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Nidwalden

Es fehlt die Praxis: Gastro-Lehrlinge sorgen sich vor ihrer LAP

Die Restaurants sollen noch mindestens bis April geschlossen bleiben. Doch schon bald haben die Lehrlinge ihre Abschlussprüfungen. Der Nachwuchs ist besorgt. Es fehlt an Routine.
Der Lockdown ist besonders bitter für Gastro-Lehrlinge: Die angehende Restaurationsfachfrau Giulia Droll (links) und die angehende Köchin Isabella Martins stehen kurz vor ihrer Lehrabschlussprüfung. (Bild: Anian Heierli (Hergiswil, 19. Februar 2021) )
Isabella Martins (links) und Giulia Droll zusammen mit ihrem Lehrmeister Aldo Schmid in der leeren Küche des Glasi-Restaurants Adler in Hergiswil. Normal wird hier bürgerliches Essen gekocht. (Bild: Anian Heierli (Hergiswil, 19. Februar 2021) )
Alois Keiser hofft auf die Petition «Beizen für Büezer». Er sagt: «Dann können die Lehrlinge wieder Praxis sammeln.» (Bild: Anian Heierli (19. Februar 2021))

Anian Heierli

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Anian Heierli

In wenigen Wochen starten die praktischen Lehrabschlussprüfungen. Ausnahmen gibt es keine – auch nicht für angehende Köche und Servicefachkräfte. Obwohl sie zurzeit wegen des Lockdowns nicht im Betrieb üben können. Den Lehrlingen der Gastrobranche fehlen deshalb gut vier Monate Praxiserfahrung. Hinzu kommt, dass der Bundesrat die Schliessung der Restaurants noch bis mindestens April verlängern will. Eine rasche Besserung der Situation ist also nicht in Sicht.

Für die Berufseinsteiger ist das mehr als ärgerlich. Denn Fakt ist: Bereits beim Karriere-Start werden ihnen so Steine in den Weg gelegt. «Ich habe Freude an meiner Arbeit und will wieder in den Betrieb», sagt Isabella Martins. Die junge Frau ist im 3. Lehrjahr zur Ausbildung als Köchin. Ihren Vertrag hat sie beim Glasi-Restaurant Adler in Hergiswil, das bekannt ist für gutbürgerliche Küche. Sie betont: «Klar möchte ich wieder im Betrieb arbeiten. Am besten so schnell wie möglich. In zwei Monaten ist ja schon meine LAP.»

Jetzt während des Lockdowns besucht sie die Gewerbeschule und büffelt zu Hause Theorie. Etwas Praxiserfahrung holt sie sich zusätzlich auf dem Betrieb ihres Vaters, der zurzeit Take-away anbietet. Ihr Lehrmeister und Küchenchef beim «Adler» in Hergiswil ist Aldo Schmid. Zur Unterstützung hat er in den letzten Wochen auch privat mit Lehrtochter Martins gekocht. «Das ist besser als nichts», so Schmid. «Es ist aber keine ideale Lösung.» Ganz allgemein macht er sich grosse Sorgen um die angehenden Berufsleute: «Es tut mir sehr leid für die Jungen. Es fehlt ihnen an Routine und Erfahrung.» Schmid weiss, wovon er spricht. In seiner Karriere hatte er rund 60 Köche ausgebildet. Er sagt stolz:

«Noch keiner meiner Lehrlinge hat die Prüfung nicht bestanden.»

Insgesamt beschäftigt das Glasi-Restaurant Adler sechs Lehrlinge. Drei absolvieren die Ausbildung als Koch/Köchin und drei als Restaurantfachmann/-frau. Eine von ihnen ist Giulia Droll. Für sie ist die Lage besonders schwierig, denn privat kann sie keine Erfahrung im Service sammeln. Ihre praktische Prüfung ist am 19. Mai. «Ich mache mir deshalb grosse Sorgen», sagt sie. Die freie Zeit könne sie nicht geniessen. Sowieso habe sie sich für den Beruf entschieden, weil sie gerne Kontakt mit Leuten habe. Für sie steht fest:

«Umso näher der Prüfungstermin rückt, umso grösser wird meine Angst.»

Alois Keiser, Pächter auf dem «Adler», spricht noch ein weiteres Problem an:

«Fürs kommende Jahr haben wir noch keinen neuen Lehrling. Obwohl es Interessenten gibt.»

Grund: Er kann, wenn der Betrieb geschlossen ist, keine Schnupperwochen durchführen. Diese wären aber für beide Seiten sehr wichtig, um festzustellen, ob die Chemie zwischen Lehrling und Betrieb stimmt. Keiser sieht als möglichen Ausweg die Petition «Beizen für Büezer» der Obwaldner SVP-Nationalrätin, die aktuell von Bundesbern besprochen wird. Die Idee: Beizen sollen am Mittag Arbeiter bekochen, die zurzeit draussen in der Kälte und auf der Baustelle «chrampfen». Das wäre eine Win-win-Situation sowohl für die «Büezer» als auch für jene Gastronomen, die mitmachen würden.

«Das Finanzielle wäre die falsche Motivation»

Und Keiser würde sofort mitmachen. «Vor allem, damit die Lehrlinge wieder Praxiserfahrung sammeln können», sagt er. «Nur das Finanzielle wäre die falsche Motivation.» Er schätzt, dass man pro Mittag jeweils 30 bis 40 Arbeiter bekoche. Das würde reichen, um die jungen Berufsleute zu beschäftigen. Diesen würde er dann auch den Vorrang beim Arbeiten lassen.

Insgesamt beschäftigt er mit den Lehrlingen 25 Mitarbeiter. Sie alle hoffen darauf, dass der Lockdown bald zu Ende ist. Dann will man so rasch wie möglich den Betrieb wieder auf 100 Prozent hochfahren.

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