Altbau an der Industriestrasse 16 rückbauen:
«Obwohl es noch Jahre dauern wird, bis auf dem EWL-Areal gebaut wird, verschwindet nun wertvoller Wohnraum», heisst es in der Mitteilung der IG. Dass die städtische EWL Wohnraum auf Vorrat abreissen wolle, sei schon Skandal genug.
«Wird noch eine allfällige Abrissbewilligung ausgesprochen, zeugt das von nichts weniger, als einem Kurswechsel der städtischen Wohnpolitik.»
Zudem widerspreche ein solches Vorgehen dem Sinn und Geist der Initiative «Für eine lebendige Industriestrasse», die im Herbst 2012 von der Bevölkerung angenommen wurde – gegen den Widerstand des Stadtrates, wie die IG anmerkt. Die Interessengemeinschaft fordert von der Stadtluzerner Baudirektion, eine Abrissbewilligung zu verweigern. Die IG wolle «eine Abkehr von der städtischen Wohn- und Quartierpolitik sprichwörtlich mittels Abrissbirne» verhindern.
Areal wird für Ausbau der See-Energie benötigt
EWL bestätigt auf Anfrage, dass das Gebäude Industriestrasse 16 rückgebaut werden soll. Das soll im April geschehen, ein Abbruchgesuch liege vor. Ein Abbruch auf Vorrat hingegen sei es nicht. Mediensprecherin Esther Schmid schreibt:
«Die Fläche wird für logistische Zwecke benötigt, damit EWL die geplanten Bauvorhaben zum Ausbau des ökologischen See-Energie-Netzes in diesem Gebiet planmässig realisieren kann.»
Denkmalpflegerisch sei das Gebäude nicht relevant. Die Mieterinnen und Mieter habe man bereits im Juni 2018 über den Abriss informiert. Einen befristeten Mietvertrag habe man mehrmals verlängert – zuletzt bis zum 31. März 2021.
Überbauung des EWL-Areals verzögert sich
Mittelfristig soll nicht nur diese Liegenschaft, sondern das gesamte Areal rundherum neu überbaut werden. Im Projekt «EWL-Areal» sind Genossenschaftswohnungen und Pflegezimmer vorgesehen. Auch Teile der Stadtgärtnerei und des Strasseninspektorats sollen dort Platz finden. Zudem gehört ein grosses Sicherheitszentrum für Feuerwehr, Polizei, Zivilschutz und Kantonsspital zum ursprünglichen Bauvorhaben. Die geplante Leitzentrale für die Blaulichtorganisationen wird nun aber doch nicht auf dem EWL-Areal realisiert, wie die Luzerner Regierung kürzlich entschieden hat. Allgemein wird der Sicherheitsstützpunkt kleiner ausfallen als ursprünglich vorgesehen.
Deshalb geht EWL noch einmal über die Bücher und prüft, wie die für die Blaulichtorganisationen geplanten Flächen andersweitig genutzt werden können. Das bedeutet eine Verzögerung der ganzen Überbauung um mehrere Jahre; der Baustart erfolgt nun 2024 statt 2022. EWL rechnet damit, dass die erste Etappe der Überbauung 2025 fertig sein wird, die zweite 2027.