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Lungern

Es brodelt im Gemeinderat

In der kleinsten Obwaldner Gemeinde kündigte wenige Tage nach dem Rücktritt des Finanzchefs auch noch der Gemeindeschreiber und Geschäftsführer.  Reden wollen die Verantwortlichen nicht.
Gibt sich zugeknöpft: Gemeindepräsident Albert Amgarten. (Bild: Robert Hess, (Lungern, 31. Juli 2018)
Die dünne Medienmitteilung. (Repro OZ)

Franziska Herger

Die Gemeinde Lungern muss sich bald nach einem neuen Gemeindeschreiber umsehen. Adrian Truttmann hat nach gut sechs Jahren im Amt per Ende Juli gekündigt. Aus persönlichen Gründen, wie die Einwohnergemeinde gestern mitteilte. Der 42-jährige Buochser war seit Anfang 2013 als Gemeindeschreiber angestellt, nachdem er zuvor als Gemeindeschreiber-Stellvertreter in Stans tätig gewesen war.

Die Nachricht über die Kündigung kommt nur wenige Tage, nachdem der sofortige Rücktritt von Gemeinderat Franco Castelanelli (CVP) bekannt wurde) – ebenfalls aus persönlichen Gründen. Der Vorsteher des Departements Finanzen war seit 2014 im Amt.

Kündigung und Rücktritt seien Zufall, so der Gemeindepräsident

Gleich zwei Rücktritte innert so kurzer Zeit, das wirft Fragen auf. Brodelt es etwa im Lungerer Gemeinderat? Adrian Truttmann war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Franco Castelanelli wollte auf Anfrage nicht näher auf die Gründe für seinen Rücktritt eingehen. Sie seien jedoch weder gesundheitlicher noch familiärer Natur, sondern hätten mit seiner Tätigkeit als Finanzchef im Gemeinderat zu tun, sagt der Projektleiter bei der CKW. Für weitere Informationen verweist er – wie die Medienmitteilung zu seinem Rücktritt und diejenige zur Kündigung des Gemeindeschreibers (siehe auch Bild) – auf Gemeindepräsident Albert Amgarten.

Dieser jedoch gab sich auf Anfrage gestern bedeckt. Die Kündigung und der Rücktritt innert so kurzer Zeit seien «Zufall». «Weiter möchte ich das nicht ausführen und bleibe dabei: Es handelt sich in beiden Fällen um persönliche Gründe.» Es bestehe auch kein Zusammenhang mit der Klausur vom 26. März, in welcher der Gemeinderat und die Geschäftsleitung Schwerpunkte bis Ende 2020 definiert hätten, sagt der Gemeindepräsident. In der Tat hatte Franco Castelanelli seinen Rücktritt dem Gemeinderat bereits am 22. März mitgeteilt und nahm an der Klausur gar nicht mehr teil.

CVP will bis zur Klärung keinen Nachfolger suchen

Die beiden Rücktritte kämen unerwartet, sagt CVP-Präsident Niklaus Vogler. «Wir wüssten gerne, warum der Gemeindeschreiber gekündigt hat und sind daran, das abzuklären», meint der Ortsparteichef, der auch im Kantonsrat sitzt. Er habe mit Franco Castelanelli geredet. Ohne direkt auf das Gespräch einzugehen, sagt Niklaus Vogler:

«Man merkt, dass im Lungerer Gemeinderat nicht alles so läuft, wie es sollte.»

Insbesondere habe er den Eindruck, das 2016 eingeführte Geschäftsführungsmodell funktioniere noch nicht reibungslos. «Damit müsste die Arbeit eines Gemeinderates, der ja nur noch strategisch tätig ist, eigentlich überschaubar sein.» Denn das operative Tagesgeschäft übernehmen seit der Einführung die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung unter Leitung des Geschäftsführers – Gemeindeschreiber Adrian Truttmann. «Gemeinderat und Verwaltung müssen harmonieren», findet Niklaus Vogler.

Mit Castelanellis Rücktritt hat die CVP nur noch einen Sitz im Gemeinderat. 2018 waren es noch drei. Bis man mehr wisse über die Gründe für Adrian Truttmanns und Franco Castelanellis Rücktritte, wolle die CVP jedoch keinen Nachfolger für letzteren suchen, so Vogler. «In nächster Zeit wird der Gemeinderat mit sechs Köpfen auskommen müssen.» Er schliesst auch nicht aus, dass die Verkleinerung des Gemeinderats auf fünf Mitglieder erneut diskutiert werden müsse. «Ich bin zwar eigentlich nicht dafür. Die Meinungsvielfalt ist mit sieben Gemeinderäten einfach grösser.»

Kandidaten für einen Gemeinderatssitz zu finden, ist in der kleinsten Obwaldner Gemeinde mit 2100 Einwohnern nicht immer einfach: 2018 und 2016 meldete sich für einen frei werdenden Sitz jeweils kein einziger Kandidat.

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